Feier zum Zehnjährigen im Bücherpavillon in Bad Bocklet
Autor: Klaus Werner
Bad Bocklet, Sonntag, 12. Mai 2019
Was macht man, wenn man Geburtstag hat und das Wetter ist schlecht? Für Martin Eisenmann, Inhaber vom Bad Bockleter Bücherpavillon, war die Antwort einfach: "Man feiert trotzdem!"
Viele Gäste trotzen dem regnerischen Wetter, um mit ihm das zehnjährige Bestehen der Bad Bockleter Buchhandlung zu feiern. Kreativität war gefragt angesichts der Regenwolken, die am Samstagmorgen auch über Bad Bocklet hinweggezogen sind. Mit Hilfe von sozialen Medien sowie traditionellen Hilfsmitteln wie Plakaten wurde aus dem Geburtstagsfest kurzfristig die "1. Bad Bockleter Pfützenparty", denn schließlich war alles zusammen mit dem Backofenverein sowie dem Liederkranz organisiert, dessen Mitglieder für Pizza und Zwiebelplootz sowie eine Kuchentheke verantwortlich waren und mit Pavillons und Zelt den notwendigen Utensilien und den Gästen einen wetterfesten Schutz anboten.
Mit dem Zuspruch war Martin Eisenmann sehr zufrieden, "denn am Morgen habe ich noch gedacht, bei so einem Wetter kommt niemand". Deshalb hat er sich sehr gefreut über die Glückwünsche der Gemeinde, Grußworte von der Grünen-Bundestagsabgeordneten Manuela Rottmann sowie den Besuch von Gästen, die er auch als treue Fans bei den fast 50 Veranstaltungen, unter anderem bei den "Bookshop-Concerts" begrüßen konnte.
Gerade mit dieser Reihe habe er im vergangenen Jahrzehnt immer wieder Künstler in das Quadrat des Bücherpavillons geholt, und deshalb wollte Eisenmann zum Jubiläum auch eine "Hommage an das veranstalten, war wir schon mal gemacht haben" - und dies ohne Eintritt. Am Nachmittag ging es los mit dem Korbtheater von Ali Büttner, der nun schon zum dritten Mal in Bad Bocklet zu Gast war. Das Kinderstück vom Enterich Fred Schnabel begeisterte vor allem die Jüngsten unter den 60 Besucher.
Den Abend gestaltete Christoph Theussl, den Eisenmann bei den "Songs an einem Sommerabend" auf Kloster Banz kennengelernt hat und der nun zum zweiten Mal in Bad Bocklet auftrat. Der gebürtige Österreicher präsentierte in seinem zweigeteilten Programm "Lieder für alle, die noch leben" und startete mit der Erkenntnis: "Was wär' der Kosmos ohne mich? Lächerlich!" Ein bisschen morbide, ein bisschen sarkastisch, ein bisschen moralisierend, meistens nachdenklich und gelegentlich beschwingt-heiter - mit diesem abwechslungsreichen Programm begeisterte der Christoph Theussl, der die schöne "Konzertatmosphäre in einem Baukörper mit geballter Energie an Kultur" lobte.
Seine Stücke sind eher Alltagsgeschichten mit hohem Wiedererkennungswert, die er mit virtuosem Gitarrenspiel unterlegt, mit lockerer Moderation und mit intensiver Mimik präsentiert. So wird die depressive Grundstimmung der Wiener auf humorvolle Art skizziert, die Musikform "Moritat" als Lied mit moralischem Anspruch für makabre Anekdoten genutzt oder der Gesundheitsfanatismus mit der Ballade "Gesund g'storben, perfekt verreckt" auf die Schippe genommen. Immer wieder taucht Theussl mit "Beziehungsliedern" in die Welt der Zweisamkeit ein - so beim Stück "So wenig Gemeinsamkeiten" mit einem Schuss Selbsterkenntnis oder bei "Paradies Zwei", einem balladenhaften Stück über das Zusammenziehen mit Hausratsversicherung. Im zweiten Teil bedient er sich musikalischen Anleihen bei den Gruppen "Modern Talking" oder "Wet Wet Wet" - unterlegt mit österreichischen Schmäh, den er auch für das schelmenhafte Auflisten der deutschen Charaktereigenschaften nutzte.
Neben skurrilen Stücken zur "Leich im Kofferraum" oder zur "besten Schnitzel-Semmel der Welt" durften angesichts der eigenen Tochter unter den 35 Gästen Kinderlieder wie "Der Pottwal und die Nachtigall" oder "Die Moritat vom Bienenstaat" nicht fehlen, bevor er sich mit einem "positiven Ausklang" und der Monty-Python-Nummer "Always Look on the Bright Side of Life" verabschiedete - honoriert vom herzlichen Applaus der Gäste.