Fall Laudenbach: Hohe Provision kassiert
Autor: Edgar Bartl
Bad Kissingen, Mittwoch, 11. Juni 2014
Bad Kissingens früheres Stadtoberhaupt muss sich wegen Vorteilsannahme und Steuerhinterziehung vor Gericht verantworten. Karl Heinz Laudenbach äußerte sich erstmals zu den Vorwürfen.
Erstmals hat Bad Kissingens Ex-Oberbürgermeister Karl Heinz Laudenbach vor der 6. Strafkammer des Landgerichts Würzburg zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen Stellung bezogen. Dabei gestand er am Mittwoch ein, im Zusammenhang mit dem Verkauf von "Fürstenhof" und Schweizerhaus eine Provision von 434 000 Euro erhalten zu haben. Das Geld sei aber erst nach seinem Ausscheiden aus dem Amt als OB geflossen.
Außerdem versuchte er die ihm vorgeworfene Steuerhinterziehung klein zu rechnen. Ein Teil der Summe - es geht angeblich um 317 000 Euro - sei die Rückzahlung eines Darlehens gewesen. Betriebsausgaben in nicht genannter Höhe seien nicht berücksichtigt worden. Außerdem habe er der Stadt Bad Kissingen 32 000 Euro eingespart, da er auf einen Chauffeur verzichtet habe und seinen Dienstwagen selbst gefahren habe. 180 000 Euro erklärte er so: Dabei handele es sich um eine Vorauszahlung für seine dreijährige Geschäftsführer-Tätigkeit im Hotel "Kaiserhof Victoria".
Ohne Laudenbach kein Verkauf
Zum Auftakt des Prozesses hatte Laudenbachs Anwalt Michael Schulze gesagt, der Vorwurf der Vorteilsnahme werde sich wohl nicht halten lassen. Über die Höhe der Steuerverkürzung werde man reden müssen. Das konkretisierte Ko-Verteidiger Norman Jacob in einer mehrseitigen Verlautbarung Laudenbachs, die er verlas. Es handele sich nicht um eine "Immobilien-Vermittlung im klassischen Sinne". Laudenbach habe als OB im Sinne der Arbeiterwohlfahrt (AWO) als Eigentümerin die Kontakte zu russischen Investoren hergestellt, habe beraten und vermittelt. Die exakte Höhe eines dafür fälligen Honorars sei bis zu dessen Ausscheiden aus dem Amt weder mündlich noch schriftlich fixiert gewesen. Aber: "Ohne ihn hätte der Investor nicht gekauft", so Jacob.
Als Motiv nannte er die Bemühungen Laudenbachs, der als OB ein Monatsgehalt von 8000 Euro hatte, sich ein Einkommen zu sichern. Seine Entscheidung, nicht in den Staatsdienst zurückzukehren, habe erhebliche finanzielle Folgen gehabt. Und: "Seine Tätigkeit hat Bad Kissingen nicht zum Nachteil gereicht." Das hat aber mit dem Vorwurf der Vorteilsannahme auch nichts zu tun. Jacob schloss seinen Vortrag so: "Fragen werden nicht zugelassen."
"An der Zeit zu reden"
Das Gericht sah viele Fragen offen. Vorsitzender Richter Hans Brückner wies mögliche Schwachpunkte und Widersprüche konsequent auf. Sein Rat: "Es wäre für den Angeklagten jetzt an der Zeit zu reden." Vor dem Eintritt in die Beweisaufnahme sei der Angeklagte noch in einer besseren Situation als später.
Scharf ging Staatsanwältin Tanja Zechnall mit Laudenbach und dessen Verteidigung ins Gericht. Die Einlassung sei nicht das Papier wert. Es werde nichts zu den konkreten Vorwürfen gesagt. Alles sei "extrem vage gehalten" und lasse einiges offen.
Laudenbach hatte zuvor seinen Werdegang vom Mittelschüler zum international anerkannten und gefragten Spitzenpolizisten skizziert. Immer habe er zurückkehren wollen in die Heimat. 25 Jahre habe er aus dem Koffer gelebt: " Das war nicht immer eine beruflich und persönlich einfache Zeit."
Als ihm die CSU die OB-Kandidatur antrug, habe er daher zugesagt. Ein ähnliches Angebot aus Lindau hatte er abgelehnt.
Nach seiner OB-Zeit habe er als "Victoria"-Geschäftsführer drei Jahre lang Aufbauarbeit geleistet. Anschließend sei er als Unternehmensberater selbstständig, aber wohl nicht sehr erfolgreich gewesen. Er hatte nur einen einzigen Auftrag.
Schweigsam wurde Laudenbach, als Brückner ihn nach seinen finanziellen Verhältnissen fragte. Als Monatseinkommen im Jahr 2011 nannte er schließlich im Schnitt 8000 Euro. Seine Schulden bezifferte er mit 90 000 Euro.
Millionenverluste erwirtschaftet
Als Zeuge bestätigte Bernhard P., der damalige Geschäftsführer, im wesentlichen den Inhalt der Anklageschrift. Die beiden Immobilien hätten Defizite in Höhe von jährlich mehreren 100 000 Euro verursacht. Die AWO habe sie unbedingt verkaufen wollen. Es habe 40 bis 50 Interessenten gegeben. Alle seien wieder abgesprungen. Schließlich habe Laudenbach einen Investor vermittelt. Dafür sollte eine "nennenswerte Provision" gezahlt werden. Über deren Höhe hatte es zunächst keine Einigung gegeben. 800 000 Euro, so P., "waren für uns damals happig". Die AWO überwies das Geld auf ein Konto einer Firma mit Sitz in Belize (Mittelamerika). Über Zypern flossen laut Anklage 434 000 Euro nach Deutschland und Österreich. Konteninhaber: Laudenbach und sein Bruder.
Prozess zieht sich
Überraschung am Nachmittag. Laudenbachs Verteidigung regte an, einige Zeugen aus- und andere vorzuladen. Das sei unerlässlich. "Die Beweisthemen schieben wir hinterher", sagte Jacob. Die Staatsanwältin wusste "nicht, was das bringen soll". Das Gericht verwies auf Terminprobleme und folgte dann dem Ersuchen. Der Prozess wird sich in die Länge ziehen, die vier anberaumten Termine werden nicht ausreichen.