Eleganz und Grazie
Autor: Peter Klopf
Bad Kissingen, Donnerstag, 10. Dezember 2015
Das Nationalballett von Moldawien präsentierte Peter Tschaikowskys Klassiker "Der Nussknacker" im Kurtheater.
Es gibt Musik und Tanz, die gehören zu Weihnachten wie der Osterhase zu Ostern. Peter Tschaikowskys Ballettklassiker "Der Nussknacker" gehört mit Sicherheit zu Weihnachten wie Plätzchen, Stollen und festlich geschmückte Christbäume.
Das Moldawische Nationalballett brachte jetzt eine sehr klassische Version dieses Meisterwerks in das Bad Kissinger Kurtheater. Dabei zeigten die Tänzer herausragende Leistungen in ihren bunten und klassischen Kostümen sowie eine beeindruckende Choreografie. Man konnte sich zurücklehnen und einfach genießen. Dank einer fantasievollen Ausstattung an Kostümen und Kulissen erfreute die Aufführung schon rein optisch. Mit der schwebenden Leichtigkeit, Grazie und Eleganz von Porzellanfigürchen ließen die Balletteusen und Tänzer die exakte Arbeit und athletische Strenge vergessen, die hinter der Aufführung steckt.
Emotional hochgeladene, teilweise auch spannungsreich pointierte Szenen wechselten sich ab mit Momenten unendlicher Zartheit und fast rührseliger Unschuld. Tänzerisch war wohl die zierliche Kateryna Kalchenko die herausragende Persönlichkeit, hinter der ihr Partner Mykhailo Syniavskyi teilweise verblasste.
Beachtenswert waren auch die Soloeinlagen der Solisten wie beim "Spanischen Tanz", dem "Tanz der Rohrflöten", dem "Pas de deux", dem "Schneeflocken-Walzer", dem "Tanz der Zuckerfee" oder den berühmten "Blumenwalzer".
In eine Welt von Märchen und Kinderträumen führt Peter Tschaikowskys Bühnenadaption der Erzählung "Nussknacker und Mausekönig" von E. T. A. Hoffmann. Seit der Uraufführung 1892 in St. Petersburg verzaubert das Ballettmärchen in zwei Akten das Publikum vor allem zur Weihnachtszeit. Heute, mehr als 120 Jahre später, gehört es längst schon zum klassischen Repertoire.
Das Mädchen Klara bekommt von seinem Onkel Drosselmeyer zum Heiligen Abend einen Nussknacker geschenkt. Nachts in ihrem Traum kämpft der hölzerne Geselle mit einem Heer von Spielzeugsoldaten gegen die Armee des bösen Mäusekönigs. Dank Klaras Hilfe siegt er und verwandelt sich in einen Prinzen, der mit ihr ins Reich der Süßigkeiten reist.
Über den Tannenwald geht es zum Schloss Zuckerburg, wo die Zuckerfee ein Fest veranstaltet. In einem grandiosen Finale tanzen alle Gäste des Puppenreichs gemeinsam den Blumenwalzer.
Alltags- und Märchenwelt durchdringen sich im Nussknacker-Ballett Tschaikowskys, wenn der Nussknacker, den Klara von ihrem Onkel Drosselmeyer gerade zum Heiligen Abend geschenkt bekommen hatte, am Ende des festlichen Abends scheinbar lebendig wird. Auch wenn Klara aus dieser einzigartigen Traumwelt wieder in die Wirklichkeit zurückkehren muss, so bleibt ihr doch das Traumerlebnis einer wunderschönen Abenteuerreise.
Das Moldawische Nationalballett steht seit der Gründung des Theaters 1957 für hohe tänzerische Qualität und Stilbewusstsein für das klassische Repertoire. Es ist der russischen Balletttradition eng verbunden. Hervorragende Solisten und ein herausragender tänzerischer und darstellerischer Vortrag haben ihm auf dem internationalen Parkett einen guten Namen geschaffen.
Die Tänzerinnen und Tänzer des Moldawischen Nationalballetts arbeiten mit ihren erfahrenen Lehrern Elena Tarikov und Tamara Podaruev und dem jungen Choreografen Andrei Litvinov, die den Choreographien dieses Ensembles ein unverwechselbares Profil geben. Als energiegeladen und voller künstlerischer Ideen loben Kritiker die Aufführungen der Balletttruppe auf den Tourneen in Russland, Laos, Vietnam, Bulgarien, Italien und Rumänien. Und auch die Kritik und das Publikum in Deutschland bescheinigen ihr klassisches Ballett auf höchstem Niveau, überzeugend und technisch perfekt zu präsentieren. So auch im Kurtheater, auch wenn die erstklassige Musik aus der Konserve kam.