Eine richtig knackige Ausstellung
Autor: Arnold Nöth
Münnerstadt, Montag, 26. November 2012
Etwas mit Biss. Ja, das ist er. Der Nussknacker. Was soll an dem Besonderes sein, dass er im Henneberg-Museum in Münnerstadt eine Sonderausstellung bekommt? Doch diese Ausstellung hält wahrlich knackige Überraschungen in einer unerwarteten Gestaltungs- und Materialien-Vielfalt parat.
Gäbe es in Deutschland eine Professur für das Thema Nussknacker, die gebührt auf jeden Fall Adolf Heidenreich, der sich wie sonst niemand auf dieses Gebiet spezialisiert und Exponate gesammelt und Wissen angesammelt hat", sagte Bürgermeister Helmut Blank (CSU) bei der Ausstellungs-Eröffnung.
Bisher habe es mit zum Thema Nussknacker nur zwei große Museen gegeben, in denen diese Ausstellung zu sehen war. Nun sei es "KulTourisMus"-Leiterin Inge Bulheller gelungen, diese nach Münnerstadt zu holen. Adolf Heidenreich lebt in Massenbuch bei Gemünden und befasst sich seit über 30 Jahren intensiv mit dem Thema Nussknacker. Als Mitarbeiter einer vegetarischen Fachzeitschrift wollte er einen Artikel über Nüsse schreiben und bemerkte bei seinen Recherchen, dass es zum Thema Nussknacker fast keinerlei Veröffentlichungen oder Abhandlungen gab.
Nussknacker aus aller
Die Konsequenz: Adolf Heidenreich fing an zu forschen und Informationen zu sammeln, was schließlich in der Herausgabe des Nachschlagewerkes "Nussknacker - Gestalt und Geschichte" mündete. Außerdem begann er damit, Nussknacker zu sammeln und inzwischen besitzt er 1500 aus aller Welt. Nussknacker aus den verschiedensten Materialien und in vielfältigen Gestaltungsformen. Rund 500 Darstellungen aus dieser Nussknackersammlung sind derzeit in der Sonderausstellung im Henneberg-Museum in Münnerstadt zu sehen.
"Meine Sammlung und die Beschäftigung mit den Nussknackern sehe ich als Würdigung all jener Unbekannter, welche die Nussknacker hergestellt haben.
Dabei handelt es sich im Grunde ja um simple Gebrauchsgegenstände, die sich im Laufe der Zeit und dem Zeitgeschmack entsprechend durch Gestaltungswillen, künstlerischen Fähigkeiten und handwerklichem Können zu wahren Kunstwerken entwickelt haben", sagte Heidenreich, der bei der Ausstellungseröffnung persönlich zugegen war. Der Nussknacker schlechthin sei als eines der ältesten Werkzeuge überhaupt bekannt. Bereits aus dem 5. Jahrhundert vor Christus gibt es sie. Blütezeit der kunstvollen Nussknacker-Gestaltung sei im 17. und 18. Jahrhundert gewesen. Die Sammlung Heidenreich umfasst den Zeitraum vom 16. Jahrhundert bis heute.
Die verschiedenen Techniken
Knackte das einfache Volk Nüsse mit schlichten Hilfsmitteln oder brachialer Gewalt, gehörten kunstvoll gearbeitete Exemplare bald als Statussymbole zum Hausrat Wohlhabender und des Adels.
Ab etwa 1830 wurden die nützlichen Knackhilfen in vielfältigen Formen auch industriell hergestellt. Alle Möglichkeiten der jeweiligen Techniken wurden bei der Herstellung der nützlichen Helfer übernommen. Es gab Zangen-, Gelenk-, Hebel-, Schraub- und Torsions-Nussknacker. Es gibt sie in Eisen, Messing, Bronze, Silber, Porzellan, Elfenbein und natürlich aus Holz mit allen Arten und Ausprägungen. In der Ausstellung spiegelt sich im Übrigen auch der größte Wunsch des Sammmlers Adolf Heidenreich wider, nämlich "die Geschichte und Vielfalt der Nussknacker einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen" - In Münnerstadt ist für die Region ein Anfang gemacht.