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Ein Konzert mit vielen Facetten


Autor: Björn Hein

Münnerstadt, Dienstag, 02. April 2013

Den meisten Musikliebhabern dürfte Valentin Rathgeber durch sein "Ohrenvergnügendes und Gemüth ergözendes Tafelconfect" bekannt sein. Oftmals wird in den Konzerten leider nur vom Tafelkonfekt genascht, während die Hauptspeise - die kirchliche Musikliteratur aus seiner Feder - oft beiseitegelassen wird.
Die Sängerin und die Musiker während des KonzertesFotos: Björn Hein



Aus diesem Grund war das Konzert unter dem Motto "Alleweil ein wenig lustig", das in der Alten Aula in Münnerstadt gegeben wurde, etwas ganz Besonderes. Den Besuchern wurde nicht nur das Konfekt, sondern auch die Hauptspeise gereicht, so dass es ein rundum gelungenes musikalisches Mahl wurde.Doch nicht nur Musik wurde auf sehr hohem Niveau geboten: Auch über das Leben Rathgebers wurde in den Zwischenpassagen immer wieder erzählt.

Diesen Part hatte Christel Keß übernommen, die selbst aus Oberelsbach, dem Geburtsort Rathgebers stammt. Mit dem Lied "Vom April-gehen" entführten Susanne Handwerker (Sopran) und Berthold Gaß am Klavier die Zuhörer in den bevorstehenden Frühling.

Sinn für Ironie

Dass Rathgeber Sinn für feine Ironie hat und durchaus auch die Unsitten seiner Umgebung zu geißeln verstand, zeigte das Quodlibeticum "Der große Prahler". Mit viel Spott wusste er die Untugenden solcher Zeitgenossen, deren Typus leider die Zeiten überlebt hat, zu verspotten.

Ein "gefährliches Lied" stand dann mit dem "Von Erschaffung Adam und Eva" auf dem Programm. Seinerzeit war das Stück zensiert worden. Den Zuhörern in der Alten Aula führte es aber vor Augen, dass Rathgeber ein nicht zu strenger Kirchenmann gewesen ist, sondern bei ihm immer wieder der Sinn für Humor durchblitzt.
Nach der Pause stand unter anderem das Concerto 7 aus dem Opus IV auf dem Programm. Berthold Gaß (Klavier), Carola Kroczek und Reinhard Wilimsky (Violine) sowie Erik Wiesner (Cello) gaben dieses interessante Stück Rathgebers zum Besten. Weitere Weisen folgten. Und als Sängerin Susanne Handwerker - natürlich nur gespielt - sich zu singen weigerte, musste das Publikum einspringen und selbst dafür sorgen, dass es mit dem "Alleweil ein wenig lustig" weiterging. Die Zuhörer zeigten sich als erstaunlich textsicher. Doch was Berthold Gaß sich da für das Publikum hatte einfallen lassen, zeigte auch eines sehr deutlich: Eingängig sind die Singstücke Rathgebers auf jeden Fall.

Langer Applaus

Nach dem Konzert ging mehr als einer noch die Weisen Rathgebers summend aus dem Saal hinaus. Natürlich nicht, bevor man sehr großen Applaus gespendet hatte und dafür von Musikerseite aus mit einer Zugabe belohnt worden war.

Das Konzert war äußerst gelungen. Die Musiker, allesamt Laien, faszinierten das Publikum mit ihrem begeisterten Spiel. Besonders muss die Leistung von Susanne Handwerker als Sopranistin hervorgehoben werden.