Bis jetzt verliefen die Einsätze glimpflich. "Wir hatten drei Verletzte, die aufgrund der großen Hitze kollabierten. Einmal kam einer unserer Diensthunde in die Rettungsstelle, auch ihm hatte das Wüstenklima zugesetzt. Die Veterinärin und das Notfallteam haben ihn runtergekühlt. Er konnte nach einer Stunde die Rettungsstelle auf allen vier Pfoten wieder verlassen." Im Camp gibt es mehrere Schutz- und Sprengstoffhunde.
In unmittelbarer Nähe des deutschen Lagers liegt das so genannte Super-Camp der Vereinten Nationen, in dem sich das Militärkrankenhaus befindet und Truppen aus dem Senegal, China und Bangladesch stationiert sind. Ziel aller ist es, den Konfliktherd zu befrieden. Kein leichtes Unterfangen, denn Nordmali allein ist doppelt so groß wie Deutschland.
Der Einsatz namens MINUSMA (Multidimensional Integrated Stabilization Mission in Mali) gilt als die derzeit gefährlichste UN-Mission weltweit. Aber: "Mali ist nicht Afghanistan", betont Kontingentführer Aslak Heisner. "Jeder Einsatz ist anders, die Konflikte sind vielschichtig: Die Ursachen unterscheiden sich und natürlich auch die Herausforderungen vor Ort. " Mit Blick auf seine Erfahrungen stellt er fest, "dass das Engagement der Bundeswehr in allen Einsatzgebieten den Menschen immer Perspektiven und Hoffnungen gegeben hat". Dazu habe die Bundeswehr mit ihren Verbündeten und Partnern beigetragen.
Insgesamt 12 000 Soldaten beteiligen sich an dieser UN-Friedensmission. Ziel ist es, die Stabilisierung des malischen Staats zu unterstützen und einem drohenden Bürgerkrieg entgegenzuwirken. Die rund 1000 deutschen Soldatinnen und Soldaten haben die Aufgabe, Aufklärungsergebnisse zur Verfügung zu stellen. Dazu fahren sie auch in die umliegenden Dörfer, um mit den Dorfältesten und lokalen Autoritäten zu reden.
Nur Plastikgeschirr
Sonntags aber ist Frankenstammtisch. Michl R., der in der Luftwaffenkaserne in Köln-Wahn stationiert ist, prostet seinen Kameraden zu. Es gibt Weißbier. Alkoholfrei, versteht sich. Im Camp herrscht Zero Promille. Für den gesamten Einsatz. "Ein ordentliches Bier vermisse ich schon", schmunzelt er. "Und richtige Teller mit stabilem Besteck." Denn im Lager gibt es aufgrund der Wasserknappheit nur Plastikgeschirr, das nicht gespült werden muss. Der Ansbacher erinnert sich an frühere Einsätze, zum Beispiel in den USA, Israel, Polen. "Da ging es um Rüstung und Logistik." Hier im Camp Castor gefällt ihm sein Job als Sensorbediener der Drohne Heron. Verantwortlich ist er dabei für Kameraführung und Flugtechnik.
"Uns steht in Mali Spitzentechnik zur Verfügung, und wir müssen den Vergleich mit anderen Staaten nicht scheuen. Zum Beispiel kann die Heron-Drohne in ganz Nordmali zur Überwachung eingesetzt werden. Oder die kleinere Aufklärungsdrohne LUNA, die regional auch bei den kürzlich erfolgten Wahlen für Aufklärungsergebnisse im Raum Gao sorgte", ergänzt Kontingentführer Heisner.
Ab Oktober ist der Bad Kissinger Michael R. wieder in der Saaleck-Kaserne in Hammelburg anzutreffen. Der Präsident des EC Bad Kissinger Wölfe dient zurzeit auch in Nordmali. Und für Zuhause hat der Eishockeytrainer auch schon Pläne. "Ich will den nordbayerischen Nachwuchs voranbringen. Und meinen Ruhestand werde ich wohl auf dem Eis verbringen. Das war und ist meine Berufung. Wahrscheinlich wird man mich auch da beerdigen", schmunzelt der 48-Jährige.
Doch wie hält sich der Eishockeytrainer in der Wüste fit? "Sobald es die Temperaturen zulassen, also sehr früh am Morgen oder nach Sonnenuntergang trainiere ich im Sportcenter", sagt der vierfache Familienvater.
Die fränkischen Wimpel über dem Stammtisch flattern im Wüstenwind. Noch ein Prost auf die Heimat und dann geht es für drei Kameraden, auch wenn es Sonntag ist, zurück an den Arbeitsplatz. Und für Oberleutnant Michl R. erst einmal ins Bett. Zuvor ruft er aber noch seine Verlobte daheim an. "Begeistert ist sie nie, wenn ich auf Auslandseinsatz bin. Aber das ist mein Job. Sie hat es von Anfang an gewusst und akzeptiert." Er hofft, in Zukunft heimatnah eingesetzt zu werden. "Am liebsten in Roth oder Niederstetten. Denn das Pendeln nach Köln ist mit wöchentlich rund 900 Kilometern auch sehr anstrengend."