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Freies W-Lan für Touristen - trotz Risiko


Autor: Benedikt Borst

Bad Kissingen, Montag, 05. Mai 2014

Hotspots für drahtloses Internet gehören zum guten Ton in der Tourismusbranche. Trotz vieler Sicherheitsbedenken.
Auch im Kissinger Kurgarten gibt es öffentliches W-Lan foto: Benedikt Borst


Der Gast verlangt einen schnellen Internetzugang. Er will im Urlaub E-Mails lesen, Facebook nutzen und Youtube-Videos anschauen. Deshalb bieten Hotels und Gaststätten häufig Hotspots an, also einen WLan-Zugang, den die Gäste mit ihren Laptops, Tablet-PCs und Smartphones nutzen.

"Das ist ein Standard, gerade bei den Jüngeren", sagt Timo Tully, Geschäftsführer des Wyndham Garden Hotels in Bad Kissingen.

Rund 70 Prozent seiner Gäste surfen im hauseigenen WLan-Netz. Tagungsgästen bietet Tully zusätzlich eine Standleitung.

Sicherheitsbedenken bleiben

Die Staatsbad Bad Kissingen stellt Besuchern im Regenten- und Arkadenbau, in der Wandelhalle sowie im Kurgarten drahtloses Internet zur Verfügung. "Die Inanspruchnahme durch unsere Gäste ist aber relativ gering", sagt Hubert Kirchner, Leiter des Gebäudemanagements. Vermutlich weil ein Großteil der Gäste in den Hotels online geht. Die Tourismusbranche will mit dem Extra-Online-Service punkten, wenngleich es wesentliche Sicherheitsbedenken gibt. "Bei öffentlichen Hotspots muss sich der Nutzer darüber im Klaren sein, dass die übertragenen Daten sehr leicht abgegriffen werden können", sagt Tatjana Halm von der Bayerischen Verbraucherzentrale. Jeder der in das gleiche Netzwerk eingewählt sei, könne sich Zugriff auf den Rechner verschaffen. Die Rechtsexpertin warnt: "Sensible Daten wie beim Online-Banking sollten auf diesem Weg keinesfalls zur Verfügung gestellt werden."

Wenn Konten geknackt werden

Sicherheit im Internet ist derzeit ein heikles Thema: Anfang April wurde bekannt, dass bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr Millionen Passwörter deutscher Nutzer gestohlen und E-Mail-Konten gehackt worden waren. Betroffen sind Kunden, die bei der Deutschen Telekom, Freenet, Gmx.de, Kabel Deutschland, Vodafone und Web.de ein Konto besitzen. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) vermutet, dass die Hacker unter anderem direkt auf die Rechner von Internetnutzern zugegriffen haben, um an die Daten zu gelangen.

"Öffentliche Netze sind sehr anfällig für Missbrauch", betont Jochen Hein, Geschäftsführer des Bad Kissinger IT-Unternehmens Bitfire. "Wichtig ist, dass das WLan-Netz verschlüsselt wird." Nutzer erhalten die notwendigen Zugangsdaten vom Hotel. Jemandem von Außerhalb fällt es dann schwerer, sich einzuwählen. Hein empfiehlt weiter, das Netz mit einer aktuellen Firewall zu sichern. Die Maßnahmen verbessern den Schutz für Anbieter und Gast.

Der Betreiber haftet

Hotspots bergen nicht nur für die Daten der Gäste ein Risiko, sondern auch für die Hotels. "Es kann auch der Betreiber haften, wenn der Nutzer etwas Illegales anstellt", sagt Hein. Etwa wenn Filme oder Musik rechtswidrig heruntergeladen werden. Das Staatsbad lässt die Hotspots in den Kuranlagen von der Telekom betreiben. Das Unternehmen sei für die Sicherheit zuständig."Wir wollen nicht als Provider (Anbieter, Anm.d. Red.) auftreten. Das ist uns von der Datensicherheit her zu gefährlich", sagt Hubert Kirchner.

Timo Tully greift im Wyndham Garden ebenfalls auf einen Telekom Hotspot zurück. In Sicherheitsfragen kooperiere das Hotel mit einem externen IT-Unternehmen. "Man zahlt mit einem Hotspot definitiv drauf, weil die Technik sehr teuer ist", sagt Tully. Installation, Wartung und Betreuung kosten schon was, aber "anbieten muss man es trotzdem." Bisher kostet das WLan im Wyndham Garden eine Gebühr. Tully will aber den Service verbessern und plant, drahtloses Surfen kostenlos bereitzustellen. "Das ist einfach ein Punkt, an dem man bei den Gästen punkten kann", sagt er.