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Extratouren: Warum sie bei den Wanderern so beliebt sind


Autor: Carmen Schmitt

Bad Kissingen, Freitag, 26. August 2016

Sie sind dabei, ihren großen Bruder zu überholen: Auf den Extratouren sind heute mehr Wanderer unterwegs als auf dem Hochrhöner.
Robert Groß und Silvia Karalus modernisieren die Markierung des Basaltwegs bei Oberbach Fotos: Carmen Schmitt


Er war einer der ersten. Gut zwölf Kilometer lang, Wald, Gipfel, Panorama, Hütte zum Einkehren: die richtigen Zutaten, um Wanderer zappelig werden zu lassen. Der "Basaltweg" bei Oberbach. Dieser Wanderweg gehört zu gut zwei Dutzend sogenannter Extratouren. Die schlängeln sich rechts und links entlang ihres großen Bruders - dem Hochrhöner. Das touristische Aushängeschild der Region wird heuer zehn Jahre alt.

Einer, der die Rhöner Wanderwege ziemlich gut kennt, erklärt, wie eine Tour zu einem Top-Wanderweg wird, was das die Extratouren so erfolgreich macht und welche Rolle kleine Alu-Tafeln dabei spielen.

Zwei Kilometer haben Roland Groß und Silvia Karalus heute geschafft. Bis zum Mittag sind 40 Bäume mit den Schildern beklebt. Die Alu-Blättchen sind so groß wie Notizzettel und mit einem roten "B" bedruckt. Das Kennzeichen für die Wanderer, dass sie dem richtigen Pfad folgen. Roland Groß und Silvia Karalus sind Wegewarte und sorgen in den nächsten zwei Wochen für den Feinschliff. Im Herbst werden alle Extratouren des Hochrhöners vom Deutschen Wanderinstitut neu bewertet und zertifiziert. Dafür werden die Markierungen aufgehübscht und perfektioniert. Einheitlich sollen sie werden, sagt Thomas Lemke vom Naturpark und Biosphärenreservat Bayerische Rhön. Er koordiniert die Arbeiten und erklärt, warum er dafür nicht nur die Wege im Blick hat.
Als der Förster vor zehn Jahren zum Naturpark kam, war das Konzept Hochrhöner zu 90 Prozent ausgearbeitet. Erst die Eröffnung des Premiumwanderwegs, dann die 20 Extratouren. Inzwischen sind noch eine Handvoll dazu gekommen. Von B wie "Basaltweg" bis W wie "Wald-Brand": Die Extratouren werden heute mehr gelaufen als der Hochrhöner selbst. Was machen die Wanderwege aus und wer läuft sie?

Die Abwechslung ist es, was die Leute auf die Pfade treibt, meint Thomas Lemke, der die Extratouren betreut. Die letzten ausgewiesenen Routen führen dem Trend der kürzeren Wege. Führen die ersten Extratouren noch 20 Kilometer durch die Rhön, sind die neueren nur noch halb so lang. "Inzwischen sind Leute auf den Geschmack gekommen, die sonst nicht wandern würden", sagt der 37-Jährige. Die wollen das Gesamtpaket, gespickt mit einem "hohen Erlebniswert" wie Aussicht, Wald, Burgen, Felsen und Wasser, sagt Thomas Lemke. "Wir versuchen, die Rhöner Vielfalt zu erschließen." Doch für einen erfolgreichen Wanderweg braucht es mehr.

"Eine große Rolle spielt die Akzeptanz vor Ort", sagt Thomas Lemke. Wenn der erste Impuls direkt aus der Gemeinde komme, sei der Start für eine neue Extratour optimal. Dann gilt es, die richtigen Abschnitte auszuwählen. Ein qualitativ hochwertiger Weg führt nie länger als 1,2 Kilometer auf asphaltiertem Belag, mindestens 30 Prozent sind Wald- und Wiesenwege. So ein Wanderweg wird nicht einfach so zur Extratour. Zwei Jahre dauert es, von der ersten Idee bis zum ausgewiesenen Wanderweg. Viele Meinungen wollen unter einen Hut gebracht werden. "Jeder hat seine eigene Vorstellung von Naturnutzung." Die Rhön vereint drei Bundesländer, fünf Landkreise, deren Tourismusbüros, Städte, Gemeinden, Naturparke und den Rhönklub: Thomas Lemke versucht ständig den Spagat.

Und wer ist in der Rhön unterwegs? Klar! Die Rhöner. Wanderer aus der Bayerischen Rhön laufen in der Thüringer oder der Hessischen Rhön und umgekehrt. Zwei Drittel der Besucher sind Tagesausflügler. Die sammeln die Extratouren, sagt Thomas Lemke und dürfen sich schon jetzt auf neue Touren freuen.
Vier Wege sind in der Hessischen Rhön in der Vorbereitung, verrät der Koordinator. Auch in der Gemeinde Burkardroth gibt es Pläne für einen Weg. Ab Herbst 2017 rechnet er mit der Eröffnung. Für alle, die so lange nicht warten wollen, gibt es ja noch den 173 Kilometer langen großen Bruder - den Hochrhöner.


Auf der Website der Rhön unterwww.rhoen.de gibt es weitere Informationen zu den Extratouren. Länge, Höhenmeter, Schwierigkeitsgrad und Besonderheiten sind aufgelistet - mitinteraktiver Karte.