Exkursion zu den Exoten im Wald: hier daheim oder eingereist?
Autor: Carmen Schmitt
Burkardroth, Mittwoch, 20. Juni 2018
Förster und Waldliebhaber haben das Unterholz durchforstet und ungewöhnliche Gewächse entdeckt. Auf der Spur: Baumarten, die hier heimisch, aber selten sind und Bäume, die von weit her in der Rhön gelandet sind.
Einer der Amerikaner riecht nach Weihnachten. Zitrus, Orange, frisch. Joachim Dahmer zwackt einige dunkelgrüne, lange, glatte Nadeln vom Ast. Knicken, reiben, schnuppern. Diese Küstentanne nennt man auch Amerikanische Weißtanne, erklärt Förster-Kollege Stefan Blumrich. Zwischen Zeigefinger und Daumen ein Duft, wie wenn Mama die gute Stube im Advent herausputzt. Der Unterschied: Die Förster stehen nicht im Wohnzimmer, sondern im Wald. Vor ihnen: keine leuchtenden Kinderaugen, sondern interessierte Baumschüler. Wer sich heute den beiden auf der Exkursion an der Hermannsruh oberhalb von Strahlsbach angeschlossen hat, will mehr wissen über exotische Baumarten und solche, die heimisch, aber selten zu finden sind.
"Es macht mir einfach immer noch Spaß da draußen", sagt Egon Schlereth. Jahrelang hat der Rentner aus Stralsbach als Waldforstarbeiter gearbeitet. Für die Runde an der Hermannsruh hat er seinen Wanderstock geschnappt und sich mit der Gruppe auf die Spuren von außergewöhnlichen Gewächsen begeben. Stefan Blumrich von der Forstbetriebsgemeinschaft Rhön-Saale präsentiert ein paar Meter weiter ein Exemplar, das weltweit zu den mächtigsten zählt.
Kleiner Gigant aus Kalifornien
Noch ein Amerikaner im Forst von Burkardroth. "Die Handschrift des Förster ist immer zu erkennen", sagt Forstingenieur Blumrich. Der Kollege, der hier einmal gewirkt hatte, holte ein kalifornisches Original in die Rhön: der Riesenmammutbaum. Vor 17 Jahren gepflanzt, haben die Bäumchen mit den Giganten an der Westküste der USA noch nicht viel gemeinsam. Was auf dem Parcours um die Hermannsruh deutlich werden soll: Vielfalt. Und die ist gerade für Privatwaldbesitzer nie verkehrt, meint Stefan Blumrich: "Mit einem guten Warenlager ist man immer gut beraten."Ein Vater-Sohn-Gespann aus Weißenbach will sich mal umgucken - in dem Warenlager im Forst von Burkardroth. Im eigenen Wald der Müllers soll eine Fläche verarztet werden, die vom Windwurf licht geworden ist. Noch mehr als das: "Es muss nicht immer einen wirtschaftlichen Hintergrund haben", sagt Thorsten Müller, Vater Arno nickt zustimmend. "Ich will einfach mal ausprobieren, was wächst, und mich daran erfreuen." Wie wäre es mit ein bisschen Robinie?
"Unverwüstlich", attestiert Hans Keß. "Anspruchslos", ergänzt Joachim Dahmer, und dazu "bienenfreundlich". Aber Obacht: Stefan Blumrich warnt vor den gut versteckten Dornen. Trotz Verletzungsgefahr, in dem Laubbaum, den mancher auch als "Scheinakazie" kennt, steckt Potenzial: "Diese Baumart ist in den Fokus geraten, weil sie sehr trockenresistent ist. Sie kann einiges einstecken", sagt Stefan Blumrich. Gut also, um sich und seinen Wald im Klimawandel anzupassen.