Früh war klar: "Ich werde Pfarrer"
Autor: Dieter Britz
Oerlenbach, Dienstag, 24. Sept. 2019
Pfarrer Philipp Klein, seit über zehn Jahren evangelischer Seelsorger in Oerlenbach und umliegenden Gemeinden, geht am 31. Oktober offiziell in Pension. Er wird am Sonntag, 29. September, in einem Gottesdienst in der katholischen Kirche entpflichtet.
Seine Vorfahren waren Landwirte und Schneider. Doch Philipp Klein, geboren 1954 in Memmelsdorf in den Haßbergen, schlug ebenso wie sein Zwillingsbruder einen ganz anderen Weg ein: Beide wurden Pfarrer. Seit dem 1. Januar 2009 ist er evangelischer Seelsorger in Oerlenbach. Doch schon in wenigen Tagen, am 29. September, wird er von Dekan Oliver Bruckmann entpflichtet und geht offiziell zum 31. Oktober in den Ruhestand. Der Festgottesdienst, der um 10 Uhr beginnt, findet nicht in der evangelischen Friedenskirche statt, weil die dafür zu wenig Platz bietet, sondern in der katholischen St. Burkard-Kirche.
Gedanken über Leben und Tod
"Wir sind auf dem Dorf aufgewachsen und da war es Sitte, im Leichenhaus die Toten anzuschauen", erzählte Pfarrer Klein im Gespräch mit unserem Mitarbeiter. Das hat ihn schon im Alter von fünf Jahren bewogen, über Tod und Leben nachzudenken und der Wunsch, Pfarrer zu werden, schlummerte deshalb früh in ihm.
Dass seine Vorfahren Landwirte und Schneider waren, hatte Folgen: "Schon früh wurde mir eine soziale Ader und ein Engagement für die Randsiedler der Gesellschaft und die einfachen Leute in die Wiege gelegt". Auch deshalb wollte er schon in jungen Jahren Pfarrer werden.
Er besuchte die Volksschule und schloss das Gymnasium mit dem Abitur ab. Ganz kurze Zeit danach liebäugelte er damit, Pharmazie zu studieren und Apotheker zu werden, da ihn chemische Formeln sehr interessierten - "aber das war ein Schnellschuss".
Von 1973 bis '78 studierte er evangelische Theologie in Erlangen und in Neuendettelsau. Ein Problem war zunächst, dass er im Gymnasium nur Französisch und Englisch gelernt hatte. Doch das für die Theologie notwendige Graecum und Hebraicum schaffte er schnell. Nach dem Vikariat in Seidmannsdorf war er Pfarrer zur Anstellung in Sulzbach-Rosenberg. Weitere Stationen waren die Pfarreien Hofheim-Lendershausen von 1982 bis 2003 und danach Bergrheinfeld bis Ende Dezember 2008. Schließlich übernahm er zum 1. Januar 2009 in der Kirchengemeinde Bad Kissingen den Sprengel Oerlenbach, zu dem auch Nüdlingen, Euerdorf, Sulzthal, Ramsthal Arnshausen und Oberthulba mit insgesamt rund 1900 Gemeindemitgliedern gehören.
Predigen und Seelsorge
Bei der Amtseinführung Anfang 2009 wünschte Dekan Oliver Bruckmann dem neuen Pfarrer von Oerlenbach und Umgebung, er möge in der Gemeinde bald heimisch werden und in die Herzen der Menschen finden. Das war für Philipp Klein mit seiner zuvorkommenden Art kein Problem. "Predigen und Seelsorge sind meine Schwerpunkte" sagt er. Sehr oft predigt er frei, ohne Manuskript.
Die Wege von Oerlenbach in die anderen Gemeinden seines Sprengels sind weit - "aber das hat mir nichts ausgemacht, ich habe einen guten CD-Player im Auto und während der Fahrten viel gehört. Wir sind halt Diaspora und weit verstreut". Er freut sich, dass der ökumenische Gedanke in Oerlenbach greift - sonst wäre nicht möglich, dass sein Abschiedsgottesdienst ausgerechnet in einer katholischen Kirche stattfindet.