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Erstes Orchestertreffen 60+ in Bad Kissingen


Autor: Edgar Bartl

Bad Kissingen, Montag, 09. Sept. 2013

Erstmals in Deutschland treffen sich in Bad Kissingen Orchester, deren Mitglieder 60 Jahre oder älter sind. 1060 Teilnehmer werden dazu erwartet.
Projektleiter Hans-Walter Berg von der BDO, der Dachorganisation der 30.000 deutschen Laienorchester.  Foto: Edgar Bartl


Betreutes Musizieren? Von wegen. Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD) erwartet in Bad Kissingen, das oft als Stadt der Alten geschmäht wird, "keine Hobby-Fiedler". Es gehe vielmehr um Musik auf höchstem Niveau, wenn hier am Wochenende das erste Deutsche Orchestertreffen 60+ stattfindet. Das sei "eine kleine Sensation für unsere kleine Stadt".

Mit dabei ist Wolfgang Fella (59) aus Hammelburg.

Er spielt seit zehn Jahren im Unterfränkischen Seniorenblasorchester. Otto Zeier (†), Josef Toni Dillenkofer (†) und einige andere haben es 1991 als "Blasmusikfamilie Unterfranken" gegründet. Heute hat es 40 Mitglieder.

Im Alter musikalisch bleiben

Wolfgang Fella wollte mit dem Musizieren nicht ganz aufhören. Er ist dabei, weil es ihm immer noch Spaß macht, das Ensemble hat nicht zu viele Aufritte und Proben. Als er beitrat, "habe ich den ganzen Altersdurchschnitt kaputt gemacht", lästert er. In Bad Kissingen trifft er auf viele Gleichgesinnte.

Die Teilnehmer der Veranstaltung kommen aus sieben Bundesländern, 14 der 29 Orchester stammen aus Baden-Württemberg. Die weiteste Anreise haben mit 7000 Kilometern die Tokai Masters aus Japan.

Alle zahlen übrigens ihre Reise- und Aufenthaltskosten selbst. Deshalb hat ein Ensemble aus Berlin auch verzichtet, sagt Hans-Walter Berg. Er ist bei der Bundesvereinigung Deutscher Orchesterverbände (BDO) Projektleiter des Deutsche n Orchestertreffens 60+. Von Bad Kissingen solle ein Signal ausgehen. Denn auch bei Musikern gelte, wer raste, der roste. Die BDO wolle ein Zeichen setzen: "Menschen in der dritten Lebensphase sollen musikalisch bleiben oder sogar werden."

Fast alles kostenfrei

Seniorenorchester - ausnahmslos Laien - seien eine weltweite Bewegung. Einige Ensembles hätten sich extra für das Event in Bad Kissingen zusammengefunden. Viele bildeten sich als eine Folge des demografischen Wandels. Mehr als 400 gebe es in Deutschland und "die Liste ist längst noch nicht vollständig."

Auf Bad Kissingen sei die Wahl gefallen, weil "es für diese Veranstaltung keine günstigere Stadt" gibt. Das sieht der OB ganz genauso. Stadtverwaltung und Staatsbad GmbH unterstützen nach Kräften. Schirmherr ist Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU).

Zunächst sei er von 700 bis 800 Teilnehmern ausgegangen, sagt Hans-Walter Berg. Es lägen aber 1060 Anmeldungen vor.

Besonders weist er darauf hin, dass mit zwei Ausnahmen alle Konzerte kostenfrei sind (Tickets gibt an den bekannten Vorverkaufsstellen.)

Die Staatsbad GmbH, so Brune Heynen, trage dem Event Rechnung: Beim Überraschungskonzert am Samstagabend werde der große Saal nicht bestuhlt, um Platz zu schaffen für die vielen Musiker. Sitzgelegenheiten gebe es nur in den Gängen und auf der Balustrade.

Bei diesem Konzert findet die Uraufführung einer Suite statt, sagt Hans-Walter Berg. Es wirken mit Ernst Hutter (Posaune) und Walter Scholz (Trompete) zwei bekannte Solisten mit.

Programm Donnerstag, 12. September, 20 Uhr, Eröffnungsabend im Großen Saal des Regentenbaus. Freitag, 13. 9., 8.15 bis 12.45 Uhr Orchester-Wettbewerb, 14.15 bis 18 Uhr, Konzerte, beides im Bad Kissinger Kurtheater. Samstag, 14. 9., von 9.30 bis 18 Uhr, Konzerte auf der Drehbühne im Kurgarten. Auch Nichtinhaber von Kurkarten sind dabei willkommen. 12 Uhr am Bad Kissinger Marktplatz Großkorps mit Alphornbläsern . 18.30 bis 19.30 Uhr, Konzert des Landessenioren-Jazzorchesters aus Rheinland-Pfalz. 20 Uhr, großer Saal, Überraschungskonzert. Sonntag, 15. 9., 10 Uhr, ökumenischer Gottesdienst in der Erlöserkirche. 12 Uhr, großer Saal, Abschlussfeier mit rund 300 Mitwirkenden.

Teilnehmer 1060 Musiker werden erwartet. 640 spielen in Orchestern, 60 sind Solisten. Für sie finden zahlreiche Seminare statt. Die ingesamt 29 Orchester kommen aus sieben Bundesländern und aus Japan.

Veranstalter ist die Bundesvereinigung Deutscher Orchesterverbände (BDO) mit Sitz in Trossingen. Sie ist der Dachverband der instrumentalen Laienmusik in Deutschland. Über elf Mitgliedsverbände sind bundesweit nach ihren Angaben rund 1,7 Millionen Menschen organisiert, die sich in ca. 30.000 Orchestern engagieren. BDO-Präsident ist der Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Ernst Burgbacher (FDP). Mehr Infos unter www.orchesterverbaende.de.