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Es ist Licht am Ende des Tunnels


Autor: Paul Ziegler

Bad Bocklet, Dienstag, 23. Juni 2015

Nach einigem Hin und Her steht die Ampel auf Grün für den Aschacher Kreisel (Staatsstraße 2292). Der Kreis übernimmt die Bauträgerschaft, eine Vereinbarung mit der Marktgemeinde ist unterzeichnet.
Es ist gefährlich, aber für Maria Götz die einzige Möglichkeit: Sie überquert die Staatsstraße ST 2292 zwischen Bad Bocklet und Aschach. Den Fußgänger-Tunnel, den es an dieser Stelle gibt, und der unter der Straße hindurchführt, den benutzt sie nicht. Sie schafft es nicht mehr, die Steigungen zu meistern. Fotos: Paul Ziegler


Maria Götz mag die Unterführung nicht. Sie ist ihr zu steil. Zuerst geht es nach unten, und ob sie auf der anderen Seite wegen ihrer Knie überhaupt bergauf kommt, will die ältere Frau erst gar nicht riskieren. Stattdessen riskiert sie die Überquerung der Straße. Das ist die Staatsstraße ST 2292 zwischen Aschach und Bad Bocklet. Und da ist gerade ziemlich Betrieb.
Es ist 17.30 Uhr. Feierabendverkehr.

Auf Höhe der Kreuzung gibt es eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 80 km/ h. Es regnet leicht. Ob die Autos jetzt 80 oder 100 km/ h fahren, ist schlecht zu beurteilen. Beides ist ziemlich schnell, wenn man als Fußgänger über die Straße will. Maria Götz kommt aus Bad Bocklet, wo sie beim Singen mit Edmund Seller und Robert Bauch war. Jetzt geht es zurück nach Aschach. "Gefährlich ist das schon", räumt sie ein, aber sie hat keine andere Möglichkeit, nach Hause zu kommen. Der Tunnel kommt für sie nicht in Frage. Sie schafft es auch heute.

Hier entsteht ein Kreisel

Aber der Tunnel ist bald Geschichte, denn das Staatliche Bauamt will hier einen Kreisel bauen. Zu gefährlich ist es an dieser Kreuzung geworden, es hat bereits einige schwere Unfälle hier gegeben. Die Lösung soll jetzt ein Kreisel sein. Die Bauträgerschaft für den Bau hat das Staatliche Bauamt Schweinfurt an das Landratsamt übergeben. Das bestätigte Matthias Wacker vom Staatlichen Bauamt auf Nachfrage. Dass das Amt überlastet sei, wollte Wacker in diesem Zusammenhang nicht bestätigen, er sagte lediglich, dass sich "das Amt immer freue, wenn das Landratsamt solche Aufgaben" übernähme. Das wäre auch kein Problem, weil man in Bad Kissingen über alle Fachabteilungen verfüge.
Der Bau des Aschacher Kreisels sollte eigentlich schon im Frühjahr dieses Jahres beginnen. Aber letztes Jahr gingen die Meinungen zwischen der Gemeinde Bad Bocklet und Landkreisverwaltung noch diametral auseinander: Der Gemeinderat fasste vor knapp einem Jahr einen Beschluss gegen den Kreisel (24.06.2014). Die Bockleter wollten hier eine Ampelkreuzung und/ oder einen sogenannten Starenkasten, um die Geschwindigkeitsbegrenzung von 80 km/h an dieser Kreuzung zu überwachen.

Landkreis für den Kreisel

Der Wirtschaft- und Umweltausschuss des Landkreises war aber strikt für einen Kreisel, Landrat Thomas Bold hielt ihn von Anfang an für die einzig vernünftige Lösung. Dieser Vernunft beugten sich dann die Bad Bockleter Gemeinderäte und hoben ihren ablehnenden Beschluss im Juli 2014 wieder auf.
Man tat dies aber nicht nur deswegen, weil die Bockleter über Nacht vom Kreisel überzeugt waren, sondern auch deshalb, weil das die billigere Lösung war. Man geht davon aus, dass der Kreisel rund 600 000 Euro kosten wird. Nachdem der Landkreis die Baulast übernommen hat, bekommt er dafür eine 80-prozentige Förderung. Der Kreis und die Gemeinde müssen sich die übrigen Kosten dann zu je zehn Prozent teilen. Das ist billiger, als wenn das Bauamt die Maßnahme behalten hätte. Dann wäre auf die Gemeinde ein Kostenanteil von rund 25 Prozent zugekommen.

Gemeinde will Tunnel schließen

Dass sich der Baubeginn für den Kreisel verzögert hat, erklärte Bürgermeister Wolfgang Back (CSU) auch mit der Tatsache, dass bezüglich der Unterführung zwischen Friedhof und Aschach noch Regelungen hätten getroffen werden müssen. Die Gemeinde will den ominösen Tunnel, dessen Baulast und Unterhalt in ihrer Verantwortung liegt, im Zuge der Maßnahme "loswerden".

Unterhalt ist aufwendig

Der Unterhalt mit dem Winterdienst waren aufwendig. Zum anderen ist der Tunnel nach Meinung von Bürgermeister Back nicht mehr verkehrssicher: "Das Gefälle ist zu steil, die Unterführung für Radfahrer zu gefährlich", weil die Unterführung zu niedrig ist. "Im Frühjahr war die Tunnelfrage nicht geklärt", sagte Bürgermeister Back in einem Gespräch mit dieser Zeitung, deshalb sei zum damaligen Zeitpunkt eine Kreisel-Bau-Vereinbarung mit der Gemeinde noch nicht unterzeichnet gewesen. Das ist jetzt geschehen. Ergebnis: Die Unterführung wird verfüllt. Das bestätigte Jürgen Dobler, der zuständige Abteilungsleiter Straßenbau am Landratsamt in Bad Kissingen.

Durchmesser etwas größer

Dobler sprach aber auch von Planänderungen, die man jetzt noch umsetzen will. Die wichtigste: Der Kreisel wird etwas größer. Sein Durchmesser wird auf 46 Meter erweitert (zum Vergleich: Der Kreisel in Oerlenbach hat einen Durchmesser von 45 Metern). Der Grund für die Planänderung: Für Staatsstraßen muss ein "Sicherheitsaudit" durchgeführt werden, das sich um planerische Elemente wie Behindertenbelange sowie Verkehrsführung für Radfahrer und Fußgänger kümmert. Deshalb werden sich am heutigen Mittwoch, 24. Juni, Gemeinde- und Landkreisvertreter, Staatliches Bauamt und Vertreter des Planungsbüros noch einmal vor Ort treffen. Bei diesem Ortstermin sollen letzte Fragen besprochen werden.

Baubeginn im Mai 2016

Der Zeitplan sieht dann vor, so Jürgen Dobler, dass zum 1. September die Pläne der Regierung von Unterfranken vorgelegt werden. Im Dezember sei mit einer Entscheidung zu rechnen, dann kommt die Ausschreibung, so dass mit einem Baubeginn im Mai 2016 zu rechnen ist.
Maria Götz muss also noch ein Jahr warten, bis sie wirklich sicheren Fußes von Bad Bocklet nach Aschach laufen kann.