Druckartikel: Eine Sanierung der Saalebrücke lohnt sich nicht

Eine Sanierung der Saalebrücke lohnt sich nicht


Autor: Markus Reeh

Hammelburg, Dienstag, 06. November 2012

Die 57 Jahre alte Brücke über die Saale soll abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Für eine separate Brücke für Radler und Fußgänger sehen die Vertreter des Staatlichen Bauamts kaum Chancen.
Die Fotomontage zeigt die Variante 7a mit der neuen  Saalebrücke links und rechts daneben die alte. Die bestehende Brücke kann noch solange genutzt werden, bis die neue fertig ist. Fotomontage: Schneider und Partner


Acht Varianten für einen Brückenneubau wurden dem Stadtrat am Montagabend präsentiert. Aufgrund der Fülle der Informationen wollten sich die Räte noch nicht festlegen. Viel Zeit bleibt aber nicht. "Wir brauchen heuer noch eine Entscheidung, um den Bau 2015 abschließen zu können. Sonst springt der Bund als Kostenträger ab", betonte Robert Haupt vom Staatlichen Bauamt in Schweinfurt. Denn 2015 soll die Bundesstraße zur Staatsstraße abgestuft werden.

Den Zustand der 1955 errichteten Brücke stufte Haupt wegen der vielen Schäden mit der Schulnote 5 ein. Die Verkehrssicherheit sei beeinträchtigt. Eine Instandsetzung würde rund 3,3 Millionen Euro kosten, ein Neubau gut 3,95 Millionen Euro.

Allerdings sei die Lebensdauer einer neuen Brücke mit rund 70 Jahren wesentlich länger als die eines sanierten Bauwerks, das vielleicht noch 30 Jahre durchhalte. "Eine Instandsetzung der Brücke ist aus wirtschaftlicher Sicht also nicht rentabel", hielt Haupt fest.

Musikerheim bleibt stehen

Martin Schneider vom beauftragten Planungsbüro Schneider und Partner stellte die acht unterschiedlichen Möglichkeiten für einen Neubau vor.

Die Variante 7 sieht einen Abbruch des Musikerheims vor, wodurch der Kurvenradius der Straße hätte entschärft werden können.

Wegen des zu erwartenden Widerstands der Musiker rückte die Behörde aber von diesen Plänen bereits wieder ab, und es wurde eine Variante 7a entwickelt. Diese Lösung wird vom Staatlichen Bauamt favorisiert. Demnach soll die neue Brücke direkt neben der bestehenden errichtet werden, stadteinwärts fahrend linker Hand. "Für diese Variante spricht, dass sie nur fünf Prozent teurer ist als die günstigste Lösung. Da geht der Bund noch mit", erläuterte Robert Haupt.

Die Kosten für die Variante 7a werden einschließlich Straßenbau mit knapp 4,6 Millionen Euro beziffert. Die günstigste Lösung mit 4,375 Millionen Euro wäre, erst die alte Brücke abzureißen und dann an selber Stelle eine neue zu errichten. Allerdings müsste die Straße dann für rund drei Jahre komplett gesperrt werden, was weiträumige Umleitungen des Verkehrs zur Folge hätte.

Um den Übergang zum Musikerheim sicherer für Fußgänger zu machen, sieht die Variante 7a eine Verkehrsinsel vor. "Dann müssen die Passanten bis zur Insel erst immer nur auf die eine Seite achten und dann auf die andere", erklärte Schneider die Verbesserung.

Bund macht nicht mit

Robert Haupt ging auch auf den Vorschlag ein, bei der Brücke auf einen breiten Rad- und Gehweg zu verzichten und das gesparte Geld in eine separate Brücke für Radler und Fußgänger zu investieren. "Der Bund ist nicht bereit, die Kosten zu verschieben", machte er klar.

Joachim Dietz vom Staatlichen Bauamt hat die reinen Baukosten für eine rund 170 Meter lange, hochwasserfreie Rad- und Gehwegbrücke mit 1,06 Millionen Euro kalkuliert. Den Unterhalt des Bauwerks in den kommenden Jahrzehnten müsste die Stadt alleine tragen, wofür Dietz knapp 900 000 Euro errechnet hat. Hinzu kämen weitere Kosten, zum Beispiel für Ausgleichsmaßnahmen, die das Wasserwirtschaftsamt fordere.

2. Bürgermeister Reimar Glückler (CBB) meinte, unter diesen Umständen sollte das Projekt momentan nicht weiter verfolgt werden. Doch halte er eine nicht hochwasserfreie Stegbrücke, wie auf dem Radweg zwischen Hammelburg und Westheim, für eine überlegenswerte Alternative. Auf Glücklers Frage, ob nicht auch eine Unterführung zum Musikerheim möglich wäre, verwies Schneider auf die relativ hohen Kosten. Robert Haupt ergänzte: "Und der Bund würde diese Kosten auch nicht übernehmen."

CSU-Stadtrat Stefan Seufert sprach sich für die Variante 6 aus, die mit knapp 5,7 Millionen Euro kalkuliert wurde. Sie sieht eine neue Trasse vor, die rund 70 bis 100 Meter flussabwärts neben der bestehenden Brücke verläuft. "Der gefährliche Übergang zum Musikerheim wäre damit weg", argumentierte Seufert. Außerdem böte sich die Chance, den Zugangsbereich zum Stadtmuseum zu verbessern, wo der Fußweg derzeit an der engsten Stelle gerade mal 20 Zentimeter breit sei.

Wegen der höheren Kosten für die Variante 6 verwies Seufert auf den geplanten Abbau von 1000 Dienstposten bei der Bundeswehr. Der Bund habe der Stadt einen Ausgleich hierfür in Aussicht gestellt. Matthias Wacker vom Staatlichen Bauamt entgegnete: "Den Topf mit den Konversionsmitteln kenne ich nicht. Wir können den Bund auf jeden Fall nicht überzeugen, mehr zu investieren."