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Ein Kulturträger verlässt die Bühne


Autor: Peter Klopf

Bad Kissingen, Dienstag, 24. April 2018

Der Männerchor des Gesangvereins Edelweiß Winkels stand zum letzten Mal mit einem emotionalen Abschiedskonzert auf der Bühne.
Der Gesangverein Edelweiß Winkels verlässt die "Bretter, die die Welt bedeuten". Für einen letzten Gruß wurde er durch Sänger der Bad Kissinger Kantorei verstärkt.  Peter Klopf


Da können einem schon Tränen in die Augen kommen, wenn ein herausragender Kulturträger die Bühne für immer verlässt.Wenn bei einem herausragenden Gesangverein die Stimmen zum letzten Mal erklingen, hinterlässt das eine Lücke, die schwer zu schließen ist. Für den Männergesangverein Edelweiß Winkels ist es eine Zäsur in der Vereinsgeschichte. Der Verein feiert sein 120-jähriges Bestehen und tritt gleichzeitig von der Bühne ab.


Keine neuen Sänger gefunden

"Die Sänger werden immer älter und ihre Reihen gelichtet. Früher waren wir im Schnitt immer 30 Kehlen, Mittlerweile sind wir nur noch 14 aktive Sänger. Es liefen zwar einige Werbeaktionen, doch das Ergebnis war immer fruchtlos", erläuterte Vereinsvorsitzender Mathias Krebs. Es bestehe einfach kein Interesse mehr, in einem Männerchor zu singen. Mit einem emotional ansprechenden Abschiedskonzert in der Bad Kissinger Wandelhalle zogen die Sänger, verstärkt durch Sänger der Bad Kissinger Kantorei, unter der musikalischen Leitung von Ernst Hartl, nochmals alle Register ihres Könnens.
Mal a cappella, mal mit Klavierbegleitung von Richard Scherer interpretierten 23 stimmgewaltige Männer Konzertliteratur des Genres Männerchor. Von Oper, über Schlager, Operette bis hin zu bekannten Volksliedern reichte die Konzertliteratur, die überwiegend herzergreifende Liebeslieder waren.

Edgar Kast führte charmant und kompetent durch das Programm. Der Vereinsvorsitzende Mathias Krebs sagte: "Der Winkelser Männerchor bereicherte mit seinem mitreißenden Gesang, auf zahlreichen Liederabenden und Konzerten, mit seinen beiden, prägenden Chorleitern Alfred Wirsing und Ernst Hartl über fast sieben Jahrzehnte die Region um den Landkreis Bad Kissingen." Der Männergesangverein Edelweiß Winkels sei ein Chor, der das Liedgut und die Chorwerke, von rund 450 Werken alter und neuer Meister gepflegt habe. Das Repertoire und besonders die stimmliche Qualität des Chores haben ihn weit über die Grenzen des Landkreises bekannt gemacht.
Der stellvertretende Landrat, Emil Müller, bezeichnete den Chor als herausragenden Kulturträger unserer Region. "Vereine waren früher ein Stück Identität für die Dorfgemeinschaft. Leider hat sich die Gesellschaft in einer medialen Welt radikal geändert", so Müller.
Paul Kolb der Vizepräsident des Fränkischen Sängerbundes sagte: "Es berührt mich, dass der Gesangverein Edelweiß seinen Abschied von der aktiven Laufbahn nimmt. Schauen Sie aber positiv in die Zukunft. Rühren Sie weiter die Werbetrommel, vielleicht finden Sie wieder neue Sänger."


Ehrungen

Das emotionale Konzert wurde durch Ehrungen abgerundet. Mit der Urkunde des deutschen Chorverbandes wurden ausgezeichnet: Andreas Geis und Werner Slani für 40 Jahre aktives Singen. Der Sänger Ernst Stierstorfer nahm eine außergewöhnliche Ehrung entgegen. Seine Stimme war seit 60 Jahre im Chor zu hören.
Vereinsintern wurden langjährige passive Mitglieder ausgezeichnet: Richard Scherer (30 Jahre), Hubert Krettek, Willi Steigmeier, Michael Renninger, Robert Schmitt (40 Jahre). Den Verein hielten 50 Jahre die Treue: Heinz Tews, Albert Seufert, Georg Bonfigt und Kurt Wiesler.


Zum Abschied

Der Gesangvereinsvorsitzende, Mathias Krebs, sagte zum Abschied: "Der Männergesangverein Edelweiß Winkels tritt heute stolz, nach 120 Jahren, von der Bühne ab. Mit diesem Jubiläumskonzert endet ein Stück Kulturgeschichte in unserem Stadtteil. Ob ein Gesangverein in ähnlicher Form wieder erweckt werden kann, hängt nicht mehr an den Männern, die sich hier verdient gemacht haben."
Außerdem sagte er: "Es ist uns wichtig zu erwähnen, dass unser Verein es sich zur Aufgabe gestellt hat, für die kommenden 12 Jahre eine gesangliche Vereinsbildung mit zu unterstützen."
Eine besondere Würdigung erfuhr Chorleiter Ernst Hartl, ein Bericht dazu folgt.