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Flächenverbrauch im Landkreis Bad Kissingen: 126 Fußballfelder pro Jahr


Autor: Rebecca Vogt

LKR Bad Kissingen, Montag, 01. November 2021

Im Landkreis Bad Kissingen liegt der Anteil der Flächen für Siedlungen und Verkehr unter dem bayernweiten Durchschnitt. 2020 war der Flächenverbrauch sogar rückläufig. Doch der Blick auf die vergangenen zehn Jahre zeigt, dass auch im Landkreis der Flächenfraß um sich greift.
Im Landkreis Bad Kissingen greift der Flächenfraß um sich.


Ob neue Gewerbeflächen und Wohngebiete oder Plätze und Straßen - vielerorts fallen jedes Jahr aufs Neue ehemals naturbelassene Flächen Baumaßnahmen oder Ähnlichem zum Opfer. Die Rede ist dann vom Flächenfraß, oder - etwas weniger dramatisch - vom Flächenverbrauch. Dieser lag in Bayern 2020 bei durchschnittlich 11,6 Hektar pro Tag, wie das Bayerische Landesamt für Statistik vor Kurzem bekanntgab. Die besagten 11,6 Hektar entsprechen rund 16 Fußballfeldern (105 auf 68 Meter), die in diesem Zusammenhang standardmäßig gerne als Vergleichsgröße herangezogen werden. Die Zahlen des Statistikamtes erlauben auch einen genauen Blick auf den Landkreis Bad Kissingen:

Dieser erstreckt sich insgesamt über eine Fläche von 113 690 Hektar. Hiervon sind rund 10,6 Prozent (12 073 Hektar) sogenannte Siedlungs- und Verkehrsfläche, anhand derer der Flächenverbrauch bemessen wird. Der Landkreis liegt damit leicht unter dem bayernweiten Durchschnitt von 12,2 Prozent. Zwei der bayerischen Nachbarlandkreise Bad Kissingens schneiden hier noch besser ab: Im Landkreis Rhön-Grabfeld macht die Siedlungs- und Verkehrsfläche 10,0 Prozent, im Landkreis Main-Spessart 9,5 Prozent der Gesamtfläche aus. Der Landkreis Schweinfurt liegt mit 12,8 Prozent hingegen leicht über dem bayernweiten Durchschnitt.

Erfreulich: Im Vergleich zum Vorjahr hat die Siedlungs- und Verkehrsfläche im Landkreis Bad Kissingen sogar um 0,4 Prozent abgenommen, wie aus den Daten des Statistikamtes hervorgeht. In den Nachbarlandkreisen ist hier jeweils eine Zunahme zwischen 0,4 Prozent (Main-Spessart und Schweinfurt) sowie 0,5 Prozent (Rhön-Grabfeld) zu verzeichnen. Auch bayernweit lag die Zunahme bei 0,5 Prozent, woraus sich die eingangs beschriebenen 11,6 Hektar Flächenverbrauch pro Tag ergeben. Im Landkreis Bad Kissingen war dieser im Jahr 2020 hingegen rückläufig, wie die Zahlen zeigen (zur Erinnerung: - 0,4 Prozent).

Blick ins Jahr 2010

Aussagekräftiger ist allerdings ein Blick in die Vergangenheit. Zwar ist der Flächenverbrauch im Landkreis Bad Kissingen von 2019 auf 2020 zurückgegangen, insgesamt jedoch hat er in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen: Im Jahr 2010 waren in der Statistik des Landesamtes landkreisweit 11 173 Hektar als Siedlungs- und Verkehrsfläche ausgewiesen. Das entsprach einem Anteil von 9,8 Prozent der Landkreisfläche.

Im Vergleich zu den aktuellen Zahlen aus 2020 ergibt sich ein Unterschied von 900 Hektar bei der Siedlungs- und Verkehrsfläche. Pro Jahr lag der Flächenverbrauch in den vergangenen zehn Jahren demnach im Landkreis Bad Kissingen durchschnittlich bei 90 Hektar, was in der eingangs erwähnten Kategorie der Fußballfelder (105 auf 68 Meter) 126 Stück von diesen entsprechen würde.

Die drei Kommunen an der Spitze

Die Daten des Bayerischen Landesamtes für Statistik weisen auch die jeweilige Siedlungs- und Verkehrsfläche der einzelnen Kommunen im Landkreis aus. Den größten prozentualen Anteil an solchen Flächen auf ihrem Gebiet hat erwartungsgemäß die Stadt Bad Kissingen (19,9 Prozent). Es folgen Bad Brückenau mit 17,0 Prozent und Oerlenbach mit 15,5 Prozent. Auch vor zehn Jahren lagen diese drei Kommunen landkreisweit betrachtet an der Spitze.

Der aktuell größte Zuwachs im Bereich der Siedlungs- und Verkehrsfläche indes entfällt im Landkreis auf die Gemeinde Oerlenbach, wie aus den Zahlen des Statistikamtes hervorgeht. Von 2019 auf 2020 nahmen die entsprechenden Flächen um 2,3 Prozent zu. Der Hauptteil des aktuellen Flächenverbrauchs in der Gemeinde beruhe auf der Zunahme der Flächen für Gewerbe und Industrie, erklärt das Landesamt hierzu auf Nachfrage.

Den zweithöchsten Anstieg bei der Siedlungs- und Verkehrsfläche weist das Amt im Landkreis von 2019 auf 2020 für die Gemeinde Fuchsstadt aus (2,1 Prozent). Am stärksten abgenommen hat die Siedlungs- und Verkehrsfläche hingegen in Hammelburg. Dort wurde im Vergleich zum Vorjahr von den Statistikern ein Rückgang um 4,5 Prozent erfasst. Ursache hierfür ist eine Aktualisierung im Datenbestand von Seiten der Vermessungsverwaltung.

Wohnbau liegt an erster Stelle

Zurück auf die Landkreisebene: Innerhalb der Siedlungsfläche nimmt der Bereich "Wohnbau" mit 2248 Hektar den größten Teil ein. Industrie- und Gewerbeflächen umfassten im Landkreis Ende 2020 insgesamt 935 Hektar. Innerhalb der Verkehrsfläche entfällt der Großteil (5547 Hektar) auf Straßen, Wege und Plätze. Die Daten des Statistischen Landesamtes geben auch Aufschluss über die weiteren Flächenarten im Landkreis: Demnach nimmt der Wald mit insgesamt 53 213 Hektar die größte Fläche ein. Auf Rang zwei folgt mit 40 056 Hektar die Landwirtschaft. Hier hat die ausgewiesene Fläche jedoch im Jahresvergleich von 2019 auf 2020 um 110 Hektar abgenommen.

Begriff Unter „Siedlungs- und Verkehrsfläche“ fasst das Bayerische Landesamt für Statistik unter anderem Wohnbau-, Industrie- und Gewerbeflächen sowie Straßen, Wege und Plätze. Der Begriff umfasst aber auch Sport-, Freizeit- und Erholungsflächen. Da ebenso auch Grün- und Freiflächen im Bereich der Siedlungs- und Verkehrsfläche erfasst werden, ist der Flächenverbrauch nicht mit der Versiegelung von Flächen gleichzusetzen, wie das Statistikamt erklärt. Untersuchungen des Landesamts für Umwelt würden darauf hinweisen, dass der Versiegelungsgrad der ausgewiesenen Siedlungs- und Verkehrsfläche bei etwa 51 Prozent liegt, also bei knapp über der Hälfte der Fläche.