Fahren Sie auch mit dem SUV zum Bioladen?
Autor: Marion Eckert
Klosterkreuzberg, Donnerstag, 21. Juli 2022
"Glänzende Aussichten" haben Gäste derzeit im Bruder-Franz-Haus bei einer Sonderausstellung mit ungewöhnlichen Karikaturen. Warum Humor wichtig ist, auch wenn das Lachen manchmal im Hals stecken bleibt.
Im Bruder-Franz-Haus auf dem Kreuzberg werden in einer neuen Sonderausstellung 71 Karikaturen von 31 Künstlerinnen und Künstler zu Klima, Konsum und anderen Katastrophen gezeigt. Sie trägt den Titel "Glänzende Aussichten", wobei so glänzend scheinen diese Aussichten angesichts dieser Themenfelder gar nicht zu sein.
Carmen Zinsler-Maul, vom Team des Bruder-Franz-Hauses wurde auf die Ausstellung des Erzbischöfliches Ordinariat Bamberg in der Propstei in Zella aufmerksam. "Sie passt sehr gut in unser Haus und unsere Zeit", betonte sie. Immerhin sei der Heilige Franziskus, der Namensgeber des Hauses auch der Schutzpatron der Umwelt. "Die Ausstellung ist brutal ehrlich, sie regt zum Nachdenken an. Obwohl das Thema nicht zum Lachen ist, ist doch vieles so verpackt, das man auch schmunzeln muss, sich selbst erkennt und an die eigene Nase fasst." Einerseits sind die Karikaturen überzeichnet, andererseits eben "brutal ehrlich".
Gesellschaftsrelevante Themen
Auf manch einem Bild erkennt man aber natürlich nur seinen Nachbarn, der sich nicht umweltfreundlich und regelkonform verhält. Es sind gesellschaftsrelevante Themen, die behandelt werden: Konsum und Lebensstil, Mobilität, Meer, Plastik und Müllhalde, Fleischkonsum und Ernährung, Klimawandel, Energie, Hunger und Durst und Flucht. Mit dem Satz "Humor ist, wenn man trotzdem lacht" wird die Ausstellung umschrieben.
"Angesichts von Kriegen und Katastrophen, von Hunger, Armut und täglich begangenen Ungerechtigkeiten bleibt uns aber oft das Lachen im Halse stecken. Dennoch dürfen wir den Humor nicht verlieren. Humor lässt uns die Dinge aus einer anderen Perspektive betrachten und zeichnet so die Realität manchmal klarer und ungeschminkter. Humor macht zugleich Mut, anzupacken und zu ändern, was geändert werden muss. Humor hilft, trotz allem die Hoffnung zu bewahren", heißt es im Vorwort des Bamberger Erzbischofs Dr. Ludwig Schick. Die Auswirkungen des europäischen und nordamerikanischen Produktions- und Konsumverhaltens auf die Entwicklungsländer in Afrika, Asien und Lateinamerika werden in den Karikaturen so überspitzt dargestellt, dass ihre Botschaft klar aber ohne moralischen Zeigefinger daher kommt. Ein paar Beispiele aus der Karikaturenausstellung: Wir setzen uns für weltweite Gerechtigkeit ein und freuen uns trotzdem über den nächsten Schnäppchenkauf. Wir fahren mit dem spritfressenden SUV zum Bioladen, weil Bio ja so viel besser ist für die Umwelt. Wir beißen herzhaft ins Würstchen, ohne uns Gedanken zu machen, unter welchen Bedingungen das Schweine gehalten, wo und wie sein Futter produziert wurde. Wir schreiben uns die Menschenrechte auf die Fahnen und lassen Bootsflüchtlinge im Mittelmeer ertrinken.
Begleitend zur Ausstellung gibt es ein Buch mit allen Karikaturen. Denn insgesamt gibt es 99, die aber nicht alle am Kreuzberg gezeigt werden können. Das Buch kann im Bruder-Franz-Haus eingesehen und erworben werden. Die Ausstellung ist bis 28. August täglich von 10 bis 12 Uhr und von 13 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.