Ein Traumstart in die närrische Saison
Autor: Thomas Malz
Münnerstadt, Sonntag, 18. November 2012
Die neue Form der Eröffnung ohne Rathaussturm kam bei Akteuren und Zuschauern sehr gut an. Der Bürgermeister hatte schwer zu schlucken und schenkte seinerseits Glühwein aus.
Das Experiment ist gelungen. Zahlreiche Zuschauer verfolgten die offizielle Faschingseröffnung unter dem Thema "Mürscht hat's Geld" am Samstagvormittag. "Wer bei uns nicht vorkommt, ist politisch irrelevant", wetterte Sitzungspräsident Anderas Albert. Weil sich die Stadträte in den letzten Jahren rar gemacht hatten und der Bürgermeister in der letzten Session den Sitzungen fern geblieben war, haben die Narren heuer auf den Rathaussturm verzichtet und sich mit den Geschäftsleuten in der Innenstadt neue Partner gesucht.
Und so hielt der närrische Zug vom Oberen Tor zum Marktplatz, von der Stadtkapelle Münnerstadt angeführt, erst einmal bei Eisen-Krais, wo der Sprecher vom "Kaufhaus Mürscht", Arno Reucher, als Robin Hood eine Stärkung brachte Erst dann ging es weiter zum Marktplatz.
Schwere Geschütze
Gegenüber dem Rathaus bezogen die Narren Stellung, während der Bürgermeister auf der anderen Seite unmittelbar vor dem Rathaus großzügig Glühwein verteilte, flankiert von zwei Stadträten. Angesichts dessen, was dem Stadtoberhaupt da von der anderen Seite entgegen kam, hatte Helmut Blank große Mühe, die gute Laune zu bewahren, hielt aber tapfer die Stellung.
Andreas Albert ging erst einmal hart mit den Stadträten ins Gericht, bevor Helmut Blank selbst an die Reihe kam. "Ja selbst sie Herr Bürgermeister, wir haben im Jugendhaus sogar mal unter den Tischen nachgeschaut, aber irgendwie haben wir sie nicht gefunden."
"Mürscht hat's Geld." So lautet das Motto der diesjährigen Session. Ein Spruch aus dem Mittelalter, der heue so gar nicht mehr stimmt. Oder doch? Andreas Albert erklärte, warum es so sei: "Wir können uns ein Schwimmbad leisten, in dem kein Wasser ist und ein Freibad, bei dem man bei einem Köpfer hart aufschlägt. Verliebte, die den Bund der Ehe eingehen wollen, können bei uns sogar im Pferdestall heiraten." Und dann ging es richtig zur Sache: "Wir können uns ein Schlosscafé leisten, das Komturei heißt, das aber dann geschlossen hat, wenn die Heimatspielgemeinde bei schlechtem Wetter ein Fest im Schlosshof gibt und Ortsfremde bei uns dann kostenlos etwas Wasser vom Himmel abbekommen."
Noch nicht überstanden
/> Helmut Blank hatte es noch nicht überstanden, denn nun holte Wilhelm Schmitt zum Schlag aus. Er ging auf den Rhöner Kreis ein, auf das Notgeld, das vor 90 Jahren gedruckt und jetzt großzügig verteilt wurde. "Vom Rathaus hört man monoton, mer ham ke Geld! Das kenn' mer schon, deshalb sind wir uns längst im Klaren, man predigt das totale Sparen. Die Wirklichkeit sieht anders aus, schmeißt's Geld gezielt zum Fenster raus, saniert dort den Stenayer Platz, der Aufwand der ist für die Katz." Den Bonifatiusplatz in Großwenkheim und das Hallenbad, das die Stadt nicht sanieren will, führte Wilhelm Schmitt unter anderem ins Feld.
Beim Fasching steht natürlich der Spaß an erster Stelle. Neben den Witzen des Sitzungspräsidenten sorgten die Tänze der Garden für gute Stimmung. Anschließend hatten die Besucher Gelegenheit, in der Innenstadt einzukaufen. Die Geschäfte lockten erstmals zum Faschingsauftakt mit attraktiven Sonderangeboten.