Druckartikel: Eine Urlaubsvertretung bei Freunden

Eine Urlaubsvertretung bei Freunden


Autor: Björn Hein

Bad Bocklet, Sonntag, 03. Sept. 2017

Pfarrer Martin Muosayir aus Ghana ist derzeit in Bad Bocklet.
Pfarrer Martin Muosayir  Foto: Björn Hein


Er verbringt seinen "Urlaub" hier und übernimmt dabei bis zum 15. September die Pfarrvertretung von Michael Kubatko in der Pfarreiengemeinschaft "Heiliges Kreuz" in Bad Bocklet. Danach bleibt er noch bis 10. Oktober in Deutschland. Pfarrer Martin will die Gelegenheit nutzen, um Freunde zu besuchen, bevor es dann wieder zurück nach Ghana geht, wo er in der Christkönigspfarrei in Tinga als Seelsorger tätig ist.


Zum sechsten Mal

Hier in Deutschland ist er bereits zum sechsten Mal, er hat sich darüber gefreut, in Bad Bocklet wieder Vertretung machen zu dürfen. "Ich komme sehr gerne hierher, hier habe ich Freunde gefunden und hier ist für mich auch ein Stück Heimat", sagt Pfarrer Martin. Untergebracht ist er in Bad Bocklet bei der Familie Gabel. Dabei braucht Martin immer ein paar Tage, bis er sich an das Leben in Deutschland gewöhnt hat. "Hier ist alles sehr sauber und organisiert. Das ist manchmal ein großer Kontrast zu Ghana", meint er. Besonders das hohe Bildungsniveau hier in Deutschland erfreut ihn immer wieder. Leider ist es in Ghana noch so, dass es dort sehr viele Analphabeten gibt, die nur über sehr wenig Schulbildung verfügen. Auch wenn in seiner afrikanischen Heimat eigentlich Schulpflicht herrscht, so wird dies vom Staat doch kaum überwacht. "Besonders Frauen gehen deshalb gar nicht zur Schule", weiß er aus Erfahrung, doch auch die Männer verfügen meist über nur wenig Schulkenntnisse. "Das ist ein Problem: so wissen viele Menschen in Ghana nur sehr wenig über ihre Rechte, so dass es ein leichtes ist, sie von staatlicher Seite zu bevormunden", meint der Geistliche. Söhne von Familien würde besonders deshalb öfter zur Schule geschickt, da diese später Ernährer der Eltern sind.
Mädchen verließen die Familien nach ihrer Heirat, so dass viele hier nicht bereit sind, in die Bildung von Frauen zu investieren.
Bei ihm zu Hause sei es leider genauso gewesen. Insgesamt bestand die Familie aus sieben Kindern, drei Söhnen und vier Töchtern. "Von meinen Schwestern ging keine zur Schule" erinnert sich Martin zurück. Doch auch Schulbildung ist in Ghana nicht unbedingt ein Garant dafür, einen Arbeitsplatz zu finden. So haben zwei seiner Brüder studiert, der eine Landwirtschaft, der andere Geologie. Doch beide sind arbeitslos und wenn es Aussicht auf Arbeit gibt, so ist diese immer befristet.