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Flüchtlingstrom hält weiter an


Autor: Heike Beudert

Bad Kissingen, Dienstag, 16. Dezember 2014

Im Landkreis haben bislang zehn Städte und Dörfer Flüchtlinge aus Krisengebieten aufgenommen - Das Landratsamt ist weiterhin auf der Suche nach geeigneten dezentralen Unterkünften.
Flüchtlinge sollen im Landkreis nicht im Abseits stehen: Dazu braucht es aber auch Wohnraum. Foto: Archiv/Heike Beudert


Landrat Thomas Bold rechnet, dass nach den Weihnachtsfeiertagen die Zahl der Asylbewerber im Landkreis Bad Kissingen auf über 800 ansteigen wird. Momentan sind rund 520 Flüchtlinge im Landkreis untergebracht. Die aktuellen Zahlen und Bemühungen stellte Landrat Thomas Bold in der jüngsten Kreistagssitzung vor.
Bold betonte auch, dass der Landkreis weiterhin dezentrale Unterbringungsmöglichkeiten in den Gemeinden sucht. Stefan Seufert, der im Landratsamt seit November Koordinator für Asylangelegenheit ist, betonte auf Nachfrage unserer Zeitung, dass es derzeit wöchentlich Besichtigungen von Wohnhäusern und Wohnungen gebe, um diese kurzfristig für die Unterbringung von Asylbewerbern anzumieten. Kurzfristig heißt, dass der Landkreis zeitlich begrenzte Mietverträge eingeht.
"Wir bemühen uns um eine geographische gleichmäßige Verteilung der Asylbewerber", erläutert Stefan Seufert weiter. Vermietungs-Angebote von ehemaligen Gasthöfen hat das Landratsamt vor allem aus dem nördlichen Landkreis vorliegen. Weinger Angebote gibt es dagegen aus den Ortschaften des östlichen Landkreises.
Noch in dieser Woche könnten in der Gemeinde Nüdlingen die ersten Asylbewerber in den Gasthof "Stern" einziehen, erläutert Seufert weiter. Dort kann die Gemeinde Wohnraum zur Verfügung stellen.

Volkersberg nur befristet

Gesucht wird auch weiterhin eine Immobilie, in der künftig auch unbegleitete Jugendliche wohnen können. Die ersten zehn Jugendlichen hat der Landkreis vorübergehend am Volkersberg unterbringen können. "Das pädagogische Konzept dort ist ideal", meinte Bold in der Kreistagssitzung. Problem ist allerdings, dass die Räumlichkeiten nur befristet zur Verfügung stehen. Bislang zeichnet sich nach Angaben von Stefan Seufert noch keine Lösung ab.
Wie Landrat Thomas Bold dem Kreistag in der jüngsten Sitzung mitteilte, sind die Landkreis-Turnhallen der Bad Kissinger Berufsschule und in der Bibra-Straße als Notunterkünfte angemeldet worden, sollte es nötig sein, kurzfristig eine große Zahl Flüchtlinge im Landkreis aufzunehmen.
Man habe bewusst die eigenen Immobilien angemeldet, weil man hier als Eigentümer flexibel reagieren könne, so Bold in der Sitzung.

Schicksale, die berühren

Stefan Seufert erfährt bei seiner Arbeit als Asylkoordinator viel Offenheit in der Bevölkerung. Es gebe zahlreiche Ehrenamtliche, die sich darum bemühen, den Asylbewerbern den Start zu erleichtern.
Seufert bestätigt auf Anfrage aber, dass es auch Ängste von Seiten mancher Nachbarn gibt, wenn bekannt wird, dass ein Wohnhaus für die Unterbringung von Asylbewerbern angemietet werden soll. Bislang ist seine Erfahrung aber die, dass diese Ängste sich auflösen, wenn man die Menschen und ihre Schicksale persönlich kennt.

Dezentrale Unterkünfte
Schondra (34 Bewohner), Bad Bocklet (15), Wernarz (37), Euerdorf (23), Haard (30 Asylbewerber in drei Gebäuden), Hammelburg (42), Garitz (36), Volkersberg (10).

Gemeinschaftsunterkünfte Hammelburg (80 Asylbewerber), Münnerstadt (90), Bad Brückenau (80) und Ebenhausen (50).