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Fränkischer Humor zum Advent


Autor: Klaus Werner

Bad Kissingen, Sonntag, 14. Dezember 2014

Wilhelm Wolpert aus Haßfurt begeisterte mit seinem Programm im katholischen Gemeindezentrum. Rund 100 Gäste erlebten einen überaus vergnüglichen Abend.
Fränkisch-weihnachtliches Kabarett bot Wilhelm Wolpert. Foto: Werner


Bad Kissingen — Die fränkisch-verschmitzte Sichtweise von Wilhelm Wolpert auf die Welt amüsierte die 100 Gäste im Kissinger Gemeindezentrum. Unter dem Programmtitel "Heuer schenk mer uns ämal nix!" unterhielt er mit Geschichten, Witzen, Gedichten und Musikstücken und machte aus der stillen eine überaus vergnügliche Adventszeit.
"Mundart ist ein Kulturgut" - so Wolpert zu Beginn des Abends, der dem fränkischen Dialekt und natürlich allem

rund um Weihnachten gewidmet war. Der Haßfurter packte seine schelmischen Anekdoten in "Gschichtli, Liedli und Gedichtli" und garnierte dies mit einem hintergründigen Schmunzeln. Schon der herzliche Begrüßungsapplaus zeigte: Wilhelm Wolpert ist kein Unbekannter. Der "Autor für ostunterfränkische Mundart" und Träger der Auszeichnung "Frankenwürfel" hatte ein abwechslungsreiches Programm mitgebracht, in dem es vor allem um Plätzchen, die Heiligen Drei Könige, Geschenke, gerupfte Gänse, das Krippenspiel und den Weihnachtsbaum ging. Verpackt waren seine "Geschichtli " in eine sympathisch-modulierende Stimme, die jede Nuance der fränkischen Mundart zum Klingen brachte und in ein wohlbekanntes Bild verwandelte, das zum Schmunzeln und herzlichen Lachen verleitete.
Seine Frage "Versteht jeder alles?" war dann auch mehr auf die Technik bezogen als auf die Inhalte seines Vortrags. So ging es los mit den Mottenkugeln und den Weihnachtsmänteln, die in fränkischen Schränken untrennbar miteinander verbunden sind, und mit der Weihnachtsmesse, in der man nach einem guten Essen ein Nickerchen machen könne.

Fünf Heilige Drei Könige

Aus seiner "Hasenterzett"-Zeit brachte Wolpert Liedchen mit, die er auf der Gitarre begleitete und die von der guten, alten Zeit handelten, als es noch die "gute Stube" gab, die nur selten benutzt wurde, und in der der Weihnachtsbaum des Vorjahres noch stand - allerdings nadellos. Lustiges von der "Rosine mit gelbem Helm" - weil die ja heut noch in den Stollen muss - wechselte sich ab mit Nachdenklichem, wenn die besinnliche Zeit durch eine gehetzte Zeit ersetzt wird. Wohlbekanntes wie die Geschichte vom "Drei-Königs-Gewicht", das man schon vor den Festtagen erreicht, wurde ergänzt durch eine Zwerchfell-Attacke, in der Wolpert ein Krippenspiel in einer Seniorenresidenz ("bereutes Wohnen") mit fünf Heiligen Drei Königen, zu vielen Männerrollen im Vergleich zu den Bewohnern und einem Text aus dem Russlandfeldzug inszenierte. Mal gab es Anrüchiges zur Weihnachtsgans, die auf dem Postweg von Königsberg nach Düsseldorf unterwegs war, mal war es eindeutig Zweideutiges, das mit herzlichem Lachen quittiert und das Wolpert mit verschmitztem Lächeln und dem Satz "Des hobt ihr falsch verstanne" kommentierte.
Autobiographisches war ebenfalls dabei, wenn es um die Suche nach dem richtigen Weihnachtsbaum geht und man es der Herrin nicht recht machen kann, wie die lebensnahe Schilderung einer Theatergruppe, die vor dem Weihnachtsspiel dem Bier so zugesprochen hatte, dass der Harndrang fast alles vereitelt hätte.
Wolpert versteht es hervorragend, seine Geschichten so aufzubauen, dass einerseits die Charaktere so richtig zum Leben erweckt werden und andererseits die Erzählungen nach einigen überraschenden Wirrungen zu einem Happy End kommen.
Mit einigen humorvollen Liedern, die Wolperts Vergangenheit als Sänger, Komponist und Texter des "Hasenterzetts" (bis 1998 fester Bestandteil der Veitshöchheimer Faschingssitzung) erinnerten, wurde das Weihnachtsmenü abgerundet. Als Nachtisch gab es dann noch eine Zugabe, die vom Versprechen "Heuer schenk mer uns ämal nix!" handelte. Ein Schwur, den dank Wolperts augenzwinkernder Schilderung zu einer Geschenkeflut von "Notfall-Präsenten" führte.