Film weckt Erinnerungen an altes Dorfleben
Autor: Marion Eckert
Sandberg, Sonntag, 03. November 2019
Bei einem Filmnachmittag in der Pfarrscheune hat der Rhönklub Zweigverein Walddörfer den alten Film von Josef Holzheimer gezeigt.
           
Er ist zu einem Teil der Geschichte der Walddörfer geworden.
Wie so viele Rhöndörfer waren auch die Walddörfer in früherer Zeit durch ein bäuerliches Umfeld geprägt: Karge Böden und kinderreiche Familien, die sich oft kaum ernähren konnten. So wanderten junge Menschen immer wieder nach Amerika aus. Auswanderungswellen gab es Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts.
Einer von ihnen war Josef Holzheimer. Er entstammte einer kinderreichen Familie und wuchs mit sieben Geschwistern in Sandberg auf. Als junger Mann wanderte er nach Amerika aus und brachte es in Cleveland (Ohio) in einer klassischen Karriere vom Tellerwäscher zum Hotelier.
Im Jahr 1949 kehrte Holzheimer zum letzten Mal in seine alte Heimat zurück. Im Gepäck hatte er eine Filmkamera. Dabei entstand sein beeindruckender Farbfilm über das dörfliche Leben in Sandberg. Die Filmaufnahmen geben einen einmaligen und einzigartigen Einblick in eine untergegangene bäuerliche Welt. Sie waren auch Grundlage für den Film "Die Walddörfer der Rhön" des Bayerischen Rundfunks.
Da Josef Holzheimer keine Nachkommen hatte, überließ seine Witwe den 16-Millimeter-Film seinen Rhöner Verwandten, der Familie von Theresia Stindl in Sandberg. Mittlerweile ist der Film digitalisiert. Theresia Stindl erzählte wie es dazu gekommen ist, dass die historischen Filmaufnahmen ihres Großonkels die Grundlage für den Film des Bayerischen Rundfunks (BR) wurden.
Die BR-Regisseurin Susanne Rosner drehte eigentlich einen Film über Bad Kissingen in der Serie "Berühmte Bäder in Bayern". Ihre Recherchen führten sie 2004 auch nach Sandberg: Sie suchte nach Zimmermädchen, die einst zur Saisonarbeit in den Hotels der Kurstadt beschäftigt waren. Zufällig kam sie auf dem Friedhof mit Theresia Stindl ins Gespräch.
Und wie der Zufall so wollte, deren Großmutter hatte als Zimmermädchen in Bad Kissingen gearbeitet. Auf der Suche nach alten Fotos wurde nebenbei auch der Film von Josef Holzheimer erwähnt. Theresia Stindl kann sich noch gut erinner, wie begeistert die BR-Mitarbeiter von der Qualität des Films und den Bildern über das dörfliche Leben waren.