Druckartikel: Eine "Uroma" für die Kinder

Eine "Uroma" für die Kinder


Autor: Stefan Geiger

Eltingshausen, Dienstag, 09. Juni 2015

Der Kindergarten in Eltingshausen feiert am Wochenende sein 90-jähriges Bestehen. Am Anfang stand eine Initiative des Ortspfarrers Leo Simon, der 1925 den "Johanniszweigverein" gründete und Schwestern in den Ort holte.
Gruppenbild 2015: Die Eltingshäuser Kinder feiern den 90. Geburtstag ihres Kindergartens. Foto: Stefan Geiger


Seinen 90. Geburtstag feiert am Wochenende der St.-Martinsverein Eltingshausen. Im Mittelpunkt stehen Ehrungen langjähriger Mitglieder sowie Darbietungen und Spiele der Kindergartenkinder. Das Jubiläum ist Anlass, auf die reiche Historie des Vereins einzugehen.

Auf Initiative des Pfarrers

Initiator war Ortspfarrer Leo Simon, der einen "Johanniszweigverein" ins Leben rief und diesen mit Satzung am 11.

Oktober 1925 beim Amtsgericht Bad Kissingen eintragen ließ. Die politische Gemeinde stand von Anfang an hinter dem Anliegen: Der Gemeinderat sagte bereits im Januar 1926 die Nutzung des frei gewordenen zweiten Schulraumes als Schwesternstation zu. Vom Mutterhaus der "Schwestern vom Heiligen Erlöser" in Würzburg kamen M. Franka (Oberin) und M. Hermesfrieda bereits im Mai nach Eltingshausen, um eine ambulante Krankenpflege und Kinderbewahranstalt zu eröffnen.

Der Verein hatte damals über 50 Mitglieder mit Pfarrer Leo Simon als Vorsitzendem, Bürgermeister August Herterich als Stellvertreter sowie Oberlehrer Erhard Zuber, August Wolf und Georg Beck als weitere Vorstandsmitglieder.

Verstärkung im Winter

In den Wintermonaten stieß eine weitere Schwester dazu, um Näh-, Flick-, Koch- und Backkurse zu halten. Per Vertrag erstattete der Verein jeder Schwester eine Jahresvergütung von maximal 100 Reichsmark und sorgte für deren Unterhalt.

Steigende Kinderzahlen führten dazu, dass 1934 der Raum als Schule nötig war. Zur Überbrückung stellte Edmund Hemberger sein Haus für die Schwestern zur Verfügung. Parallel liefen die Planungen für einen eigenen Bau. Der Verein unter Pfarrer Franz Herbach erwarb von Konrad Werner ein Grundstück. Beim Bau packten die Bewohner tatkräftig an, so dass nur 12 000 Reichsmark an Kosten anfielen. Im Oktober 1938 wurde das Haus an der Wittelsbacherstraße als Schwesternstation und Kindergarten eingeweiht und erfüllte auch in den Wirren des Zweiten Weltkrieges seine Aufgabe.

Schwestern zogen sich zurück

1946 übernahmen Pfarrer Alban Roßdeutscher, 1961 Pfarrer Hugo Konrad die Vereinsführung. 1963 nannte sich der Verein in "St. Martinsverein" nach dem Kirchenpatron um. 1966 wurde die Schwesternstation wegen Personalmangels aufgelöst. Nach dem plötzlichen Tod von Pfarrer Konrad am 25. Juli 1967 übernahm Pfarrer Ludwig Rützel die Gemeinde. Als Vorsitzendem des Trägervereins gelang es ihm, bereits am 1. August des gleichen Jahres den Kindergarten mit Sabine Scheuble als Erzieherin wieder zu eröffnen.

Wirkungsvolle Vergrößerung

Immer enger wurden die Räume, zumal auch Kinder aus den Nachbarorten, wo es noch keine Einrichtungen gab, den Kindergarten besuchten. 1974 begann nach den Plänen von Architekt Gerlach und unter Manfred Herterich als Bauausschussvorsitzenden die Erweiterung, die ein Jahr später abgeschlossen werden konnte. Fortan konnten zwei Kindergruppen betreut werden. Nach neun Jahren gab Pfarrer Rützel den Vorsitz an Manfred Herterich ab, dem 1982 Gerhard Fischer über viele Jahre folgte.

Immer mehr Aufgaben

Über Mangel an Arbeit kann sich die Vereinsführung bis heute nicht beklagen: Betreuung von Gebäude und Freigelände, Planung und Abwicklung von Veranstaltungen, Fragen zum Fachpersonal, Finanzierung des gesamten Kindergartenbetriebs gemäß den Buchungszeiten, Zusammenarbeit mit Behörden, Kirchenstiftung als Gebäudeeigentümer und Eltern, Kinderkrippe und Mittagsbetreuung von Grundschülern, Mitarbeit in der örtlichen Vereinsgemeinschaft und vieles mehr. "Da war und ist es gut, dass die Gemeinde dem Verein in allen Anliegen zur Seite steht. Ebenso helfen örtliche Firmen und Betriebe sowie Elterninitiativen", denkt Gerhard Fischer an seine Jahrzehnte als Vorsitzender zurück. So ist es unverzichtbar, mit Erlösen aus Sommerfest, Kinderfasching, Basaren oder anderen Aktionen den Alltagsbetrieb zu finanzieren. Dazu wird auch das anstehende Jubiläum wieder ein Beitrag sein.

Das Festprogramm:
Samstag, 13. Juni:
17 Uhr Familiengottesdienst zum Jubiläum in der Kirche
Sonntag, 14. Juni: 11 Uhr Festauftakt im Kindergarten; 11.30 Uhr Mittagessen, "wie's früher woar"; 14 Uhr Ehrungen, anschließend Darbietungen der Kindergartenkinder, Kaffee-und Kuchenbar, Kinderprogramm mit Hüpfburg, Glitzertattoos, Farbschleuder und vielem anderen; 17 Uhr Zwiebelplootzessen.

/>Der Vorstand 2015: Vorsitzende Katrin Häfner, stellvertretende Vorsitzende Margit Vollbrecht, Schriftführerin Martina Seufert, Kassiererin Carolin Hartung, Mitglieder: 150.

Der Kindergarten 2015:
50 Kinder inklusive Krippenkinder und Grundschüler in der Hausaufgabenbetreuung
Personal: drei Erzieherinnen und drei Kinderpfleger/innen, Leiterin Waltraud Schott. khw