Druckartikel: Eine Zeitreise nach Fuchsstadt mit Opas Traktor

Eine Zeitreise nach Fuchsstadt mit Opas Traktor


Autor: Gerd Schaar

Fuchsstadt, Montag, 05. August 2013

Die Landwirtschaft der 50er und 60er Jahre erwachte in Fuchsstadt zum Leben. Die Museums- und Landmaschinen-Freunde stellten zum fünfjährigen Bestehen einen Festzug mit alten Schleppern und Geräten auf die Beine.
Ganze Familien nahmen an dem Festzug der historischen Traktoren teil.  Foto: Gerd Schaar


Einen Lanz-Bulldog aus den späten 30er Jahren zum Laufen zu bringen, ist gar nicht so einfach. Hans Dünninger weiß, wie es geht. Bevor er den Glühkopfmotor anwerfen kann, muss er ihn erst mit einer Lötlampe auf Temperatur bringen. Das kann bis zu einer Viertelstunde dauern. Dann kommt das Lenkrad zum Einsatz. An den Motor umgesteckt, dient es als Kurbel zum Anlassen. Ein markerschütterndes "Plopp-plopp" ertönt, die Festbesucher stehen und staunen.

In den historischen Festzug reihten sich aber auch "jüngere" Schlepper aus den 50er und 60er Jahren ein: so zum Beispiel der Lanz-Nachfolger John Deere sowie die Marken Eicher, Deutz, Fendt, Güldner, Bautz, Mc Cormick, Schlüter, Hanomag, Massey-Ferguson und auch verschiedene Ausführungen des Porsche-Traktors.

"Mehr Zusammengehörigkeit"

"Hurra - wir haben einen Porsche", heißt eines der Bücher von Walter Langohr. "Schön war die Zeit, als der Traktor noch ein Bulldog war", schwärmt der Schriftsteller aus Marktheidenfeld. Als diplomierter Agraringenieur besitzt er die nötige Fachkenntnis in Sachen Landmaschinen. Das Leben auf den Dörfern der 50er und 60er Jahre hat es ihm angetan. Humor und Sprüche aus dieser Zeit hat er auch niedergeschrieben. "Damals war es gar nicht so schlecht, denn auf den Dörfern gab es mehr Leben und Zusammengehörigkeit."

Veranstalter sehr zufrieden

Sehr zufrieden mit dem Fest waren die Museums- und Landmaschinen-Freunde. Auf etwa 500 schätzte Vorsitzender Dominik Schaupp die Zahl der Zaungäste des Festzuges. Hieran nahmen 45 Schlepper und zehn Vereinen aus dem Ort teil. Die Masse der historischen Traktoren kam von den Bulldogfreunden Vorrhön 1992. Aber auch nicht organisierte Schlepperfahrer reihten sich ein. Die Blaskapelle der Fuschter Musikanten begleitete Festzug und Kirchenparade und unterhielt die Festgäste am Samstag.

Für Karl-Heinz Fligge war der Besuch des Festes ein Muss. "Ich habe auch einen alten Traktor von 1965 daheim", berichtete er: ein 20-PS-Deutz, der allerdings zurzeit keinen TÜV-Stempel hat. Sonst hätte er sich in den Festzug eingereiht. "Wenn ich die historischen Schlepper sehe, dann kommen mir die Gedanken, wie es früher in der Landwirtschaft zuging", sagt Fligge. Er hat damals noch Kühe von Hand gemolken.

Seine Frau Beate und er fühlten sich wohl auf dem Festplatz, wo sie von den Helfern des Vereins gut versorgt wurden. "So ein Fest kann man doch jährlich feiern", meinten sie. Ob das tatsächlich jedes Jahr möglich ist, ist zurzeit nicht absehbar. "Das Fest ist eine enorme logistische Herausforderung für unseren Verein", erklärte Vorsitzender Schaupp und verwies auf den hohen Altersdurchschnitt.
"Das Fest hält die Dorfgemeinschaft zusammen", meinte 2. Bürgermeister Manfred Öftring, der bei den Fuschter Musikanten mitspielt. Auch er kann sich an die alten Maschinen erinnern. "Wir hatten damals einen Hanomag-Schlepper", erzählte Öftring.

Dreschen wie anno dazumal

Eine der Hauptattraktionen war das historische Dreschen. Gespannt schauten die Besucher zu, wie die 70 Jahre alte Dreschmaschine per Flachriemenverbindung durch einen Schlepper in Bewegung kam. Ein Mann schaufelte das Getreide vom Erntewagen hinüber auf die Dreschmaschine. Dort standen zwei weitere Helfer, die das Getreide portionsgerecht in die Schächte des hölzernen Ungetüms verteilten. Säcke füllten sich mit Korn, die Strohballen wurden ausgeworfen.

Fasziniert waren die Zuschauer auch von den vier Männern, die das Getreide mit Dreschflegeln mit Muskelkraft droschen. Die Kinderschmiede von Georg Biernoth aus Obersfeld begeisterte den siebenjährigen Kilian. "Ich zeige den Kindern, wie man den Hammer richtig hält", erklärte der Schmied. Und dann durfte der Junge auf das glühende Eisen schlagen. Weniger Kraft, mehr geduldiges Geschick war indes beim Basteln mit Bienenwachs in der Imkerei aus Pfaffenhausen gefragt.

Das Heimatmuseum Fuchsstadt befindet sich direkt neben der Kirche im ehemaligen Mützelhaus. Es öffnet seine Pforten jeden ersten Sonntag im Monat zwischen 14 und 16 Uhr. Mit originaler Einrichtung aus vergangenen Zeiten gewährt das Haus Einblicke in die erste Hälfte des vergangenen Jahrhunderts. Es zeigt, wie die Menschen lebten, wie ihre Möbel aussahen, wie sie Vorräte anlegten. Auch die Pflege des religiösen Brauchtums, der Unterricht für die Kinder und das alte Handwerk sind Themen der Ausstellung. Nicht nur die Landwirtschaft wird detailliert dargestellt, sondern auch die Berufe Schmied, Schuster, Maler, Schreiner, Bäcker und Zimmermann.