Druckartikel: Erholung in unverstrahlter Luft

Erholung in unverstrahlter Luft


Autor: Marion Eckert

Haselbach in der Rhön, Mittwoch, 31. August 2016

Auch heuer weilten wieder Kinder aus Weißrussland drei Wochen in der Rhön.
Gisela Aha (Mitte) lud auch in diesem Jahr wieder Kinder aus Weißrussland ein. Mit im Bild Stefan Schroth, der sich gemeinsam mit seiner Frau Anke für die Unterbringung und Versorgung engagiert.  Foto: Marion Eckert


Seit nunmehr 26 Jahren lädt Gisela Aha Kinder aus verstrahlten Gebieten in Weißrussland nach Deutschland zum "Urlaub" ein. Sieben Kinder, im Alter zwischen neun und zwölf Jahren sowie die drei Lehrkräfte Nina Dworezkaia, Iwan Belanowitsch und Galina Maicherskaja aus dem Dorf "Bogdanov" aus der Region Woloshin, das etwa 100 Kilometer entfernt von der Hauptstadt Minsk liegt, verbrachten drei erholsame Wochen in der Rhön.


Großes Entgegenkommen

In diesem Jahr waren sie während der drei Wochen kostenfrei in den Christlichen Gästehäusern Hohe Rhön untergebracht. "Ohne Familie Schroth wäre es nicht möglich, die Kinder einzuladen und ihnen diese Erholung zu ermöglichen", betonte Gisela Aha und dankte Schroths für das Entgegenkommen.
Die Unterbringung sei ein wichtiger Punkt, sagte Aha. Denn es sei wenig sinnvoll, die Kinder in Gastfamilien unterzubringen. "Die Kinder sollen als Gruppe zusammenbleiben, das habe sich bewährt", erklärte Aha. "Es ist leichter für die Kinder, wenn sie beisammen sind." Die offizielle Einladung zu diesem Erholungsurlaub werde über das CVJM Friedensnetz abgewickelt, für das Gisela Aha tätig ist. Sie selbst reist Jahr für Jahr im Frühling nach Weißrussland, um die Kinder gemeinsam mit den Lehrern auszuwählen, die im jeweiligen Jahr nach Deutschland dürfen.


Geschwächtes Immunsystem

Die Kinder, die dieses Jahr am dreiwöchigen Erholungsurlaub teilgenommen haben, kommen zum Teil aus Familien, ein Kind kommt aus einem Kinderheim. Jahr für Jahr betont Gisela Aha, wie wichtig es sei, dass sich die Kinder "wenigstens mal drei Wochen lang in frischer und unverstrahlter Luft aufhalten können und unverstrahlte Nahrung zu sich nehmen" . Zu sehen, wie sich die immungeschwächten Kinder erholen, an Gewicht zunehmen und Farbe ins Gesicht bekommen, das ist für die 77-Jährige Antrieb genug, sich jedes Jahr neu zu engagieren.


Ganze Generationen betroffen

Die Verstrahlung in ihrem Heimatdorf sei noch immer extrem hoch, auch wenn der Reaktorunfall in Tschernobyl schon über ein Vierteljahrhundert zurückliegt und diese Kinder schon der nächsten Generation angehören. "Es ist ein Kreislauf, die Kinder und ihre Familien haben keine Chance, dem zu entfliehen", berichtet Gisela Aha.
Schwimmen im Bischofsheimer Freibad, Spiele, Wanderungen und Spaziergänge, Basteln und Teilnahme am Gottesdienst, Gisela Aha stellte auch heuer wieder für die Kinder ein interessantes und abwechslungsreiches Programm zusammen. Unterstützung erfährt sie seit vielen Jahren von Privatpersonen, die die Kinder zum Grillen und Eisessen einladen. Ausflüge führten nach Thüringen, zur Wasserkuppe und ins Schloss Aschach. Doch das Highlight war das neue Bischofsheimer Schwimmbad mit der großen Rutsche.


Lieder auf Deutsch

Die Kinder lernen in der heimischen Schule Deutsch, eifrig lernten sie in der Rhön nun weiter. "Vor allem Liedtexte behalten sie gerne." Denn es wird auch viel gesungen. Jedes Jahr bangt Gisela Aha, ob sie auch im kommenden Jahr die Erholungsfreizeit noch anbieten kann. "Ich mache es, so lange ich kann. Die Unterbringung muss gesichert sein, für Visa und Reisekosten bin ich auf Spenden angewiesen."