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Bad Kissingen: Ein Leben für die Wasserwacht


Autor: Heike Beudert

Bad Kissingen, Sonntag, 05. Februar 2017

Die Ortsgruppe Bad Kissingen ist seit 70 Jahren aktiv. Die Anfänge waren schwierig. Der Einsatzwille machte das wieder wett und der ist bis heute geblieben.
Hans Thunig zeigt den Pass von 1959, der bestätigt, dass er mit 15 Jahren den sogenannten Grundschein abgelegt hat. Im Hintergrund ist das Einsatzfahrzeug der Wasserwacht zu sehen. Foto: Heike Beudert


Das Schwimmen hat Hans Thunig (Oerlenbach) als Bub noch in der aufgestauten Kissinger Saale gelernt. Im Flussschwimmbad begann auch die Geschichte der Bad Kissinger Wasserwacht vor 70 Jahren. Dort hatte die junge Wasserwachts-Ortsgruppe die Badeaufsicht. Hier kreuzten sich die Wege des Schulbuben Hans Thunig und der Wasserwacht das erste Mal. Seit 57 Jahren ist Hans Thunig mittlerweile selbst aktives Mitglied der Wasserwacht und seit 24 Jahren auch stellvertretender Vorsitzender.

Seinen Grundschein hat Hans Thunig mit gerade 15 Jahren dann im Bad Kissinger Terrassenschwimmbad abgelegt. Das war 1959. Unter der Regie von Hans Baudrexl hatte die Wasserwacht noch im Flussschwimmbad damit begonnen, die Schwimmerjugend auszubilden. Hans Thunig war einer dieser Jungen, die sich damals ausbilden ließen.

Die Leidenschaft fürs Wasser hat Thunig seitdem nicht mehr losgelassen.Wenn die Ortsgruppe der Wasserwacht in diesem Jahr ihr 70-jähriges Bestehen feiert, hat Hans Thunig einen großen Teil dieser Zeit aktiv mit begleitet. "Die Wasserwacht hat mein Leben geprägt", erklärt Hans Thunig. Gerne erinnert er sich beispielsweise an seine Anfangsjahre bei der Wasserwacht, als man zusammen mit der amerikanischen Lifeguard im Terrassenschwimmbad Badeaufsicht hatte.


Schwimmkurse kommen an

Mit der Eröffnung des Bad Kissinger Hallenbades 1964 bot sich die Möglichkeit, eine ganzjährige Ausbildungstätigkeit aufzubauen. Sehr zugenommen hat in den letzten Jahren die Nachfrage nach den Schwimmkursen, weiß Hans Thunig. "Die sind unheimlich frequentiert", erklärt er. Auch die Frequenz der Trainingszeiten der Ortsgruppe ist gut. So kann es vorkommen, dass Rettungsschwimmer ihre Trainingsbahnen ziehen, während unter ihnen die Taucher üben.


Anfänge der Tauchergruppe

1955 erwarb Addi Ströhlein den ersten Tauchschein, was zur Folge hatte, dass auch entsprechende Tauchutensilien benötigt wurden. Ganz am Anfang, erinnert sich Hans Thunig, der selbst der Tauchergruppe der Wasserwacht seit Jahrzehnten angehört, gab es für die Taucher noch keine Anzüge. Da sei man in Badehose ins Wasser gegangen. Später wurden die ersten Neoprenanzüge angeschafft. Heute sei die Ausstattung der Wasserwacht sehr gut, freut sich Thunig.

Die Tauchgruppe wird aufgrund vieler erfolgreicher Einsätze immer wieder und von verschiedensten Stellen, wie Polizei, zu Vermisstensuchen, Leichen- und Sachbergungen zu Hilfe gerufen. Es stehen Pressluftflaschen mit Atemregler und moderne Neopren-Kälteschutzanzüge zur Verfügung.

Hans Thunig selbst geht mit Rücksicht auf seine Gesundheit nicht mehr unter Wasser. Als erfahrener Leinenführer begleitet und lenkt er aber die Einsätze seiner Kollegen vom Uferrand mit. Es waren und sind oft schwere Einsätze, zu denen die Wasserwacht gerufen wird.

Eine gescheiterte Rettungsmaßnahme mit tödlichem Ausgang bei einem Hochwasser im Rosengarten im Dezember 1965 war Anlass dafür, über die Anschaffung eines Motorrettungsbootes nachzudenken.Ende 1969 bekam die Ortsgruppe ihr erstes Boot mit Außenbordmotor. Seit 1997 besitzt die Ortsgruppe ein Motorrettungsboot aus Aluminium mit einem 90 PS Jetantrieb, ein Schlauchboot mit acht PS Außenbordmotor sowie ein weiteres ohne Motor.


Schwere und angenehme Einsätze

Die technische Ausstattung erleichtert die Einsätze. Doch selbst mit bester Ausstattung kann die Wasserwacht manchmal kein Leben mehr retten. Besonders schlimm war für Hans Thunig ein Taucheinsatz in der Rhön vor vielen Jahren. Dort waren eine Mutter und ihr Kind im Basaltsee ertrunken. Hans Thunig hat diesen Einsatz an einem 1. Advent nie vergessen. "Das war schlimm", sagt er.


Nach Eheringen getaucht

Doch es gab und gibt natürlich Einsätze, denen kein tragisches Unglück vorausgegangen ist. Geholfen hat die Gruppe dem Bund Naturschutz, der der Frage auf den Grund gehen wollte, weshalb es im Basaltsee am Farnsberg immer weniger Laich von Fröschen gibt. Die Taucher der Wasserwacht bestätigen die Vermutung: Hechte im See vertilgen die Brut.

Zweimal schon war Hans Thunig mit der Tauchergruppe im Einsatz, um nach Eheringen zu suchen, die beim Schwäne- oder Entenfüttern vom Finger rutschten und im Wasser landeten. In einem Fall wurden die Helfer sogar fündig: Der Ehring lag auf einem Seerosenblatt.


Moderne Alarmierung

Früher wurden die Retter im Ernstfall im Rotationsverfahren telefonisch alarmiert. Heute stehen Funkmeldeempfänger sowie Digitalfunk zur Verfügung. Eine SEG (Schnelle Einsatzgruppe) wurde aufgebaut, die 365 Tage im Jahr freiwillig und ehrenamtlich zur Verfügung steht.


Freundschaften geschlossen.

Hans Thunig ist in all den Jahrzehnten immer gerne bei der Wasserwacht gewesen. "Wir waren eine richtige Clique". Man habe Freundschaften fürs Leben geschlossen und auch Ehen sind dadurch entstanden, erzählt er. Langsam jedoch denkt er daran, kürzer zu treten. Es sei an der Zeit, die Aufgaben in jüngere Hände zu geben, meint Hans Thunig.




Zur Info:
Mitglieder 246 Mitglieder. davon 43 im Sanitätsdienst, 15 sind Wasserretter, 10 Personen Einsatzleiter im Wasserrettungsdienst, sieben Motorbootführer, drei Rettungstaucher sowie neun eigene Ausbilder.

Vorstand Die Vorstandschaft besteht aus dem 1. Vorsitzenden, seit 1993 Stefan Kuhn, seinem Stellvertreter Hans Thunig, dem Technischen Leiter Alexander Knaab mit Stellvertreter Bernhard Bohatsch, Kassiererin Barbara Hartmann, Jugendleiter Mathias Gabel, mit Stellvertreter Herbert Kolb, Schriftführer Peter Greubel und den Beisitzern Daniel Nicolai, Karl-Heinz Welter.

Gründungsväter Für den Auf- und Ausbau des Wasserrettungsdienstes in Bad Kissingen hat sich Gerhard Fuhrmann aus Münnerstadt große Verdienste erworben. Am 14. Juni 1946 wurde Peter von Sykowski als Leiter der Ortsabteilung Bad Kissingen durch den Wasserwacht Bezirk Mainfranken eingesetzt. Karl Ruppert wurde 1948 zum Vorsitzenden der Abteilung gewählt.