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Feuerwehr Bad Kissingen: Frust durch falschen Alarm


Autor: Robert Wagner

Bad Kissingen, Sonntag, 05. Februar 2017

Wer einmal lügt, dem muss die Feuerwehr trotzdem glauben. Fehlalarme machen den Brandbekämpfern zu schaffen.
Sobald ein Brand gemeldet wird, muss die Feuerwehr ausrücken. Egal ob es stimmt.  Foto: Benedikt Borst


Kreisbrandinspektor Harald Albert erinnert sich an einen Einsatz zurück. Um 17 Uhr erreichte ihn ein Notruf. Ein Brand in Bad Kissingen."Ich habe gleich an einen Fehlalarm gedacht", erzählt Albert. Auf dem Weg zum Einsatz habe er keine Anspannung gespürt. Und dann? Dann brannte es doch. "Wir sind da gebrannte Kinder. Deshalb gehen wir jeden Einsatz an, als sei er echt."

Dabei waren von 250 Einsätzen der Feuerwehr Bad Kissingen im letzten Jahr ganze 56 Fehlmeldungen. In jedem fünften Fall rückten die roten Einsatzwagen umsonst aus. Im gesamten Landkreis gab es 198 Mal blinden oder falschen Alarm. "Für die Feuerwehrmänner ist das eine enorme psychische Belastung", sagt Albert. Die freiwilligen Helfer müssen ihre Arbeit verlassen oder werden mitten in der Nacht geweckt. Bei einem Fehlalarm verliere man so gut und gerne eine Stunde Zeit.


Frustration ist hoch

"Das ist nicht nur für uns frustrierend, sondern auch für die Arbeitgeber", erklärt Kreisbrandrat Benno Metz. Die Zusammenarbeit mit den Arbeitgebern der ehrenamtlichen Feuerwehrmännern sei aber sehr gut, betont Harald Albert. "Sie stehen uns sehr positiv gegenüber." Rein rechtlich können sich die Arbeitgeber ihre Lohnzahlungen von den Gemeinden erstatten lassen. Solche Forderungen seien allerdings selten, erklärt Albert.

Doch wie kommt es eigentlich zu einem Fehlalarm? "Missbräuchliche Fehlalarme sind selten", betont Metz. Nur sieben Fälle "böswilligen Alarms" hat es im vergangen Jahr gegeben. Albert erinnert sich an einen Fall, bei dem ein Patient in einer Klinik absichtlich den Alarm ausgelöst habe, wahrscheinlich aus Frust.


Häufig Menschliche Fehler

Im überwiegenden Teil der Fälle sind hingegen menschliche oder technische Fehler schuld. In 24 der 56 Fehlmeldungen in Bad Kissingen sind technische Störungen ursächlich gewesen. "Mittlerweile gibt es gute Geräte, die beispielsweise Rauch, Staub und Wasserdampf besser unterscheiden können", erklärt Albert. Doch die kosten natürlich dementsprechend mehr.

Sowieso könnten viele Fehlalarme verhindert werden: Da wird bei Bauarbeiten direkt neben Brandmeldern geschweißt oder gesägt. Bei einer Großküche wird die Brandschutztür mit einem Keil offen gehalten und der Dampf löst den Alarm aus.

Harald Albert weiß von Fällen, bei denen schon beim Einbau Fehler gemacht wurden: Da wurden Melder direkt am Ausgang zur Sauna angebracht oder bei einem Fenster über einer Brandschutztür beim Einbau einfach das Glas vergessen.

Im Falle eines Fehlalarms wird den Verantwortlichen eine Rechnung über 300 Euro gestellt. "Wenn es den Betreiber Geld kostet, hat er einen größeren Anreiz, Fehlalarme in Zukunft zu verhindern", erklärt Benno Metz. Trotzdem wird das Problem wohl auch in Zukunft nicht kleiner. Die Zahl der Fehlalarme hat sich in den letzten 15 Jahren vervielfacht. "Laut Statistik löst jeder Feuermelder in Bayern einmal pro Jahr einen Fehlalarm aus", sagt Kreisbrandinspektor Albert. Mittlerweile gibt es in Bad Kissingen rund 60 Brandmeldeanlagen, allein im letzten Jahr sind acht neue dazu gekommen. Und bis zum 1. Januar 2018 müssen in allen Gebäuden in Bayern Rauchmelder angebracht werden.

Albert unterstützt die Regelung, auch wenn sich die Zahl von Fehlalarmen erhöhen sollte. "Ich habe selbst in jedem Zimmer einen", sagt er. Im letzten Jahr habe er einen Fall erlebt, bei dem ein Rauchmelder einer Frau mutmaßlich das Leben gerettet hat. "Sie war eingeschlafen, der Alarm hatte aber die Nachbarn aufmerksam gemacht", erzählt Albert. Es sind solche Erfahrungen, die die Motivation der Feuerwehrmänner hoch halten - auch wenn sie ab und zu umsonst ausrücken. "Wenn man solche Fälle miterlebt, dann nehmen wir auch Fehlalarme gerne in Kauf."



Zur Info:
Bestimmungsgemäßes Auslösen "echter Alarm": Die Brandmeldeanlage löst aus, weil es tatsächlich brennt.

Täuschungsalarm Der Brandmelder wird z.B. durch Wasserdampf, Zigarettenrauch oder Staub bei Arbeiten ausgelöst.
Fehlalarm Es handelt sich um einen Fehler im System, etwa eine technische Störung. Der Auslösegrund ist nicht unbedingt erkennbar.

Böswilliger Alarm Die Brandmeldeanlage (BMA) wird bewusst ausgelöst, obwohl keine Gefahr droht.