Druckartikel: Erweiterung des Biosphärenreservats am Truppenübungsplatz

Erweiterung des Biosphärenreservats am Truppenübungsplatz


Autor: Ulrike Müller

Wildflecken, Dienstag, 20. August 2013

Auch der Bund leistet einen Beitrag zur Erweiterung des Biosphärenreservats Rhön. Für Teile des Truppenübungsplatzes Wildflecken gilt in Zukunft in doppelter Hinsicht: Betreten verboten!
Sie feiern das "Gemeinschaftswerk": Jürgen Gehb (von links) von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, bayerischer Umweltminister Marcel Huber, Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär, Staatssekretär Christian Schmidt und Landrat Thomas Bold. Foto: Ulrike Müller


Vor gut einem halben Jahr waren sie schon einmal in Wildflecken. Nun unterzeichneten Christian Schmidt, Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium, und Marcel Huber, Umweltminister in Bayern (beide CSU), eine Vereinbarung zur Ausweisung von Teilen des Truppenübungplatzes Wildflecken als Kernzone. Auch Jürgen Gehb, Sprecher des Vorstands der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben - der Eigentümer des Geländes - , unterschrieb das Dokument. Die Vereinbarung regelt die gleichzeitige Nutzung des Geländes durch das Militär und als Kernzone der Unesco.

"Eine intakte Natur zählt zu den wichtigsten Gütern, die wir den kommenden Generationen weitergeben", sagte Schmidt in seinem Grußwort. Militärische Nutzung und Naturschutz müssten kein Widerspruch sein. Von fast 60.000 Hektar Gesamtfläche der Truppenübungsplätze in Bayern seien 82 Prozent Fauna-Flora-Habitat. Soldaten seien nach den Worten Schmidts also "Naturschützer in Uniform".

Zusammen mit Hessen, das schon seit dem Jahr 2004 insgesamt 575 Hektar im Bereich des Truppenübungsplatzes als Kernzone zur Verfügung stellt, steuert der Bund in der Rhön fast 1000 Hektar als Kernzone zur Verfügung. Die Schaffung von zusätzlichen Kernzonen ist nötig, weil der bayerische Teil des Unesco-Biosphärenreservates von aktuell knapp 72.000 auf fast 130.000 Hektar erweitert werden soll. Dafür werden rund 3500 Hektar zusätzlich als Kernzone benötigt (wir berichteten). Zur Zeit liegt der Erweiterungsantrag dem MAB-Nationalkomitee der Unesco zur Prüfung vor. Dieses Gremium entscheidet auch darüber, ob es die vorgeschlagenen Flächen als Kernzonen akzeptiert.

"Großes Gemeinschaftswerk"

Der bayerische Umweltminister Huber lobte das Reservat als "großes Gemeinschaftswerk" aller Beteiligten. Die Rhöner stünden hinter dem Biosphärenreservat und "die Gemeinden sehen, dass die Erweiterung gut ist". Alfred Schrenk (SPD), Bürgermeister von Wildflecken, sagte nach der Veranstaltung, man akzeptiere die Ausweisung von Teilen des Truppenübungsplatzes als Kernzone. "Unser Anliegen war, dass die militärische Nutzung nicht eingeschränkt wird", sagte Schrenk. Dies ist in der Vereinbarung aber ausführlich geregelt.

So behält sich die Bundeswehr zum Beispiel vor, "Maßnahmen der Geländebetreuung" durchzuführen. Dabei geht es es vor allem um Fragen des Brandschutzes, der Verkehrssicherung und des Wegeunterhalts. Außerdem darf das Gebiet zu Forschungszwecken und für das so genannte "Wildtier-Management", betreten werden.

"Das Besondere an Kernzonen ist, dass die Flächen frei von menschlicher Nutzung sind", erklärt Ulrike Lorenz vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit. Nun sei ein Truppenübungsplatz zwar nicht mit einem herkömmlichen Wald vergleichbar. Was aber die Kernzonen angehe, so habe man "weitestgehend identische Rahmenbedingungen".

Gleichgewicht zwischen militärischer Nutzung und Naturschutz

Auf dem Truppenübungsplatz hat Kommandant Roland Reckziegel gute Erfahrungen mit den Kernzonen gemacht, die bereits auf hessischem Gebiet ausgezeichnet sind. "Das sind ja alles Flächen, die wir selbst gar nicht betreten", erklärt der Oberstleutnant. Die zukünftige Kernzone umfasst ausschließlich jene Bereiche, die in hohem Maß durch Munition belastet sind. Nun müsse sich zeigen, wie ein Gleichgewicht zwischen militärischer Nutzung und Naturschutz hergestellt werden könne.

Für Godfried Schwartz, Leiter des Bundesforstbetriebs Reußenberg mit Sitz in Hammelburg, ist das gar kein Problem. Die Einschläge der Munition seien mit "kleinen Katastrophen" vergleichbar, die in der Natur in Form von Stürmen, Blitzeinschlägen oder Dürreperioden ständig aufträten. "So ein Einschlag trifft vielleicht mal ein einzelnes Tier, aber für die Natur ist diese 'Katastrophen-Situation' normal."