Ein Verein kämpft mit Bildung gegen Armut
Autor: Stefan Geiger
Ebenhausen, Mittwoch, 01. Juli 2015
Ein Verein aus der Region kümmert sich mit großem Engagement um bedürftige Kinder in der 3. Welt. Allein 1400 Paten für Kinder in Armut wurden gefunden. Ziel ist es, mit Hilfe zur Selbsthilfe für Betroffene neue Lebensstrukturen zu finden.
Wer hätte das vor 25 Jahren gedacht? Eine Handvoll tatkräftiger Menschen mit ihren Familienangehörigen und einige Polizeibeamte gründeten den Verein "Kinder 3.Welt e.V. Schweinfurt". Heute hat der Verein über 300 Mitglieder, aus allen Teilen der Welt. Die Jubiläumsfeier findet an diesem Samstag, 4. Juli, in Üchtelhausen statt.
Angefangen hat alles mit dem Bau eines Kindergartens in Südafrika. Dieses Projekt ist abgeschlossen.
Abgeschlossen hat der Verein mit Kolumbien: Das Land ist selbst für Hilfsaktionen zu unsicher. In Indien unterstützt der Verein aktuell 15 Projekte. Weitere Hilfen erfahren Vorhaben in Namibia und Bangladesh.
Mit Bildung aus dem Elendskreis
"Wir wollen Wissen gegen Armut setzen. Kinder und Erwachsene lernen Lesen und Schreiben sowie Umgangsenglisch, um dem Elendskreis der Armut zu entfliehen", beschreibt Vorsitzender Heinrich Hackenberg (Oerlenbach) die Ziele des Vereins. Hilfe zur Selbsthilfe will man leisten. "Wir bilden junge Frauen zu Schneiderinnen aus. Nach erfolgreicher Prüfung bekommen sie von uns eine Nähmaschine zu 100 Euro und tragen zum Lebensunterhalt ihrer Familie bei", beschreibt er ein Beispiel.
Er erzählt vom Projekt Straßenhändler als Ich-AG: "Arme Familien erhalten einen vierrädrigen Karren mit Obst oder Gemüse. Sie verkaufen diese Waren, ordern mit dem Gewinn neue und sichern ihren Lebensunterhalt. Karren und Erstbestückung finanzieren wir, bei Kosten von etwa 80 Euro. Dann arbeiten sie selbständig und inzwischen sehr erfolgreich." Dieses Beispiel zeigt, wie vor Ort Hilfe zur Selbsthilfe nachhaltig funktionieren kann.
Was mit 100 Euro/Jahr möglich ist
Es gibt viele Projekte, die der Verein in den vergangenen 25 Jahren unterstützt hat, und dazu gehört es auch, für Kinder in Deutschland Paten zu finden. Heinrich Hackenberg: "1400 Kinder konnten wir an Paten vermitteln: Mit 100 Euro im Jahr können wir ein Kind in die Schule schicken, Gebühren und Kleidung bezahlen, alle Schulmaterialien zur Verfügung stellen, das Kind ausreichend ernähren, einkleiden und im Notfall medizinisch versorgen."
Er erzählt von einem weiteren Projekt in Indien. 11 000 an Rachitis erkrankte Kinder erhalten in Shillong (Nordostindien) medizinische Hilfe. Sie werden alle vier Wochen untersucht und bekommen die erforderliche Medizin, zumeist hochdosierte Vita mine als Injektion. Jede Injektion kostet drei Euro. So konnten viele Kinder geheilt werden.
"In der Gegend von Darjeeling haben wir acht Schulen gebaut", erzählt er weiter. "In dieser Bergregion - Seitentäler des Himalaya - mussten die Kinder bislang weite Wege mit bis zu fünf Stunden zur nächsten Schule zurücklegen. Jetzt ist die Schule im Dorf, die Kinder können wieder ,Kind‘ sein."
Patenelterntreffen
Unter dem Leitwort "Wir alle sind Kinder dieser Welt" steht die 25-Jahr-Feier des Vereins mit Patenelterntreffen an diesem Samstag, 4. Juli. Beginn ist um 13.30 Uhr mit einem Gottesdienst in der Pfarrkirche in Üchtelhausen, zelebriert von Pater Nirmol, der mehrmals die Pfarrer-Urlaubsvertretung auch in Oerlenbach übernommen hat. Daran schließt sich eine Begegnung im Pfarrheim an. Die Südtirolerin Petra Theiner wird die Arbeit des Vereins vorstellen.