Fall Laudenbach: Kaiserhof GmbH war wohl zahlungsunfähig
Autor: Edgar Bartl
Bad Kissingen, Donnerstag, 17. Juli 2014
Bad Kissingens früherer Oberbürgermeister Karl Heinz Laudenbach steht wegen Vorteilsannahme und Steuerhinterziehung vor Gericht. Am sechsten Verhandlungstag ging es um seine Tätigkeit beim "Kaiserhof Victoria".
Es war eher ein Nebenkriegs-Schauplatz: Nicht die Frage, ob Laudenbach 434.000 Euro Provision für den "Fürstenhof"-Deal erhalten hat, stand diesmal im Mittelpunkt, sondern das Wirken des Kommunalpolitikers und Kriminaldirektors a. D. als Geschäftsführer des Hotels "Kaiserhof Victoria".
Zu klären waren am Donnerstag zwei Fragen: Hat Laudenbach ein entsprechendes Gehalt für seine Tätigkeit bezogen (nein) und hat er von seinem Mitgeschäftsführer Raymonds Libers die Rückzahlung eines 50.000-Euro-Darlehens verlangt (vielleicht). Als Zeugen hatte die Verteidigung die späteren Hotel-Chefs Gerd Lasinski (August 2008 bis März 2009) und Christian Weghofer (seit Juli 2009) geladen. Beide hatte Laudenbach einst angesprochen und eingestellt. Beide konnten zu den zwei zu klärenden Fragen nur bedingt Auskunft geben. Beide bestätigten, wie bereits die "Victoria"-Buchhalterin, dass Laudenbach kein Gehalt bezogen hatte. Beim angeblichen Darlehen und dessen Rückzahlung konnten beide nicht für Klarheit sorgen.
Dabei gab sich Verteidiger Michael Schulze alle Mühe. Allerdings erschloss sich der tiefere Sinn einiger seiner Fragen nicht sofort. Das veranlasste Staatsanwältin Tanja Zechnall zu der etwas spitzen Bemerkung, sie wisse nicht, "worauf Sie hinaus wollen - aber bitte".
Unüberwindliche Differenzen
Lasinski hatte schon nach wenigen Monaten das Handtuch geworfen wegen "unüberwindlichen Differenzen" mit den russischen Gesellschaftern. In nur vier Monaten habe er den Hotelbetrieb ins Laufen gebracht. Allerdings hätten die Investoren möglichst schnell Geld sehen wollen. Das aber sei ausgeschlossen: Ein neu eröffnetes Haus schreibe vier bis fünf Jahre rote Zahlen. Schon die Entscheidungsfindung - Privatklinik oder aber Vier-Sterne-Hotel mit Gesundheitsleistungen - sei "schwierig" gewesen. Dann seien seine Tätigkeiten ausgehebelt worden. Deshalb habe er um Vertragsauflösung gebeten. Laudenbach habe sich auch hier "sehr fair" verhalten.
Jahrelang rote Zahlen
Seinem Nachfolger Weghofer ist es nach eigenen Angaben gelungen, das Hotel zu etablieren. Als er seinen Dienst angetreten hat, sei die GmbH zahlungsunfähig gewesen. Es habe nur Ausgaben, aber keine Einnahmen gegeben. Weghofer nannte diese Zeit "sehr schwierig". Denn: "Die russische Mentalität ist manchmal etwas anders als die mitteleuropäische." Die Eigentümer wollten nichts mehr investieren, sondern sofort Geld verdienen. Aber "das geht halt nicht."
Auch sei es nicht gelungen, das Haus zu verpachten. Die Forderung - 1,3 Millionen Euro pro Jahr - war offenbar völlig überzogen. Da machten Interessenten wie Gert Prantners RIMC (Hamburg), die auch das Steigenberger-Hotel haben wollte, einen Rückzieher.
Weiterhin in U-Haft
Unklar blieb Laudenbachs genaue Rolle im "Kaiserhof Victoria". Weghofer schloss kategorisch aus, dass der Ex-OB dort ein Geschäftsführergehalt bezogen hatte. Er habe sämtliche Kontobewegungen überprüft und nichts gefunden. Auch keine Einzahlungen - etwa für ein Darlehen Laudenbachs an Libers. Von Provisionen an Laudenbach sei ihm, sagte Weghofer, nichts bekannt. Ein Steuerfahnder, so Staatsanwältin Zechnall, soll hingegen geäußert haben, für seine Vermittlung habe Laudenbach "so viel Geld" bekommen, "wie andere im ganzen Leben nicht verdienen".
Weitere Zeugen waren nicht geladen, Laudenbach wurde von zwei uniformierten Polizisten zurück in das Gefängnis in Schweinfurt gebracht. Dort sitzt er seit August 2013 in Untersuchungshaft.
Wie ein Hochsicherheitstrakt
Es ist schwer, aus manchen Räumen der Justiz zu gelangen. Es ist aber auch nicht ganz einfach, hinein zu kommen. Nach dem Mord an einem jungen Staatsanwalt in Dachau hat Justitia massiv aufgerüstet und sich eingeigelt. Wachtmeister tragen jetzt Schutzwesten. Das Gerichtsgebäude mutierte zum Hochsicherheitstrakt mit schusssicherem Glas, doppelten Türen und strengen Personenkontrollen. Wie bei einem Flughafen. Nur ist hier das Personal in Würzburg viel freundlicher, wenn auch nicht weniger gründlich. So musste eine Zuhörerin ihr Taschenmesserchen mit Korkenzieher und Drei-Zentimeter-Klinge vorübergehend in amtliche Verwahrung geben. Fünfmal war das Corpus Delicti nicht beanstandet worden, diesmal aber doch. Der Prozess wird am heutigen Freitag fortgesetzt.
Woher kommt das Geld von Laudenbach?
Klärungsbedarf Unklar ist, wofür der frühere Bad Kissinger OB Karl Heinz Laudenbach 434.000 Euro bekommen hat.
Provision Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft Würzburg handelt es sich dabei um eine unzulässige Provision für die Vermittlung von "Fürstenhof" und "Schweizerhaus" an russische Investoren.
Darlehen Der Angeklagte hingegen beteuert, bei 50.000 Euro handele es sich um ein Darlehen, das er dem Mitgeschäftsführer Raymonds Libers gewährt habe.
Geschäftsführergehalt Weitere 180.000 Euro habe er erhalten für seine dreijährige Tätigkeit als Geschäftsführer des Hotels "Kaiserhof Victoria". Außerdem seien erhebliche Betriebsausgaben nicht berücksichtigt worden.