Firma aus der Rhön erweitert sich
Autor: Ralf Ruppert
Steinach an der Saale, Donnerstag, 13. März 2014
Die Firma Boockmann sorgt weltweit dafür, dass es bei der Drahtwicklung besser flutscht und Schweiß- Drähte effektiver arbeiten. Dafür wird nun die Produktion in Steinach erweitert.
Eine unscheinbare Schnur läuft über dutzende Rollen, wird durch eine Emulsion gezogen, getrocknet und auf eine Rolle gewickelt. "Das ist ein Welt-Monopol, das kriegen sie nur bei uns", sagt Gerhard Boockmann stolz. Der so genannte Schleifcord, eine Art Schnur-Schleifpapier, ist eines von mehreren Patenten der Firma "Boockmann Engineering" mit Sitz in Steinach. Bis nach China hat sich Boockmann das Produkt schützen lassen, wobei er wenig Angst vor Produkt-Piraterie hat: "Bis wir kopiert werden, haben wir schon wieder was Neues."
Von Steinach aus liefert Boockmann seine Produkte weltweit aus. "80 Prozent gehen in den Export", sagt Gerhard Boockmann. Und die Geschäfte laufen gut: "Unsere wichtigsten Produkte sind seit sieben Jahren auf dem Markt, die Marktsättigung haben wir noch lange nicht erreicht." Als Umsatzziel sei für heuer ein Wert deutlich über 3,5 Millionen Euro ausgegeben. "Wir wachsen lieber langsam", sagt der Firmengründer zwar, aber alle Zeichen stehen auf Expansion: Der Vertrag mit der Gemeinde über das 6365 Quadratmeter große Nachbargrundstück ist bereits unter Dach und Fach. "Als ersten Schritt wollen wir dort 400 Quadratmeter Produktionsfläche schaffen", sagt Dr. Kai Boockmann. Der 50-Jährige hat gemeinsam mit seiner 34-jährigen Schwester Michaela die Geschäftsführung übernommen hat. "Meine Frau und ich werden uns Ende des Jahres aus dem operativen Geschäft zurückziehen", kündigt ihr 73-jähriger Vater an.
Der gebürtige Hamburger Chemie-Ingenieur Boockmann war bis 1981 Werksleiter in einem amerikanischen Chemie-Konzern. Als der sich aus Deutschland zurückzog, stand Boockmann vor der Entscheidung, ins Ausland zu gehen oder sich selbstständig zu machen. Weil Siemens in Bad Neustadt zu seinen früheren Kunden gehörte und er ein Wochenend-Häuschen in Unterebersbach hatte, ließ er sich in der Vorrhön nieder. "Es gab eine Marktlücke, die habe ich ausgefüllt", erinnert er sich an die Anfänge zusammen mit seiner Frau (siehe Info-Kasten unten). Heute hat der Betrieb 43 Mitarbeiter und exportiert in alle Welt. Sein Erfolgsgeheimnis verrät Gerhard Boockmann gerne: "Solide Ingenieurswissenschaft."
Entstehung Annedore und Gerhard Boockmann gründeten im Jahr 1983 die Firma Boockmann in Niederlauer-Unterebersbach. Los ging es mit dem Vertrieb von Drahtlacken aus Frankreich und der Beratung der Elektroindustrie. Später kamen die Entwicklung von Elektroisolierharzen und glasfaserverstärkte Isolierbänder hinzu.
Erweiterung Die Firma ist kontinuierlich gewachsen: 1990 entstand in Unterebersbach ein neues Betriebsgebäude mit Büros und Verwaltung. Die Firma hat mittlerweile mehrere Patente angemeldet, ein wichtiger Meilenstein in der Firmengeschichte war 1995 eine gekapselte Tränkanlage für Elektrowicklungen. Die Firma hat zudem einen eigenen Schweißprüfstand und stellt Maschinen und Material zur Behandlung von Drähten, Litzen und Kabeln her.
Einweihung Weil in Unterebersbach zu wenig Platz für eine Erweiterung war, lagerte Boockmann seine Produktion in den Landkreis Bad Kissingen aus: 2002 wurde das neue Produktionsgebäude in Steinach eingeweiht. Rund 2000 Quadratmeter Nutzfläche stehen dort zur Verfügung, in Unterebersbach kommen 600 Quadratmeter Bürofläche dazu. Die neu firmierte "Boockmann Engineering" hat auch ihren Firmensitz mittlerweile nach Steinach verlegt.