Erfolgreiche Auszubildende erhalten Gesellenbrief in Bad Kissingen
Autor: Klaus Werner
Bad Kissingen, Montag, 24. Sept. 2018
Bei der Freisprechungsfeier der Kreishandwerkerschaft Bad Kissingen erhielten 85 Nachwuchskräfte aus acht Gewerken ihren Gesellenbrief.
Der Mangel an Auszubildenden und Fachkräften war der rote Faden durch die Grußworte bei der feierlichen Freisprechungsfeier der Kreishandwerkerschaft Bad Kissingen. 85 Nachwuchskräfte aus acht Gewerken erhielten ihren Gesellenbrief und waren damit frei von Rechten und Pflichten der Ausbildung.
Die Freisprechung hat ihren Ursprung in den Zünften. Seit dem späten Mittelalter ist die Frei- beziehungsweise Lossprechung ein feierlicher Vorgang, durch den der Lehrling einst aus dem Familienverband des Meisters entlassen wurde und in ein lohnbezogenes Verhältnis zum Handwerksbetrieb trat. Der Meister bestätigte dem Lehrling die erworbenen Fähigkeiten und Kenntnisse, und so wurde er in die Gesellenrolle der Zunft eingetragen. Heute ersetzt eine umfangreiche Gesellenprüfung die Meisterbestätigung, aber immer noch hält das Handwerk die Tradition der Freisprechung hoch - und die Wertschätzung hierfür wird durch die Anwesenheit von politischen Vertretern, Angehörigen, Meistern, Mitgliedern der Prüfungsausschüsse und der Lehrkräfte deutlich. So war auch diesmal der Kursaal von Bad Bocklet bis auf den letzten Platz belegt und jede Gesellin/jeder Geselle erhielt bei der Überreichung der Urkunde durch den jeweiligen Innungsobermeister den verdienten Applaus.
35 von 130 Handwerksberufen versteckt
Dass Traditionen in einem modernen Rahmen durchgeführt werden können, bewies unter anderem die Bigband des Jugendmusikcorps, die unter Leitung von Bernd Hammer mit modernen Stücken wie "Let me entertain you" von Robbie Williams die Feierstunde umrahmte. Kreishandwerksmeisterin Ulrike Lochner-Erhard begrüßte die Anwesenden mit einer kurzen Geschichte, in die sie 35 von 130 Handwerksberufen versteckt hatte und fragte die Nachwuchskräfte im Anschluss: "Habt ihr euren Beruf erkannt? Ohne euch gäbe es diese Geschichte nicht."
Sie bestätigte den jungen Menschen, dass sie mit der erfolgreichen Prüfung ihr erstes Etappenziel erreicht hätten und nun den traditionellen Begriff "Geselle" führen dürfen. Daran knüpfte Landrat Thomas Bold in seinem Grußwort an und betonte, dass nun ein neuer Lebensabschnitt beginnt, der mit mehr Verantwortung verbunden sei: "Sie werden gebraucht! In den Betrieben! In der Region!" Der Bedarf an Fachkräften im Handwerk sei nicht nur in der Region spürbar. Deshalb seien die Chancen auf dem Arbeitsmarkt sehr gut und halten auch einen Vergleich mit einer akademischen Ausbildung aus. Sein Dank galt den Unternehmen und den Ausbildern, dass sie sich über die Ausbildung des Nachwuchses mit der Region identifizieren, der Staatlichen Berufsschule Bad Kissingen und den Verwandten, "die manchmal mehr geschwitzt haben als die Azubis".
Können und Netzwerke
Bad Bocklets Bürgermeister Andreas Sandwall sprach von einem "Tag der Zäsur", mit einem Aufbruch in eine Zeit voller Chancen. "Vertrauen Sie auf ihr Können und nutzen Sie die Netzwerke, die Sie sich aufgebaut haben - aber heute ist erst einmal ein Tag zum Feiern."
Für Walter Heußlein, Präsident der Handwerkskammer für Unterfranken, ist die Ausbildung "der Grundstein für das weitere berufliche Leben". Die Berufsbilder ändern sich durch zunehmende Digitalisierung, und diese Herausforderung ist mit lebenslangem Lernen verbunden. Die Betriebe forderte er auf, in ihrer Ausbildungsbereitschaft nicht nachzulassen und unter Umständen andere Zielgruppen anzusprechen, zum Beispiel durch doppelt qualifizierende Bildungsgänge. Im unterfränkischen Handwerk wurden zum neuen Ausbildungsjahr 2376 neue Lehrlinge eingestellt. Die Zahl sei zwar stabil im Vergleich zum Vorjahr, "aber es sind auch 1000 offene Ausbildungsstellen gemeldet". Das seien Fachkräfte von morgen, die jedoch fehlen würden.
Leistungsfähigkeit, Leistungswillen und Durchhaltevermögen
Oberstudiendirektorin Karin Maywald überbrachte die Glückwünsche der Berufsschulen aus Bad Kissingen und Bad Neustadt. Lehrjahre seien kein Spaziergang, "doch heute ernten Sie, was in drei Jahren gesät wurde". Mit der erfolgreichen Prüfung habe man Leistungsfähigkeit, Leistungswillen und Durchhaltevermögen bewiesen und sei damit für die Zukunft gut gerüstet.