Fast die Hälfte wird biologisch bewirtschaftet
Autor: Björn Hein
Burkardroth, Donnerstag, 08. März 2018
Das Thema Glyphosat ist derzeit in aller Munde. In der Gemeinderatssitzung Burkardroth wurde erneut kontrovers diskutiert und die Nutzung verboten.
In der Gemeinderatssitzung Burkardroth ging es erneut um die Verpachtung gemeindlicher Grundstücke. Wie bereits in der Sitzung am 20. Februar sprach das Gremium darüber, welche Pachtbedingungen künftig in die Verträge aufgenommen werden sollen und welche Auflagen man zur Flächenbewirtschaftung machen will. Damals war offen geblieben, wie sich die verpachteten Flächen des Marktes zusammensetzen. Eine Übersicht darüber wurde jetzt in der Sitzung vorgelegt.
"Ich möchte darauf hinweisen, dass es einen Kreistagsbeschluss gibt, dass der Landkreis seine Flächen nur noch dann verpachtet, wenn hier kein Glyphosat mehr ausgebracht wird", informierte der Bürgermeister Waldemar Bug. Der Kreistag habe den Kommunen außerdem empfohlen, dies ebenso zu tun. Fakt sei laut Bug, dass in den vergangenen Jahren die Insektenpopulationen erheblich zurückgegangen seien, was besonders an der Vielfalt der eingesetzten chemischen Mitteln liege. "Natürlich können wir warten, bis die Ursachen für das Insektensterben bis ins letzte Detail geklärt sind. Doch dann ist es definitiv zu spät. Außerdem sollte man bedenken, dass die ausgebrachten chemischen Mitteln auch das Trinkwasser belasten können", so Bug. "Wir müssen alles tun, um solche Gefahren auszuschließen, das sind wir unseren Bürgern schuldig", forderte das Gemeindeoberhaupt. Er brachte den Vorschlag, dass die verpachteten Flächen nach den Grundsätzen des biologischen Landbaus bewirtschaftet werden müssen, schließlich habe man in diesem Bereich vor Ort genügend Landwirte. Mit den neuen Verträgen sollen diese Vorgaben eingeführt werden.
Plädoyer für integrierten Pflanzenschutz
Um in dieser Thematik zu einer guten Entscheidung zu kommen, hatte man zwei Experten eingeladen, nämlich Stefan Fella und Andres Ofenhitzer vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. "Die Auflagen können für die Landwirte ein zweischneidiges Schwert sein", gab Stefan Fella zu bedenken. Im Vertrag solle auf jeden Fall nicht erscheinen, dass auf den gemeindlichen Flächen biologischer Landbau gefordert wird: dies könne Einbußen im Bereich der Förderungen für den Landwirt nach sich ziehen. Dennoch könne man mündlich abmachen, dass man biologischen Landbau wünscht. Fella bestätigte, dass der Anteil der biologisch bewirtschafteten Flächen in Burkardroth mit knapp 40 Prozent sehr hoch sei. Er bezeichnete sich dabei als Verfechter eines Mittelwegs, dem "integrierten Pflanzenschutz": bevor man gegen Schädlinge vorgeht, schaue man hier erst einmal, ob das überhaupt nötig ist.
Raps und Klärschlamm wären verboten
Andreas Ofenhitzer vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten stieg noch intensiver in die Debatte ein. Er gab zu bedenken, dass im ökologischen Verfahren Raps nicht angebaut werden könne, der aber wiederum die Haupttracht der Bienen darstelle. Fella erläuterte darüber hinaus, dass beispielsweise Klärschlamm nicht auf ökologische Flächen ausgebracht werden darf, darüber müsse man sich im Klaren sein. Martin Hildmann fragte nach, was eigentlich dann sei, wenn der Raps abgeerntet ist: dann hätten die Bienen ja keine Nahrung mehr. "Gibt es hier keinen Königsweg, den man einschlagen kann?", fragte er. Stefan Fella erklärte, dass man theoretisch zwar Zwischenfrüchte anbauen könne, was aber bei der Sommertrockenheit in Unterfranken schwierig sei - deshalb würden eher Flächen stillgelegt.
Andreas Ofenhitzer schlug vor, dass man als Auflage für die zukünftigen Pächter auch die "extensive Bewirtschaftung" machen könne. So könnten sowohl Bio- als auch konventionelle Betriebe die Grundstücke bewirtschaften. "Wenn wir explizit das Glyphosat verbieten: ist dann die Gefahr nicht groß, dass die Landwirte auf andere chemische Mittel umsteigen?", wollte Florian Eickhoff wissen. "Das ist nicht zu befürchten, soweit ich weiß, gibt es hierfür kein Ersatzprodukt", so Ofenhitzer.
"Ich könnte ein Glyphosatverbot mittragen, ich denke aber, die Gefahr wird hier einfach überschätzt", meinte Daniel Wehner. Außerdem werde es schwierig, zu kontrollieren, ob das Mittel tatsächlich eingesetzt wird. Dem widersprach Stefan Fella: mit Glyphosat behandelte Flächen seien leicht aufgrund ihrer bräunlichen Färbung zu erkennen. "Es ist wichtig, dass wir uns der Thematik stellen. Schließlich wird sich das Insektensterben auch auf die Vogelwelt auswirken und weitere Kreise ziehen. Wenn wir in der Flur keine Bienen mehr haben, wird es für alle schwierig: dann können wir die Pollen mit dem Pinsel verteilen und von Pflanze zu Pflanze gehen", sagte der Bürgermeister.
"Ich finde, dass es wichtig ist, dass wir uns der Diskussion stellen", so Martin Hildmann. Er würde befürworten, dass man als verbotenen Stoff auch die Neonicotinoiden aufnehmen sollte. "Mit dem Good-Will der Bauern müsste die Maßnahme doch umsetzbar sein", meinte Frank Gößwein. Weitere Diskussionspunkte waren die Flächenstilllegung, die man betreiben könnte.
Nach der Diskussion wurde von Bürgermeister Bug der Beschlussvorschlag formuliert. Eine Neuverpachtung der Fläche darf nur unter der Auflage erfolgen, dass keine totalen Herbizide wie Glyphosat und keine Insektiziden wie Neonicotinoide zum Einsatz kommen dürfen. Mit drei Gegenstimmen wurde der Antrag genehmigt.
In der Gemeinderatssitzung wurde außerdem über verschiedene Bauanträge gesprochen. Das Vorhaben, im Lärchenweg in Stangenroth einen Dacherker, eine Dachgaube sowie einen Balkon an das bestehende Wohnhaus anzubauen, wurde einstimmig genehmigt. Erfolgen kann auch der Einbau einer Wohnung in das Untergeschoss des bestehenden Wohnhauses in der Steinbergstraße in Premich. Genehmigt wurde das Errichten eines Einfamilienwohnhauses mit Doppelgarage im Eckenpfad in Gefäll. Auch die Aufstellung von Fahnenmasten in der Brückenstraße in Premich kann nun erfolgen.