Druckartikel: Ein Prost auf die frühere Kirchengemeinde

Ein Prost auf die frühere Kirchengemeinde


Autor: Ralf Ruppert

Zeitlofs, Montag, 12. Oktober 2015

Pfarrer Hermann Horndasch kehrte zum Kirchenjubiläum wieder einmal an seine alte Wirkungsstätte zurück. Bei Kirchenbesuchern weckte das jede Menge Erinnerungen.
Pfarrerin Barbara Weichert (von links), ihr Vorgänger Pfarrer Hermann Horndasch und der langjährige Vertrauensmann Norbert Schüßler stießen am Sonntag direkt in der frisch renovierten Dreieinigkeitskirche an. Foto: Ralf Ruppert


Kerstin Kohlhepp aus Rupboden gehörte zwar am Sonntag zu den jüngeren Kirchenbesuchern, viele Erinnerungen kamen aber auch bei ihr hoch: "Es ist immer schön, wenn man ihn sieht, er war einfach mein wichtigster Pfarrer", freute sich die 40-Jährige über den ersten Besuch von Pfarrer Hermann Horndasch zu einem Sonntagsgottesdienst seit seinem Abschied aus Zeitlofs vor zwölf Jahren. Die Gemeinde hatte den Seelsorger aus Anlass des Jubiläums "275 Jahre Dreieinigkeitskirche" eingeladen. In lockerem Rahmen nutzten viele Mitglieder der Kirchengemeinde die Gelegenheit, mit Pfarrer Horndasch zu sprechen, zu lachen und zurückzublicken.


Von Konfirmation bis Hochzeit

Die älteste Erinnerung, die Kerstin Kohlhepp herauskramt, ist ihre Konfirmation: 1987 kam Horndasch von Burgpreppach im Landkreis Haßberge nach Zeitlofs. Im Jahr drauf stand für die Rupbodenerin der große Tag an: "Die Konfirmandenprüfung werde ich nie vergessen", sagt sie und lacht, und: "Fast mein ganzes Leben lang war er da." Die Hochzeit mit ihrem Mann Tim ist die nächste Erinnerung, die Taufe der Tochter oder die Vorbereitung der Kindergottesdienste gehören auch dazu.
"Er kochte immer etwas leckeres für uns, egal ob es ein Quiche war oder Zwiebelkuchen mit Federweißer, er ließ sich immer etwas leckeres einfallen", erzählt Kerstin Kohlhepp. Deshalb freue sie sich auch über jede Begegnung und besuchte Horndasch mit dem Trinitas-Chor auch bereits in seiner neuen Wirkungsstätte Buch am Wald in Mittelfranken.


Gleich im Chor mitgesungen

Viele Erinnerungen an Pfarrer Horndasch hat auch Norbert Schüßler vom Kirchenvorstand. Seit 1982 und bis vor zwei Jahren war er Vertrauensmann, zudem gründete er 1987 den Trintas-Chor. "Als Pfarrer Horndasch damals in Zeitlofs ankam, habe ich ihn gleich zur Teilnahme überredet", erinnert sich Schüßler schmunzelnd. 16 Jahre lang sang er aktiv mit. "Das war in Zeitlofs auch immer ganz einfach, weil der Chor vorne im Chorraum der Kirche sang", ergänzt Horndasch selbst.
"Ich erinnere mich gerne an Zeitlofs zurück und komme gerne her", betont Hermann Horndasch. Als "eigenen Menschenschlag mit hessischem Einschlag" charakterisiert er die Menschen im Nordwesten des Landkreises Bad Kissingen. Die 16 Jahre in der Thüngenschen Cent seien auch privat eine wichtige Zeit gewesen: "Meine zwei Kinder haben Zeitlofs als ihre Heimat erlebt, ihnen fiel der Abschied 2003 besonders schwer."


Chor fand noch einmal zusammen

Trotz der engen Verbindungen machte sich Horndasch gerade in den ersten Jahren nach dem Abschied eher rar in Zeitlofs. Weniger wegen der eineinhalbstündigen Fahrt von Mittel- nach Unterfranken, eher wegen des klaren Übergangs: "Zu enge Kontakte sind für den Nachfolger oder die Nachfolgerin schwierig", weiß Horndasch aus eigener Erfahrung, dass die Übergabe einer Kirchengemeinde nie leicht ist. Nach einer Anfangszeit mit sehr wenigen Besuchen habe sich der Kontakt auf zwei bis drei Fahrten nach Zeitlofs im Jahr eingependelt. Mal ganz privat, mal komme auch eine Anfrage zu einer Beerdigung. Die Leitung des Sonntagsgottesdienstes jetzt in der ehemaligen Gemeinde war eine Premiere.
Besonders begeistert war Horndasch von der frisch renovierten Zeitlofser Kirche und davon, dass der Trintas-Chor extra für ihn noch einmal auftrat: "Wir haben eigentlich an Ostern 2014 zum letzten Mal gesungen", berichtet Chorleiter Norbert Schüßler, der als Vertrauensmann auch etliche Projekte mit Horndasch über die Bühne brachte: So wurden in Horndaschs Amtszeit unter anderem die Mauer des Zeitlofser Kirchhofes und die Roßbacher Kirche renoviert.
"Ich profitiere heute von dem, was er vorbereitet hat", sagt Pfarrerin Barbara Weichert über ihren Vorgänger, denn: "Kein Pfarrer erntet das, was er selbst gesät hat." Sie sei ihm dankbar für die Unterstützung und freute sich am Sonntag, den Gottesdienst einmal von der Kirchenbank aus zu erleben. Zu den Veränderungen, über die sich Horndasch und seine Nachfolgerin austauschten, gehören nicht nur die frische Farbe in der Zeitlofser Kirche, sondern auch der Schwund an Gläubigen: 960 Gemeindeglieder hatte die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Zeitlofs, als Horndasch 1987 kam. Heute sind es nur noch rund 650 Menschen, berichtet Weichert. Deshalb wurde auch die Pfarrstelle um 25 Prozent reduziert.
Der Stimmung beim Wiedersehen am Sonntag tat das keinen Abbruch: Direkt in der Dreieinigkeitskirche blieben die Gläubigen noch lange stehen. Sie stärkten sich bei frisch gebackenem Plootz und Pizza und stießen mit Federweißen, Wein und vielem mehr mit ihrem ehemaligen Pfarrer an.