Festnahme von Bad Kissingens Ex-OB: finanzielle Ungereimtheiten
Autor: Edgar Bartl
Bad Kissingen, Donnerstag, 08. August 2013
Karl Heinz Laudenbach war von 2002 bis 2008 Oberbürgermeister von Bad Kissingen. Der CSU-Kandidat ist nie in die Partei eingetreten. Sie hat ihn quasi aus dem Hut gezaubert und das vermutlich bereut. Nicht nur der damalige Bundestagsabgeordnete Eduard Lintner (CSU) hat Laudenbach schwer unter Feuer genommen.
Laudenbach hat irgendwann die Bodenhaftung verloren und ist teuren Visionen gefolgt, die sich fast allesamt als Fehlschläge erwiesen haben. Argentinien, Ecuador und - vor allem - China statt Kleinbrach und Hausen.
Palmöl und Polo-Meisterschaft
Laudenbach wollte Palmöl aus Südamerika importieren, wollte eine Polo-Meisterschaft in die Wege leiten. Mehrfach düste er nach China. Denn eines seiner Lieblingsprojekte war die Deutsch-chinesische Fußballakademie (DCFA). Dort ist offenbar so locker mit dem Geld umgegangen worden, dass ein hochangesehenes Vorstandsmitglied den Hut genommen hat. Es wurde zum klassischen Eigentor: Noch heute warten die Trainer auf Teile ihres Honorars.
Zwar konnte Laudenbach erreichen, dass Bad Kissingen zum Quartier der WM-Fußball-Nationalteam aus Ecuador geworden ist. Unklar ist aber immer noch, was dieses "Sommermärchen" wirklich gekostet hat und wie es finanziert worden ist. Bad Kissingen erwies sich jedenfalls als ein außerordentlich großzügiger Gastgeber. Nachhaltige Vorteile sind nicht bekannt.
Eine lange Mängelliste
2007 nahmen die Experten vom Kommunalen Prüfungsverband Laudenbachs Finanzgebahren genauer unter die Lupe. Sie kamen zu einem verheerenden Ergebnis. Vieles soll nicht mit den haushaltsrechtlichen Vorgaben in Einklang gestanden haben. Einer der Kritikpunkte war - natürlich - die DCFA als "Projekt der Wirschaftsförderung" und deren Anschubfinanzierung. 2004 und 2005 hatte sich die Stadt Bad Kissingen dieses Abenteuer angeblich 80.000 Euro plus Sachleistungen kosten lassen. Als sich ein großer Sponsor aus der Schweiz zurückzog, war Schluss mit lustig und die DCFA ganz schnell am Ende.
Der 63-seitige Bericht hatte eine lange und schmerzhafte Mängelliste. So wurde moniert, dass für die DCFA-Trainer Eckhard Krautz und Michael Weiß die Reisekosten zu einem Fußballmatch in Malaysia übernommen worden sind, dass das Jugendmusikkorps zu Auftritten in Argentinien und China gejettet ist. Alleine der China-Tripp soll 26.500 Euro gekostet haben.
Wenn Gäste aus dem Reich der Mitte oder Südamerika in die Rhön kamen, spielte Geld offenbar eine eher untergeordnete Rolle. Das Beste war gerade gut genug für sie. Bei Bedarf mussten schon einmal die Stadtwerke und die Wohnungsbaugesellschaft großzügig sein.
OB war "höchst irritiert"
Laudenbach wiegelte ab: Es gebe für jeden Kritikpunkt eine nachvollziehbare Erklärung, alles sei offen kommuniziert worden, sagte er dazu. Er sei "höchst irritiert", dass man auf solchen "Sachen" herumhacke. Außerdem sei der Stadtrat stets informiert gewesen, sagte er.
Auch mit nicht wirklich nachvollziehbaren Personalentscheidungen machte sich Laudenbach eine Reihe von Feinden.
Er gefiel sich als "OB Gnadenlos", wurde "Deutschlands härtester Bürgermeister" genannt. Mit einem Strafkatalog für Stadtbeschmutzer hatte er für Aufsehen gesorgt. Wer auf Straßen spuckte, sollte 100 Euro Bußgeld zahlen. Wildpinkeln sollte sogar 300 Euro kosten.
Da passt eine skurrile Episode ins Bild. Als Rainer Greubel einen Roman schrieb, bei dem ein gewisser "Schnauz", der gewisse Ähnlichkeiten mit Laudenbach hatte, eine unrühmliche Rolle spielte, beschritt dieser den Rechtsweg. Er erteile Greubel für das Rathaus Hausverbot.
Als schließlich die CSU von "ihrem" OB immer stärker abrückte, trat der nicht mehr an. Was er dann beruflich getan hat, ist unklar. In den Polizeidienst ist er nicht zurück gekehrt.