Frage des Standorts
Autor: Sigismund von Dobschütz
Bad Kissingen, Mittwoch, 27. November 2013
Nicht alle Geschäftsleute sind glücklich mit der Positionierung der Buden. Denn sie können Umsatzeinbußen bedeuten.
Ab Freitag ist in Bad Kissingen wieder Weihnachtsmarkt. Erstmals verlängert bis zum 29. Dezember, wehen dann wieder Glühweinduft und Bratwurstdampf durch die Gassen der Innenstadt. 10 000 Glühbirnen und zusätzliche Spotlights machen dem von der Werbegemeinschaft "Pro Bad Kissingen" veranstalteten "Bad Kissinger Lichterglanz" alle Ehre. Jung und Alt freut sich auf das Weihnachtsfest.
Doch nicht alle freuen sich. Manche Geschäftsleute am Marktplatz ärgern sich sogar. Sie fürchten um ihren Umsatz. "Heuer geht‘s noch, wenn's so bleibt", äußert sich Reinhold Sahlmüller, Inhaber von "Apollo Optik", noch abwartend, während vor seinem Geschäft die Buden aufgebaut werden. Vor zwei Jahren hatte man einen großen Verkaufsstand direkt vor seinem Geschäft postiert. "15 000 Euro Umsatzverlust hatte ich damals", erinnert er sich noch mit Schrecken. Für den Fall der Wiederholung hat er der Werbegemeinschaft mit Klage gedroht. "Ich habe dafür extra eine Rechtschutzversicherung abgeschlossen."
Auch Melitta Streich, Verkäuferin im Schuhhaus Koch am Marktplatz weiß, dass ihre Chefin diesmal mit der Situation etwas zufriedener ist. "Früher stand eine riesige Glühweinbude direkt vor unserer Tür."
Bratwurstdunst und Klamotten
Während die zwei Geschäftsinhaber etwas beruhigter scheinen, hat es diesmal den vietnamesischen Textilhändler Ngo Ngoc Quang in der Unteren Marktstraße erwischt. Nur ein schmaler Durchgang bleibt zwischen einer Verkaufsbude und seinem Geschäft. Anfangs war er sehr erschrocken und deutete diese scheinbare Schikane als Zeichen von Ausländerfeindlichkeit. Erst der nachbarschaftliche Beistand von Johannes R. Köhler sowie ein langes Gespräch mit Thomas Lutz (Stadtmarketing) und Geschäftsführerin Birgit Rechtenbacher (Pro Bad Kissingen) besänftigte ihn wieder. Inzwischen kann Quang wieder lächeln und zeigt Verständnis. Er weiß, dass die Bude im nächsten Jahr vor einem anderen Geschäft stehen wird. "Diesmal habe ich Pech gehabt."
"Wir wissen doch um die Not der Ladeninhaber", versichert Rechtenbacher. "Deshalb versuchen wir die Belastung für die Geschäftsinhaber möglichst niedrig zu halten und wechseln jährlich den Standort der Buden." Der verfügbare Stellplatz auf dem Marktplatz und in den umliegenden Gassen sei allerdings sehr begrenzt. Nicht nur für das Publikum müsse genügend Raum gegeben sein. "Wichtig ist vor allem das Einhalten vorgeschriebener Flucht- und Rettungswege." Deshalb dürfen die Verkaufsstände nicht beliebig aufgebaut werden. "Bei der Positionierung des Kinderkarussells hinter dem Alten Rathaus kommt es auf den halben Meter an."
Außer den fünf Gastronomie-Großständen wird es heuer wieder einige kleinere Verkaufsbuden mit Crêpes, Trockenfrüchten, Kartoffelsnacks, italienischer Feinkost und Süßigkeiten geben. Der oft gehörten Kritik, es gebe kein Kunsthandwerk auf dem Weihnachtsmarkt, widerspricht Rechtenbacher: "Drei Buden mit Kunsthandwerk haben wir."
Nach zweiwöchigem Aufbau freut sich Rechtenbacher auf Freitag. Nach dem Lampionumzug um 16.30 Uhr im Kurgarten wird dort um 17 Uhr die beliebte Krippenlandschaft erleuchtet. Anschließend ziehen Nikolaus und Weihnachtsengel mit den Kindern zur offiziellen Eröffnung auf den Weihnachtsmarkt. Vielleicht glätten sich dann die Sorgenfalten mancher Geschäftsleute, wenn sie die strahlenden Kinderaugen sehen. "Eine Möglichkeit wäre natürlich, auf den Weihnachtsmarkt zu verzichten", gibt Rechtenbacher zu bedenken. Aber wer will das schon?