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Ein Mensch unter Menschen


Autor: Thomas Mäuser

Oerlenbach, Freitag, 10. Oktober 2014

Mit Norbert Reinwand hat die Pfarreiengemeinschaft Immanuel Oerlenbach einen neuen Pfarrer. Unterstützt wird er von Pastoralreferentin Christine Seufert.
Norbert reinwand ist der neue Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Immanuel Oerlenbach. Foto: Thomas Mäuser


Eines war Norbert Reinwand schon immer klar: Er wollte einen geistlichen Beruf ergreifen. Doch der Weg, der ihn nun auch auf seine neue Pfarrstelle nach Oerlenbach führte, hatte durchaus seine Hürden.
Geboren wurde Norbert Reinwand in dem Haßberge-Örtchen Neubrunn. Schon mit 15 Jahren führte ihn sein Weg nach Münsterschwarzach, erst einmal ganz profan in das Lehrlingsseminar. Nach drei Jahren war er Gärtner - und auf dem Weg, Benediktiner zu werden. Doch Norbert Reinwand kehrte dem Kloster nach drei Jahren und vor der ewigen Profess den Rücken. "Ich habe wochenlang überlegt, ob das Kloster der richtige Weg ist", sagt er heute.
Mönch zu werden, war nicht sein Weg, aber der Wunsch, Geistlicher zu werden, blieb. Obwohl er erst als Gärtner, dann bei Kugelfischer in Eltmann arbeitete, verlor er nie den engen Kontakt zur Kirche, wirkte als Pfarrgemeinderatsvorsitzender und Wortgottesdienstleiter in seinem Geburtsort.

Auf dem 3. Bildungsweg

Schließlich nutzte Norbert Reinwand die Chance, über den 3. Bildungsweg doch noch Priester zu werden. Schauplatz dieser Etappe seines Weges war das Studienhaus St. Lambert in Lantershofen. Zum Studium der Theologie und der Philosophie. "Mir wurde nichts geschenkt, ich musste mir alles erarbeiten", sagt er heute. Und das hat ihm stets auch geholfen, die Sorgen seiner Mitmenschen besser zu verstehen.
1987 kehrte Norbert Reinwand als Praktikant zurück in die Diözese Würzburg, zwei Jahre später empfing er die Priesterweihe. Seine Kaplansjahre führten ihn nach Neuendorf und Ruppertshütten sowie nach Kahl am Main. Es folgten weitere Stationen und schließlich die erste Pfarrstelle in Aidhausen. Zuletzt wirkte er in Salz bei Bad Neustadt.

Dialog auf allen Ebenen

"Ich bin jemand, der sich gerne bewegt", sagt Pfarrer Reinwand, und dazu gehört auch geistige Beweglichkeit. "Ich bin Reformer, nicht festgefahren", und deshalb will er seine neuen Gemeinden nicht verwalten, sondern gestalten: "Immer im Dialog auf allen Ebenen."
Als Reformer hat Pfarrer Reinwand Ansichten, die nicht überall in der katholischen Kirche geteilt werden. "Den Zölibat würde ich sofort freistellen. Die Zeit ist reif dafür", sagt er. Frauen sollten zum Priesteramt und zum Diakonat zugelassen werden, genau so, wie wiederverheiratete Geschiedene zur Eucharistie. Auch der Ökumene ist er zugeneigt, wie er bereits im Pfarrbrief verraten hat. So verspricht sich der neue Oerlenbacher Pfarrer viel von Papst Franziskus: "Er spricht mir aus dem Herzen, ich liebe ihn."
Seit 1. Oktober ist Pfarrer Reinwand nun in Oerlenbach, wo er eine neue Herausforderung sucht. Zusammen mit den Gläubigen will er sich auf den Weg machen, um Christus zu finden. "Ich will Wegbegleiter sein", sagt er. In den kirchlichen Feiern, in Festen und in den alltäglichen Dingen des Lebens. Pfarrer Reinwand möchte eine bunte, bewegliche Kirche, die Raum bietet für viele unterschiedliche Menschen.
Mit auf diesen Weg hat er Parstoralreferentin Christine Seufert (48) genommen. Sie arbeitet seit 21 Jahren in der Seelsorge im Bistum Würzburg und seit vielen Jahren mit Pfarrer Reinwand zusammen. "Sie ist Voll-Theologin wie jeder Pfarrer", sagt Norbert Reinwand. Christine Seufert stammt aus Hambach, wohnt dort auch wieder und wird sich in Teilzeit einbringen. Damit sie noch Zeit für ihre freiberufliche Tätigkeit als Supervisorin und Coach in Regensburg hat.

Zusammenwirken

Zusammen werden sie nicht nur die Katholiken in Oerlenbach sondern auch die Gemeinden Ebenhausen, Rottershausen und Eltingshausen betreuen. Während die neue Pastoralreferentin unter anderem die Kommunion-Vorbereitungen und Firmkatechesen übernimmt, werden sich Pfarrer Reinwand und Christine Seufert die Betreuung von Kranken und Senioren teilen. Außerdem wird Pastoralreferentin Seufert Wortgottesdienste halten, "ohne die Laien, die das hier schon machen, ablösen oder gängeln zu wollen", wie Pfarrer Reinwand versichert.
Eines ist dem neuen Oerlenbacher Pfarrer aber schon jetzt klar. Er wird nicht für alles Zeit haben können, was wünschenswert wäre. "Ich kann keine Jugendarbeit aufbauen, dafür fehlen mit Zeit und Kraft." Doch für die Ministrantinnen und Ministranten wird er da sein.
Auch seine Hobbys werden unter seinem Engagement für die Pfarreiengemeinschaft leiden. Pfarrer Reinwand wandert, und er liest gerne - nicht nur theologische Literatur.
Wie lange er in Oerlenbach bleiben will? "Bis 70 - und keinen Tag länger", sagt er lachend. Und beweist damit, dass er auch über eine gehörige Portion Humor verfügt.

Gottesdienst Am Sonntag, 12. Oktober, werden Pfarrer Norbert Reinwand und Pastoralreferentin Christine Seufert feierlich in die Pfarreiengemeinschaft eingeführt. Der Gottesdienst beginnt um 15 Uhr in der Oerlenbacher Kirche.