FAG-Werk in Elfershausen investiert in Rillenkugellager
Autor: Arkadius Guzy
Elfershausen, Donnerstag, 08. August 2013
Dem Schweinfurter FAG-Werk der Schaeffler Gruppe droht die Verlagerung von Arbeitsplätzen. Davon unberührt arbeitet das FAG-Werk in Elfershausen weiter an der Sicherung des eigenen Standorts.
Die Belegschaft des FAG-Werks in Elfershausen hat keinen Grund sich Sorgen zu machen. Die Blicke richten sich eher auf den Umbau am eigenen Standort. Die Situation in Schweinfurt werde so gut wie gar nicht diskutiert, berichtet ein Mitarbeiter, auch wenn es natürlich schade um die Kollegen sei. Von den Verlagerungsabsichten in Schweinfurt ist Elfershausen überhaupt nicht betroffen, wie Jens Krohn bestätigt.
Es sind zwei unabhängige Produktionsbereiche.
Der Werksleiter spricht daher lieber über die Investitionen in Elfershausen. "Die Produktion der Rillenkugellager wird ausgeweitet", erklärt Krohn. Eine von insgesamt sechs neuen Linien soll bis Ende dieses Jahres anlaufen. Der Arbeitsbereich wird in der Halle bereits vorbereitet. Eine neue Kühlschmierstoffanlage, die die zusätzlichen Maschinen versorgen soll, steht bereits auf dem Fabrikgelände.
Die weiteren Linien folgen in einem mittelfristigen Zeitrahmen. Die Konjunkturentwicklung bestimmt das Tempo. Die Investitionen gibt Krohn insgesamt mit einem unteren zweistelligen Millionenbetrag an. Die Erweiterung der Rillenkugellagerproduktion ist nach außen nicht sichtbar, es werden keine Anbauten benötigt. In der Halle gibt es ausreichend Platz, da die Produktion von Fahrradtretlagern in diesem Jahr eingestellt worden ist. Die Tretlager spielten in Elfershausen sowieso eine eher untergeordnete Rolle. Sie sollen nach Angaben des Schaeffler-Sprechers in Zukunft an anderen Standorten produziert werden.
Rillenkugellager dagegen, die in Elfershausen komplett gefertigt werden, machen der Menge nach schon jetzt mehr als die Hälfte der Erzeugnisse aus, die das Werk verlassen. Sie werden also künftig noch dominierender. Die Rillenkugellager sind ein Massen- und Katalogprodukt. Krohn: "Sie sind zum Beispiel in Waschmaschinen zu finden."
Für den Werkschef ist der Ausbau der Produktion ein Beitrag zur Standortsicherung. Als Unterstützung der Wettbewerbsfähigkeit in Elfershausen wertet er auch die spezielle Vereinbarung, die für die Belegschaft des Werks gilt. Sie arbeitet ohne Lohnausgleich 40 Stunden pro Woche statt der tarifvertraglich festgelegten 35 Stunden. Im Gegenzug haben die Mitarbeiter eine Beschäftigungsgarantie, die nach der jüngsten Verlängerung der Regelung bis 2020 reicht.
Das Unternehmen sichert am Standort eine Mitarbeiterzahl von mindestens 270 und höchstens 300 Personen zu. Der Betrieb soll damit trotz der Garantie die Möglichkeit haben, auf konjunkturelle Schwankungen zu reagieren. Derzeit liegt die Zahl der Beschäftigten in Elfershausen am unteren Ende der Spanne.
Die Vereinbarung zwischen dem Arbeitgeber und den Arbeitnehmern trägt zum Erfolg des Werks bei, wie Krohn an Zahlen belegen kann: So hat sich die Produktionsleistung des Werks von 2006, als die Abmachung erstmals in Kraft trat, bis heute verdoppelt.
Die Vereinbarung war eine Idee der Arbeitnehmer. "Der Vorschlag kam von unten, von der Belegschaft", erklärt Michael Walter, der Vorsitzende des Betriebsrats. Wenn er jeden Tag nach Schweinfurt zur Arbeit fahren müsste, würde er die fünf Stunden unterwegs verlieren, rechnet ein Mitarbeiter aus dem Hammelburger Raum vor. Die Mehrarbeit relativiert sich also, so das Argument. Es sei wichtiger, dass es eine Beschäftigungsmöglichkeit in der Nähe gibt.
Die Vereinbarung werde nicht überall in der Gewerkschaft gern gesehen, erklärt der Mitarbeiter. "Wir werden schon mal als gallisches Dorf bezeichnet. Aber so eine Beschäftigungsgarantie ist heutzutage wichtig."