Fährt heuer das Bad Kissinger Bähnle wieder?

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Früher fiel das Bad Kissinger Kurbähnle höchstens aus, wenn Lokführer Jürgen Kämmerer einen Motorschaden hatte oder zu wenige Fahrgäste mitfahren wollten. Nach 40 Jahren gab es 2018 die erste Sommer-Saison ohne Bähnle, aktuell verhandeln Stadt und Betreiber über den Neustart. Foto: Archiv/Thomas Mäuser
Früher fiel das Bad Kissinger Kurbähnle höchstens aus, wenn Lokführer Jürgen Kämmerer einen Motorschaden hatte oder zu wenige Fahrgäste mitfahren wollten. Nach 40 Jahren gab es 2018 die erste Sommer-Saison ohne Bähnle, aktuell verhandeln Stadt und Betreiber über den Neustart. Foto: Archiv/Thomas Mäuser

Stadt und Betreiber verhandeln noch, ob und wann die Kleinbahn zurück kommt. Am Klaushof hält seit 1. Mai auch der Bäderlandbus.

Das Dampferle schippert seit Ostern wieder auf der Saale, Pferde ziehen die Post-Kutsche von Bad Kissingen nach Aschach. Aber wo bleibt das Bähnle? Das fragen sich aktuell viele Bad Kissinger und Gäste. Von 1978 bis 2017 gehörte die Kleinbahn mit ihren Touren zum Klaushof und durch den Luitpoldpark fest zum Stadtbild. Dann kaufte Oliver Wolters, Inhaber der Kölner "Gecko-Bahn", das Gefährt und zog es kurzfristig nach Wertheim ab. "Wir sind mit der Stadt dran, ein Konzept zu finden - hoffentlich bis Mitte des Monats", sagt Wolters, und: "Die Kapazität ist vorhanden, wir können auch kurzfristig starten."

Noch viele offene Fragen

Das Aus fürs Bähnle vor gut einem Jahr kam überraschend: Wolters benötigte eine dritte Bahn in Wertheim für den Transport von Schiffs-Passagieren vom Main-Ufer zur Burg. Außerdem hatte er den Zuschlag für die Landesgartenschau Sachsen-Anhalt gewonnen. Deshalb zog er die weiß-blaue Zug-Maschine mit ihren Anhängern für rund 50 Personen aus Bad Kissingen ab. Mittlerweile habe er eine zusätzliche Bahn gekauft und könnte sogar zwei Bahnen für Bad Kissingen abstellen. Allerdings seien noch Fragen offen: "Die Umsetzung ist noch nicht zu hundert Prozent klar", sagt Wolters. Woran es genau hakt und ob er Zuschüsse von der Stadt fordert, lässt er jedoch offen.

"Wünschenswert" für die Strecke zum Wildpark wäre aus Sicht des möglichen Bähnle-Betreibers auch eine Gastronomie am Klaushof: Aktuell ist die Gaststätte dort geschlossen, lediglich ein Kiosk hat von Mittwoch bis Sonntag geöffnet. Allerdings wolle er als zweites Standbein auch Touren durch die Stadt. Genaue Streckenverläufe nennt er aber nicht, nur so viel: "Es gibt viele schmucke Ecken in Bad Kissingen." Wolters kann sich auch vorstellen, Details mit dem Stadtrat direkt zu besprechen: "Bisher habe ich nur mit der Verwaltung verhandelt." Auf alle Fälle strebe er einen langfristigen Vertrag mit der Stadt Bad Kissingen auf mehrere Jahre an.

Durch Parks und Prachtstraßen

"Wir wollen wieder ein richtiges Kurbähnle", erklärt der Bad Kissinger Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD), und: "Wir sind optimistisch, dass wir das auf die Straße bringen." Ihm sei wichtig, dass es eine Tour durch die Bad Kissinger Parks und Prachtstraßen gebe. Vielleicht könne mit dem Bähnle sogar das so genannte Unesco-Property, also das Kerngebiet der Kur vom Golfplatz über die Kur-Promenade bis zum Arkadental, erlebbar gemacht werden. "Aber das ist ein Zukunftsthema", betont Blankenburg.

Woran es genau hängt und weshalb es nicht bereits im Winter eine Einigung gab, sagt auch der Oberbürgermeister nicht, nur: "Wir reden über vertragliche Konstruktionen." Mitreden möchten auch Stadträte: "Ich habe schon mehrfach nachgefragt und warte bis heute auf eine Rückmeldung", kritisiert etwa CSU-Stadträtin Gudrun Heil-Franke auf Anfrage die spärliche Info aus dem Rathaus. Heil-Franke sitzt im Vorstand des Vereins der "Freunde des Wildparks Klaushof" und fordert eine bessere öffentliche Anbindung des Wildparks: "Unter der Woche geht's ja, aber das Wochenende ist das Problem", sagt sie. "Der Stadtrat wird ausreichend beteiligt", sichert dagegen OB Blankenburg zu.

Neue Bus-Verbindungen

Im vergangenen Jahr hatte die Stadt kurzfristig ab Mitte Juni eine Bus-Linie am Wochenende zum Klaushof eingerichtet. Diesen zusätzlichen finanziellen Aufwand könnte sich die Kommune heuer sparen, denn: Durch den neuen Kreuzberg-Shuttle hat der Landkreis seine Freizeit-Linien umgeplant. Seit 1. Mai fährt der Bäderlandbus nun heuer erstmals über den Klaushof. Vier Mal am Tag können Interessierte zum Klaushof und zurück fahren, unter anderem starten Busse um 15.43 und 17.43 Uhr in die Stadt. Zudem fährt ganzjährig eine Samstagslinie zum Klaushof - um 9.15 Uhr hin, um 16.50 Uhr zurück.

Idee Der Bad Kissinger Walter Berninger holte 1975 probehalber die erste Kleinbahn nach Bad Kissingen. Allerdings kam das erste Gefährt nicht durch den TÜV. Mit Berthold Dürrstein und Wolfgang Georgi gründete Berninger im Jahr 1976 offiziell die "Bad Kissinger Kleinbahn GmbH" und kaufte eine Zugmaschine mit drei Anhängern.

Betrieb Im Jahr 1978 nahm das Bad Kissinger Bähnle als erstes seiner Art in Deutschland den regelmäßigen Fahrtbetrieb auf öffentlichen Straßen auf. In den Jahren 1987 und 2001 wurden neue Zugmaschinen gekauft. Ab 1996 saß Hans-Jürgen Kämmerer am Lenkrad, im Jahr 2000 übernahm er zudem die GmbH-Geschäftsführung. Im Herbst 2017 fuhr das Bähnle zum letzten Mal zum Klaushof.

Betreiber Oliver Wolters stammt aus einer Kölner Bus-Unternehmer-Familie und hat das Unternehmen "Gecko-Bahn" gegründet. Seine gelb-grünen Kleinbahnen fahren aktuell unter anderem in Wertheim und Coburg. Gecko-Bahn bietet zudem Touren durch Mühlhausen und Heidelberg an. rr