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Ein himmlisches Vergnügen


Autor: Peter Klopf

Bad Kissingen, Montag, 08. Sept. 2014

Der "Ebracher Musiksommer" begeisterte im Regentenbau mit einer musikalischen Wiederentdeckung, der Großen Messe des Romantikers Johann von Herbeck. Philharmonie Festiva und Philharmonischer Chor München brillierten.
Einfach einzigartig, wie der Philharmonische Chor München und die Philharmonie Festiva unter der musikalischen Leitung von Gerd Schaller die "Große Messe e-Moll" von Johann von Herbeck aufführten.  Foto: Peter Klopf


Bad Kissingen — Seit Jahren ist das Musikfestival "Ebracher Musiksommer" nicht nur im Ebracher Kaisersaal und in der Bamberger Konzerthalle, sondern auch im Großen Saal des Bad Kissinger Regentenbaues zu Gast. Zweifelsohne zählt der "Ebracher Musiksommer" zu den musikalischen Attraktionen Frankens und darüber hinaus. So waren auch dieses Mal über 1000 Zuhörer aus der Region zwischen Bamberg, Erlangen, Kitzingen und Würzburg angereist, um die Philharmonie

Festiva, unter der musikalischen Leitung von Gerd Schaller, zu hören.

Barockspezialisten

Die Philharmonie Festiva ist ein Symphonieorchester, das 2008 vom Dirigenten Gerd Schaller ins Leben gerufen wurde. Die Kernbesetzung bilden die Musiker der Münchner Bachsolisten, eines Solistenensembles, welches auf eine lange Tradition, insbesondere im Bereich des barocken Repertoires, zurückblicken kann. Wer das Orchester einmal gehört hat, ist begeistert von dem Orchester und seiner Musik.

Schon der Auftakt ein Glanzpunkt

So war es auch jetzt beim Konzert im Großen Saal. War schon Wolfgang Amadeus Mozarts Ouvertüre zu "Die Hochzeit des Figaro" ein Glanzpunkt, so fügte Olga Pogorelowa (Violine) mit Mozarts "Violinkonzert A-Dur" KV 219 einen weiteren Höhepunkt hinzu. Mit feinfühliger Interpretation, zartem Geigenstrich im piano und kraftvoll im fortissimo begeisterte sie auf Anhieb durch ihre elegante Auslegung des Werkes.
Wer geglaubt hatte, dass dieses Glanzstück nicht mehr zu toppen sei, der wurde nach der Pause eines Besseren belehrt. Mit dem Philharmonischen Chor München und seinen 72 Sängern betrat einer der führenden Konzertchöre Deutschlands und Partnerchor der Münchner Philharmoniker die Bühne. Gemeinsam mit der Philharmonie Festiva intonierte er die Wiederentdeckung einer romantischen Messe des 19. Jahrhunderts, nämlich die "Große Messe e-Moll" für Chor, Orgel und Orchester von Johann von Herbeck (1831-1877).

Festliche Komposition

Gleich zu Anfang wird der festliche Charakter der Komposition offenkundig. Plagale Wendungen prägen das archaisch anmutende Kyrie. Das Christe kontrastiert in einem bewegteren Zeitmaß. Das Gloria hebt in strahlendem C-Dur an, Chor und Orchester beginnen ein klangvolles Wechselspiel im Sinne einer Mehrchörigkeit.
Nach dem Anfangsjubel und der kontemplativen Ausdeutung des "Agnus Dei, qui tollis peccata mundi" beschließt eine kontrapunktisch fein ausgearbeitete Fuge das Gloria. Das kraftvolle Credo startet mit einem charakteristischen Glaubensmotiv, das als Motto immer wiederkehrt.
Die Chorstimmen werfen sich die verschiedenen Glaubensinhalte gegenseitig zu. Einen besonderen Höhepunkt bedeutet das im Chor mehrfach geteilte "Et incarnatus est". Geburt, Leiden und Sterben werden innig und konzentriert dargestellt. Die Auferstehung wird plötzlich und unvermittelt geschildert, in festlichem Glanz erscheint die Wiederkunft.
Die einzelnen Textpassagen werden immer wieder gemäß ihrer Spezifität behandelt und entsprechend detailliert herausgestellt. Mit mehrmaligen Credo-Rufen am Ende dieses Messteiles wird der Bogen zum Beginn geschlagen.
Die konzentrierte und festliche Kompositionsweise Herbecks zeigt sich auch im meditativ gehaltenen Sanctus, das mit einem "Andante religioso" beginnt. Für das Benedictus ist traditionsgemäß während der Messe mehr Zeit vorgesehen. So schafft Herbeck im Sinne einer mehrchörigen Gegenüberstellung von Damen- und Herrenchor eine längere und erneut feinsinnige Betrachtung.
Das abschließende Agnus Dei besitzt einen Apassionata-Charakter. Durch das Hinzutreten einzelner Chorstimmen türmt sich ein Klanggebäude auf. Schließlich klingt die Messe mit der Bitte nach Frieden sanft aus.
Andreas Herrmann hatte die Messe mit dem Chor einstudiert, die Orgel spielte Wieland Hofmann. Mit einer einzigartigen Interpretation erzeugte der Chor stimmungsvolle Klangwelten die beeindruckten und bezauberten. Mit unbeschreiblicher Brillanz fügten Chor und Orchester dem Konzert einen alles überragenden Glanzpunkt hinzu.

Begeisterter Applaus

Mit Bravorufen und lang anhaltendem begeisterndem Applaus dankten die Zuhörer für den einzigartigen Konzertgenuss. Das Konzert wurde vom Bayerischen Rundfunk aufgezeichnet und wird demnächst in BR Klassik zu hören sein.