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Energiewende ja, aber nicht hier


Autor: Marion Eckert

Zeitlofs, Donnerstag, 21. April 2022

Die Bürgerinitiative gegen die geplante Freiflächenphotovoltaikanlage setzt sich durch. Die Gemeinderäte lehnen den Antrag ab. Doch das ist vermutlich nicht das Ende der Geschichte.
Auf der Flächen zwischen Weißenbach und Detter sollte eine Freiflächenphotovoltaikanlage entstehen. Der Gemeinderat Zeitlofs lehnte das Vorhaben jedoch mehrheitlich ab. Der Bürgermeister vermutet jedoch, dass Folgeprojekte kommen werden.


Energiewende ja, aber nicht vor der eigenen Haustüre. Den Zeitlofser Gemeinderäten war durchaus bewusst, dass die Energiewende unausweichlich ist. Vor dem Hintergrund des voranschreitenden Klimawandels wie auch des Kriegs in der Ukraine sprach sich das Gremium dennoch mehrheitlich gegen eine Freiflächenphotovoltaikanlage zwischen Detter und Weißenbach aus - unter anderem mit der Begründung, solch eine Anlage nicht vor der eigenen Haustüre haben zu wollen.

Bürgermeister Matthias Hauke hatte vor der Abstimmung an den bisherigen Werdegang des Projektes erinnert. In einer öffentlichen Sitzung des Gemeinderats im April 2021 stellten Jörg Brunner, Geschäftsführer der Firma Solar-Konzept, und Alfred Freiherr von Thüngen, der einen familiären land- und forstwirtschaftlichen Betrieb in Weißenbach führt, das Konzept vor. Es sollte ein Bürgerprojekt werden, bei dem die Bevölkerung die Möglichkeit zur finanziellen Beteiligung gehabt hätte. Die Gemeinde hätte bei diesem regionalen Stromprojekt ebenfalls Einnahmen generieren können.

Der Vorstellung im Gemeinderat folgten im Juni zwei Vor-Ort-Termine mit der Bevölkerung. Zwischenzeitlich formierte sich eine Bürgerinitiative gegen das Vorhaben, die 238 Unterschriften im Rathaus einreichte. Im Nachgang zu den Informationsveranstaltungen waren einige Fragen zu klären, unter anderem die Höhe der Gewerbesteuer, eine Standortverlegung oder Verkleinerung der Anlage. Laut Bürgermeister wäre auf 30 Jahre mit einer Gewerbesteuerbeteiligung von 1,7 Millionen Euro zu rechnen gewesen, allerdings erst gegen Ende der Laufzeit. Der Markt Zeitlofs hätte jährlich eine Einspeisevergütung von 0,2 Cent pro Kilowattstunde bekommen, was jährlich 45.000 Euro ausgemacht hätte.

Kleiner ist nicht wirtschaftlich

Eine Gesprächsrunde zwischen Investor, Bürgerinitiative und Grundstückseigentümer sei nicht zustande gekommen. Über eine Verschiebung des Standortes der Anlage sei somit nicht gesprochen worden. Eine Verkleinerung der Anlage sei laut Aussage der Firma Solar-Konzept nicht wirtschaftlich. Am Tag vor der Gemeinderatssitzung sei den Gemeinderäten ein Schreiben der Vertreter der Bürgerinitiative zugegangen. Auch sei Rederecht für die Bürgerinitiative angefragt worden, was aber in der Sitzung nicht zum tragen kam.

In dem Schreiben heißt es unter anderem: "Hier verfolgt ein einzelner Investor alleinig seinen wirtschaftlichen Vorteil. Darüber hinaus gibt sich ein einzelner Großgrundeigentümer ebenfalls diesem Investor hin." Die Mehrheit der Detterer Bürger sei gegen eine Anlage von 19 bis 25 Hektar Größe, unmittelbar am Ort. "Diese Anlage zerstört unser Ortsbild und unsere Landschaft. Sie würde jeden einzelnen Tag der Detterer Bürger prägen. Unausweichlich in ihrer Brachialität."

Die Anlage würde zudem wertvolle Ackerfläche vernichten, die zur Versorgung der Gesellschaft einen wertvollen Beitrag leiste. Die Bürgerinitiative plädiert für einen "ganzheitlichen Flächennutzungsplan der Gemeinde Zeitlofs für unter anderem Freiflächenphotovoltaikanlagen". Solch ein Flächennutzungsplan bringe den Zielkonflikt Energieerzeugung, Landwirtschaft und Ortsbild bestmöglich in Einklang und die Gemeinschaft halte das Heft des Handelns in der Hand, indem vor Ort gesteuert werde, an welchen Standorten Energieerzeugung mit Freiflächenphotovoltaik am ehesten verträglich sei - so die Auffassung der Bürgerinitiative. Als Beispiel wird ein Solar-Bürgerpark genannt.

Der stellvertretende Bürgermeister Volker Roth unterstützte diese Auffassung, sprach von Wohlfühlcharakter des Landschaftsbildes und warnte vor Aktionismus und der Aufgabe von Ackerflächen, die zur Nahrungsmittelproduktion notwendig sei. Eine Freiflächenphotovoltaikanlage wie die beantragte sei der Bevölkerung nicht zumutbar und werde keine Akzeptanz finden. Auch weitere Gemeinderäte waren der Ansicht der Einschnitt in die Natur zu groß sei und niemand vor der eigenen Haustüre solch eine Anlage haben möchte. Eine Gemeinderätin verstand sich als Vertreterin der Bürgerschaft und lehnte das Vorhaben daher ab.

Werden weitere Anträge folgen?

Zum Thema Flächennutzungsplan verwies der Bürgermeister auf den Regionalen Planungsverband, der jene Flächen zwischen Weißenbach und Detter als Standorte für Freiflächenphotovoltaik als geeignet ansehe. Mit der jetzigen Ablehnung sei dieser Standort daher nicht zum Tisch. Hauke geht davon aus, dass Folgeprojekte kommen werden. Hier wäre eine Chance gewesen einen aktiven Beitrag zur Energiewende zu leisten und das Heft in der Hand zu behalten.