Freu(n)de und Probleme erfahren
Autor: Kathrin Kupka-Hahn
Burkardroth, Donnerstag, 05. Januar 2017
Sechs Monate verbrachte Maria Zink (Burkardroth) bei einem Hilfsprojekt in der Dominkanischen Republik. Sie betreute und unterrichtete Flüchtlingskinder.
Eine Reise in die Dominikanische Republik ist für viele ein Traum. Endlose Palmenhaine, puderweiße Strände und türkisblaues Meer versprechen die Reiseveranstalter. Doch wie jede andere hat diese Traumurlaub-Idylle auch eine andere Seite. Keine so glanzvolle. Denn sie ist geprägt von Armut, Verwahrlosung und Misshandlungen - vor allem bei Kindern. Diese Erfahrung hat Maria Zink gemacht.
Schule, Freizeit und Bildung
Die 25-Jährige stammt aus Burkardroth und war sechs Monate in der "DomRep", dem karibischen Inselstaat, für ein freiwilliges Praktikum beim Kinderhilfswerk Dominiño. Dabei handelt es sich um ein deutsch-dominikanisches Hilfsprojekt im Armenviertel San Luis, das im Nordwesten der Landeshauptstadt Santo Domingo liegt. Dort betreibt das Kinderhilfswerk auf einem eigenen Gelände eine Schule, einen Kindergarten mit Vorschule und ein Waisenhaus. Parallel dazu gibt es Freizeit- und Bildungsangebote für die Kinder. "Etwa 120 werden über das Projekt betreut", erzählt Zink. Finanziert wird das mit Patenschaften und Spenden. Die meisten sind Flüchtlinge aus Haiti. Viele davon wachsen ohne Eltern bei Verwandten auf, leben unter widrigsten Bedingungen. "Und sie werden nicht beschult", fügt die junge Frau hinzu. Dabei gibt es in der Dominikanischen Republik eine Schulpflicht und viele Schulen - aber auch viele Kinder. Leider ist deshalb kein Platz für die kleinen Flüchtlinge aus Haiti.
In Slums durchschlagen
Von klein auf lernen die Jungen und Mädchen, sich in den Slums durchzuschlagen, erfahren Gewalt, Kriminalität und auch sexuellen Missbrauch. Das Kinderhilfswerk Dominiño setzt genau da an, bietet neben der Bildung auch ein paar Stunden Normalität. "Sie bekommen für den Tag ein sicheres Umfeld, dass sie nicht Schuhe putzen oder arbeiten müssen", weiß Zink. Dafür seien die Kinder unglaublich dankbar, herzlich und auch sehr wissbegierig. Doch die junge Frau hat auch die traurige Seite der Kinder kennengelernt, die große Angst und Wut, die sich breitmachten, wenn sie wieder nach Hause gehen müssen. "Es gab welche, die mussten wir am Nachmittag regelrecht nach Hause tragen, so sehr haben sie geschrien und sich geweigert." Andere wiederum waren nach manchem Aufenthalt zu Hause total verstört, aggressiv oder teilnahmslos. So etwa ein Geschwisterpaar, drei und vier Jahre alt. Es lebte bei der Großmutter, die sich überhaupt nicht um die Kinder kümmerte. "Das war teilweise so schlimm, dass die beiden Jungen krank wurden, weil sie sich Nahrung im Müll suchen mussten. Einer hat dabei sogar einmal Chlor getrunken", erzählt sie.
An ihre Grenzen gekommen
Doch wie kommt eine 25-Jährige, die wohlbehütet in Burkardroth aufgewachsen ist, damit klar? "Es war teilweise schon happig, und wir wussten nicht immer, damit umzugehen", gibt sie offen zu.Dabei hat Maria Zink einen Bachelorabschluss in Psychologie, kennt die Abgründe der menschlichen Seele, nicht nur theoretisch. Doch die haitianischen Kinder brachten sie an ihre Grenzen. Auch wenn sie einige harte Erfahrungen machen musste, die junge Frau möchte die Zeit in der Dominikanischen Republik nicht missen.
Zur Ratgeberin entwickelt
"Ich habe eine andere Kultur und eine andere Lebensweise kennengelernt, erfahren, was wirkliche Probleme sind", ist sie überzeugt. Armut bedeute für sie inzwischen nicht mehr nur Trauer und Heulerei. Es gebe auch viel Freude über kleine Dinge. Letztlich ist sie an all diesen Herausforderungen auch gewachsen, entwickelte sich wegen ihres Fachwissens zur Ratgeberin in dem Kinderhilfswerk. "Ich habe sie in der Vorschule unterrichtet, anfangs in englischer Sprache", berichtet Maria Zink. Zudem hat sie die Jungen und Mädchen bei Ausflügen begleitet, die das Kinderhilfswerk regelmäßig organisiert, in den Zoo oder an den Strand. Nun ist ihr Aufenthalt schon einige Zeit her, dennoch hat die Burkardrotherin noch einen guten Draht in die Dominikanische Republik, tauscht sich regelmäßig per Email mit den Betreuerinnen aus. Ihr Traum ist, noch einmal in das kleine Kinderdorf zu fahren, ihre Schützlinge wiederzusehen.
Wichtige Erfahrungen für Beruf
Zunächst studiert die junge Frau weiter. Ursprünglich wollte sie das im Fach Psychologie, hat jedoch umgesattelt."Ich möchte meinen Master in Gesundheitswissenschaften machen und später in Sachen Gesundheitserziehung und Public Health tätig sein, beispielsweise Frauen und Mädchen in Schwellen- oder Entwicklungsländern aufklären", sagt sie. Wie wichtig das ist, habe sie in der Dominikanischen Republik gelernt.