Freier Chefsessel im Casino
Autor: Benedikt Borst
Bad Kissingen, Mittwoch, 19. Sept. 2018
Im Juni hat Heidrun Vorndran die Spielbank als Direktorin verlassen. Einen Nachfolger gibt es noch nicht.
Seit Anfang Juli ist der Chefsessel im Luitpold-Casino leer. Bislang hat der Freistaat noch keinen Nachfolger für Heidrun Vorndran gefunden. "Wir befinden uns momentan im Ausschreibungsverfahren", teilt Oliver Fisch von der staatlichen Lotterieverwaltung auf Anfrage mit. Nähere Informationen zum Sachstand und zur Bewerberlage nennt die Behörde derzeit jedoch noch nicht.
Die Direktionsstelle in Bad Kissingen wird aktuell kommissarisch von Lindau aus mitbetreut. "Es ist generell so, dass jede Spielbank von einem Direktor einer anderen Spielbank vertreten wird", erklärt Fisch.
Die Regelung greift beispielsweise in Urlaubszeiten, bei Krankheitsfällen und Vakanzen. Der Freistaat betreibt bayernweit insgesamt neun Casinos. Der Direktor der Einrichtung aus Lindau, Nikolaus Bartl, komme derzeit zur Vertretung regelmäßig vom Bodensee an die fränkische Saale.
Ausschreibung mit Verspätung
Aber auch die Zentrale der Lotterieverwaltung in München unterstützt das Luitpold-Casino, etwa bei rechtlichen Fragen und im Marketing. Fisch: "Aktuell haben wir gemeinsam mit der Spielbank an der Eventplanung für das neue Jahr gearbeitet."
Heidrun Vorndran hatte Ende April bekanntgegeben, dass sie die Spielbank nach fünf Jahren als Direktorin zum 30. Juni verlässt. Dennoch hat die Lotterieverwaltung die Direktionsstelle erst gut eine Woche nach ihrem Ausscheiden öffentlich ausgeschrieben. Die Behörde erklärt die Verzögerung damit, dass die zuständige Abteilung in der Zeit personell knapp besetzt war. Deshalb habe sich die interne Abstimmung einige Wochen hingezogen.
Der künftige Direktor ist vor allem verantwortlich für die rund 60 Mitarbeiter des Luitpold-Casinos, das Spielgeschäft und den Eventbereich. "Wir verstehen die Spielbanken als Gesamtangebot", erklärt Fisch, und: "Das ist ein umfangreiches Aufgabenfeld." Vom Spielbankgesetz, der Spielbankerlaubnis bis zur Troncverordnung - ein Direktor hat sich in einem speziellen rechtlichen Umfeld zu bewegen. In Frage für die Besetzung kommen ausschließlich Beamte, die im Bereich Verwaltung und Finanzen qualifiziert sind. Quereinsteiger aus der Wirtschaft haben hingegen kaum Chancen.
Kritik an defizitären Casinos
Zum Aufgabenprofil eines Spielbankdirektors gehören neben den Veranstaltungen auch Werbemaßnahmen und Öffentlichkeitsarbeit. Letzteres hat es bisweilen in sich: Im Sommer standen die Bayerischen Casinos in den überregionalen Medien (wieder einmal) in der Kritik, weil sie 2017 mit einem Defizit abgeschlossen hatten. Die Gewinne der Häuser in Bad Wiessee, Feuchtwangen und Garmisch-Partenkirchen reichten nicht aus, um die Defizite der übrigen auszugleichen. Dabei handelt es sich um einen rechnerischen Streit. Bei dem Blick auf das reine Defizit wird nicht berücksichtigt, dass die Betriebe bereits Spielbankabgaben und Umsatzsteuern abführen, bevor die Personal- und Sachkosten abgezogen werden.