Endlich wieder Theater
Autor: Gerhild Ahnert
Bad Kissingen, Sonntag, 19. Sept. 2021
Unter anderem kommen ab 10. Oktober "Romeo und Julia", "Amadeus" oder George Orwells "1984" auf die Bühne.
Jetzt ist eigentlich die Zeit, in der in früheren Jahren der neue Theaterring, das wäre der zu 2022/23, fertig wurde. In diesem Corona-Jahr haben das Kulturbüro der Stadt und die Intendantin der Abonnementveranstaltung der Stadt, Gerhild Ahnert, bis jetzt um die Fertigstellung der Terminierung für den am 10. Oktober 2021 beginnenden 37. Theaterring gekämpft.
Nachdem am 30. August endlich feststand, dass in dieser Spielzeit das Kurtheater wieder bespielt werden darf, und dass zwar Maskenpflicht im Theater herrschen wird, aber alle Plätze verkauft werden können, wagen die Verantwortlichen mal wieder eine Information zum nächsten Theaterring. Ihr erklärtes Ziel ist es, den Vorverkauf des neuen Abonnements am MOntag, 20.September, starten zu können.
Den Anfang macht am Sonntag, 10. Oktober in einer Inszenierung von Pascal Breuer für das Euro-Studio Landgraf die 2016 mit großem Erfolg in Paris uraufgeführte Komödie des französischen Starautors Florian Zeller, "Die Kehrseite der Medaille". Es geht um zwei Paare, Isabelle (Nicola Tiggeler), eine Geschichtsdozentin und ihren Mann Daniel, einen erfolgreichen Verlagsdirektor (Timothy Peach), ihren gemeinsamen Freund Patrick (Martin Armknecht) und dessen neue Verlobte Emma (Nadine Menz). Daniel hat seine Frau überredet, die beiden zum Essen einzuladen, obwohl sie mit Patrick und seiner früheren Frau gut befreundet waren. Zeller benutzt nun einen uralten Theatertrick, das Beiseitesprechen, um den Zuschauer sowohl an den wirklichen Gesprächen als auch an den Gedanken der vier teilhaben zu lassen. Die 2016 in Paris uraufgeführte Beziehungskomödie erhielt 2017 den renommierten Preis "Les Globes de Christal" des französischen Presseverbandes und wird seitdem in vielen deutschen Theatern gespielt.
Shakespeares "Romeo und Julia" steht am Dienstag, 9. November, auf dem Programm. Es kommt in einer Aufführung des Globe Berlin, der neuen Truppe des Gründers der Shakespeare Company Berlin, Christian Leonard auf die Bühne. Natürlich kommt zum Theaterring die deutsche Fassung in Leonards Übersetzung, doch für interessierte Schulen etwa ist auch eine Vormittagsvorstellung mit dem Originaltext buchbar.
Verführung mal umgekehrt
Mit August Strindbergs "Fräulein Julie" kommt am Montag, 29. November nun endlich die schon vor zwei Jahren angekündigte Aufführung eines absoluten Klassikers der Paarbeziehungen in der Theaterliteratur ins Kurtheater. Strindberg verkehrt in seinem 1889 uraufgeführten Stück althergebrachte Verführungsriten in der Literatur, in denen reife Männer junge Frauen seit der Antike gefügig machten und nach Gebrauch wegwarfen, in ihr Gegenteil. Hier verführt Julie, die hochherrschaftliche Tochter eines Gutsbesitzers, am Tag der Mittsommerfeier, bei der in Schweden alle Regeln und oft auch Hüllen fallen, den Knecht Jean, in den sie sich verliebt zu haben glaubt. Was bei verführten Mädchen in deren Niedergang mündet, endet in diesem Drama ganz zeitgemäß mit der gesellschaftlichen Bestrafung für die Frau, die über die Stränge schlug -wohl eines der packendsten und spannendsten Zweipersonenstücke der Weltliteratur, in dem die beiden Vollblutschauspieler Judith Rosmair und Dominique Horwitz einen Einblick in die Sexskandalwelt des 19. Jahrhunderts geben.
Am Montag, 6. Dezember, kommt das Theater Hof mit dem Stück "Anna Viehmann" nach Bad Kissingen. 1665 wurde in Hof Anna Viehmann in Hof hingerichtet - ihr wurde Hexerei vorgeworfen und unter der üblichen strengen Folter "gestand" sie Brandstiftung und Unzucht mit dem Teufel. Heute nicht mehr vorstellbar? Auch in unseren sozialen Medien reichen "Fake-News", um einen sogenannten "Shit-Storm" auf Einzelne auszulösen. Dabei werden Existenzen vernichtet und Menschen in den Selbstmord getrieben. In den Zeiten der Hexenverfolgung waren besonders alleinstehende Frauen ein bevorzugtes Ziel von übler Nachrede und Beschuldigungen. Der renommierte österreichische Autor Franzobel schrieb auf Anregung des Hofer Intendanten Reinhardt Friese für das Theater Hof ein Stück, das im historischen Gewand in Hof spielt, aber auch als Parabel für unsere modernen Zeiten funktioniert: Neid und Missgunst sind eben zeitlose Phänomene.
Eine Übernahme aus dem Hamburger Ernst-Deutsch-Theater für den Theaterring ist das Schauspiel "Dinge, die ich sicher weiß" des australischen Schriftstellers Andrew Bovell, das am Montag, 17. Januar 2022 aufgeführt wird. Es ist ein humorvolles und gleichermaßen melancholisches Stück über die sechsköpfige Familie Price, bei der es zugeht wie in vielen anderen Familien. Aber am Ende des Jahres, durch das die Zuschauer Eltern, Kinder und Geschwister begleiten, hat sich vieles verändert. Sehr genau beobachtet, zeigt Bovell, was Kinder und Eltern trennt und was sie zusammenhält - nie sentimental, sondern mit liebevoller Sachlichkeit und großer Präzision. Adelheid Müther hat das Familiendrama für Landgraf inszeniert, das Elternpaar spielen Christoph Tomanek und Maria Hartmann.