Erste Bilanz der Bad Kissinger Hilfswerker
Autor: Ralf Ruppert
Bad Kissingen, Dienstag, 02. Dezember 2014
43 Freiwillige haben sich im ersten Jahr des Projektes "Hilfswerker" bei Koordinatorin Magdalena Döblinger gemeldet. Einer von ihnen ist Manfred Berner, der unter anderem ein Regal in der Wohnung von Sabine Haas eingebaut hat.
Sabine Haas freut sich über eine helfende Hand: "Wenn man alleine ist, tut man sich mit manchen Sachen halt schwer", sagt die 54-Jährige. Und: "Ich bin auch nicht die Geschickteste", gibt die Frührentnerin unumwunden zu. Manfred Berner ist das genaue Gegenteil: "Wir hatten früher Haus und Garten, da habe ich alles selbst gemacht", berichtete der Wahl-Bad Kissinger.
Deshalb helfe er jetzt, nach dem Umzug aus Frankfurt in die Kurstadt, gerne bei anderen.
Von Gartenarbeit bis Arztbesuch
Einen rechtlichen Rahmen mit Versicherung und kleiner Entschädigung hat er beim Generationen-Netzwerk Bad Kissingen gefunden: Dort wurde vor einem Jahr mit dem Aufbau einer genossenschaftlichen Nachbarschaftshilfe begonnen. Zum Jahrebeginn gab es die ersten Einsätze. "Wir haben im Moment 43 Hilfswerker", zieht Koordinatorin Magdalena Döblinger nach dem ersten Jahr Bilanz. Die meisten von ihnen leisten Hilfe, denn: Wer eine Dienstleistung anbietet, muss Mitglied im Verein werden, wer Hilfe annehme, nicht unbedingt. "Uns ist es natürlich am liebsten, wenn möglichst alle beitreten, aber wer nur ein- oder zweimal Hilfe braucht, bekommt die auch so."
Die Spannweite der Angebote ist riesig: Rasenmähen, Spazierengehen, zum Arzt begleiten, im Garten helfen, einen Schrank zusammenbauen, den neuen Computer erläutern oder ein Regal aufhängen gehören zu den angefragten Leistungen. Wer Hilfe benötigt, bezahlt acht Euro die Stunde, die Helfer erhalten davon sechs Euro. Der Rest wird für Verwaltung und Versicherungen benötigt. Oft gehe es gar nicht nur um die reine Dienstleistung, sondern auch um menschliche Kontakte.
Menschliche Kontakte wichtig
"Es geht auch ein Stück weit um die Gemeinschaft", berichtet auch Sabine Haas. Durch eine Bekannte sei sie auf die Hilfswerker aufmerksam geworden. "Ich finde es gut, dabei zu sein", kommentiert sie ihre eigene Mitgliedschaft. Bereits im Februar sei sie beigetreten - und habe auch selbst Hilfe angebotten: "Ich könnte zum Beispiel einen Hund ausführen, eine Katze betreuen, mal nach der Post schauen oder anderen Gesellschaft leisten", sagt die 54-Jährige. Umgekehrt sucht sie selbst derzeit noch jemanden, der sie mit ihrer Katze mal zum Tierarzt fährt, denn: Selbst hat sie keinen Führerschein.
"Ich freue mich, wenn ich jemandem helfen kann", nimmt umgekehrt Manfred Berner viel mit. Der ehemalige Polizeibeamte ist Mitte 2013 nach Bad Kissingen gezogen. "Wir haben lange gesucht, und Bad Kissingen hat uns am meisten angesprochen." Nach dem Umzug "von der Großstadt in die Kleinstadt" sei für ihn klar gewesen, dass er auch am gesellschaftlichen Leben teilnehmen will: Beim Seniorenkegeln habe er erste Kontakte geknüpft, vor kurzem trat er nun den Hilfswerkern bei. Mittlerweile hat er schon Büsche samt Wurzelwerk ausgegraben, Küchenschränke aufgehängt und Computer installiert.
"Die Idee kommt jetzt langsam auch in die Gemeinden", freut sich Koordinatorin Magdalena Döblinger über eine Ausweitung. Hilfswerker kommen schon jetzt bis aus Oerlenbach, Burkardroth oder Wildflecken. Demnächst soll ein Netzwerk in Zeitlofs entstehen. "Wir planen derzeit ein Coching für die Verteiler", blickt Döblinger voraus: Im Januar soll die Schulung stattfinden, derzeit tourt Magdalena Döblinger durch Gemeinderäte im Landkreis und macht Werbung dafür.
Organisation Das Projekt "Die Hilfswerker" ist als Abteiliung des Vereins "Generationen-Netz Landkreis Bad Kis singen" organisiert. Ziel ist der Aufbau einer institutionalisierten Nachbarschaftshilfe.
Finanzierung Das Bayerische Sozialministerium fördert die Idee über das Modellprojekt "Aufbau von Seniorengenossenschaften" mit 30 000 Euro für drei Jahre. Zudem gibt es 12 000 Euro pro Jahr aus dem Budget der Fachstelle Bürgerschaftliches Engagement des Landkreises. Das Projekt soll sich nach drei Jahren weitgehend selbst tragen. Wissenschaftlich begleitet wird es von der Universität Nürnberg.
Info Öffentliche Treffen der "Hilfswerker” für Mitglieder und Interessenten finden an jedem zweiten Dienstag im Monat immer um 18.30 Uhr im Mehrgenerationenhaus statt, nächster Termin ist am 9. Dezember.
Kontakt Projektleiterin Magdalena Döblinger ist im Mehrgenerationenhaus Bad Kis singen unter Tel.: 0971/ 6993 381 und per Mail unter m.doeblinger@mgh-badkissingen.de zu erreichen.