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Fränkischer Heimatabend: Nicht nur was für Franken


Autor: Peter Klopf

Bad Kissingen, Dienstag, 15. Oktober 2019

Im Rossini-Saal zeigten verschiedene Musik- und Tanzgruppen die Vielfalt fränkischer Kultur - samt Wein, Weib und Gesang
Auch die Handthaler Volkssänger standen auf der Bühne. Foto: Peter Klopf


Mal ehrlich: Wer spricht noch richtiges Fränkisch oder kennt kulturelle Eigenarten des Volksstammes zwischen Main und Rhön? Immer mehr werden amerikanische Bräuche, deren Sinn keiner von uns kennt, übernommen. Für "Gschwaddl" sagt man "Second VIPs". Immer mehr Worte, die man als "Frangge" in seiner Jugend kannte und gebrauchte, geraten in Vergessenheit. Um Erinnerungslücken aufzufüllen oder denen, die nicht des "Fränggischen" mächtig sind, den spröden, leicht verschlossenen "Franggen" näher zu bringen, kann man den "Fränkischen Heimabend" nur empfehlen.

Hier kann man nicht nur Brauchtum, Musik, Tanz, Geschichtli und Gedichtli rund um den "Franggen" von Main und Rhön erleben, sondern seine Eigenarten erfahren und mit einem leichten Augenzwinkern ihm tief in die Seele blicken. So war es jetzt auch beim "Fränkischen Heimatabend" im Rossini-Saal.

Da erzählte der Moderator Bernd Schraut humoristisch von zwei Heidenfelder Nonnen, denen der Sprit ausgegangen war und die mit einem "Potschamber", den sie im Graben fanden, Sprit in einer Tankstelle holten. Als beim Betanken ein Pfarrer vorbei kam, meinte dieser: "Euer Gottvertrauen möchte ich hob." "Potschamber", den Begriff kennen sicher nur wenige. Auf den Dörfern wusste früher jeder, dass mit "Potschamber" ein Nachttopf gemeint war. Somit entschloss sich nach der Übersetzung ins Hochdeutsche für jeden Zuhörer die Pointe dieser Geschichte.

"Aus Lieb' hat Gott die Frankenleut' mit so einem schönen Land erfreut". Dieses schöne Lied sangen die Handthaler Volkssänger, unter der Leitung von Irmgard Engert. Ganz klar: In Franken handeln die meisten Lieder von Liebe oder vom Wein. Immer sind sie mit einem Augenzwinkern auch Protest gegen verstaubte Moral, Kirche oder Obrigkeit.

Fränkische Volksmusik lag bei den "Schrolla Musikanten" unter der musikalischen Leitung von Stefan Böhm auf den Notenpulten. Die Musiker aus Vasbühl bei Werneck haben ihren Namen von der "Ackerscholle", die mundartlich "Schrolla" heißt. Mehrstimmig auf hohem Niveau sangen die vier "Maßbacher Sinnphoniker" bekannte Melodien, wie das Lied vom Floh. Wolfgang Miller hat die Leitung des Chores. Er ist eigentlich ein Allgäuer, der aus Tannheim bei Memmingen kommt. Was findet ein Schwabe Besonderes an der fränkischen Kultur? "Meine Frau und den Silvaner. Ich finde, die Leute hier sind nett. Ich liebe die Sprache, vor allem die Verniedlichung wie ,trink mer a Schöpple', aber auch das hügelige Land, wie es in meiner Heimat ist."

Wie der "Frangge tickt", erkennt meist nur ein Außenstehender. "Warum singen wir? Singen macht Spaß. Und nach einem harten Alltag gehen wir gelöst nach Hause. Oft auch dank eines Schoppens", erklärt Bernd Schraut, der bei den "Maßbacher Sinnphonikern" ebenfalls mitsingt. Fränkische Rund- und Figurentänze zeigten die Maßbacher Volkstänzer. Nebenbei konnte man als Zuschauer auch einiges über die Trachten erfahren, warum die einen gelbe und die anderen dunkle Hosen trugen. Interessant auch die Musik zu den Tänzen. Was ist ein "Schottisch", was eine "Marzurka" oder ein "Dreher". Franken ist bunt und hat viele Facetten in Kultur und Brauchtum. So war der "Fränkische Heimatabend" nicht nur ein Informationsabend für Gäste der Stadt, sondern für Einheimische auch ein Schlaglicht auf seine Wurzeln.