Druckartikel: Ein Blick in den früheren Diebacher Dorfladen

Ein Blick in den früheren Diebacher Dorfladen


Autor: Arkadius Guzy

Diebach, Mittwoch, 02. Januar 2013

Das Trips-Kaufhaus ist schon seit Jahren zu. Bei der Gestaltung des Ortskerns spielt das Gebäude eine wichtige Rolle. Darin ist ein Stück des früheren Dorfalltags konserviert.
Der Eingang mit Schaufenster. Fotos: Arkadius Guzy


Der Trips-Laden verkaufte früher, alles was im Ort gebraucht wurde. "Wir hatten Lebensmittel, Kindernahrung, aber auch Bauschrauben, Gips und Spritzmittel für die Winzer", sagt Ingeborg Pfriem. Ihrem Großvater Karl Trips und ihrem Vater Linus Trips gehörte einst das Geschäft. Von dem umfangreichen Sortiment ist heute so gut wie nichts mehr übrig geblieben. Nur die Einrichtung hat die Jahre überdauert.

Die Regalbretter tragen keine Waren mehr, aber noch immer den poppigen Charme der 60er und 70er Jahre: geschwungene Linien und Zierleisten in Rot, Schwarz, Blau und Gelb. Im leeren Regal thront eine elektrische Mühle mit zwei getrennten Mahlwerken. "Mit der Maschine wurden Schlachtgewürze und Kaffee gemahlen", erklärt Ingeborg Pfriem.

Die 76-Jährige zieht die Schublade unter einem der Einfülltrichter heraus. "Der Behälter riecht noch danach." Im Raum nebenan, der früher als Lager genutzt wurde, sind dann doch noch Reste des Warenbestands zu entdecken: Pappschachteln mit Schrauben. Und ein aufgerissener Karton speit Unterlegscheiben aus Metall in einen Schrank.


Abriss oder Sanierung?

Der Trips-Laden ist seit mehr als 30 Jahren geschlossen. Er hat sich nicht mehr rentiert, wie Ingeborg Pfriem erklärt. Der Lieferant hätte die Preise erhöhen müssen und dann habe es in Hammelburg die Märkte gegeben. Das Gebäude mit dem Ladengeschäft wurde Anfang der 90er Jahre an einen Interessenten aus Ostdeutschland verkauft. Zu dem Zeitpunkt hat Ingeborg Pfriem schon lange nicht mehr in dem Elternhaus gewohnt. Seit 2012 gehört der frühere Trips-Laden der Stadt. Sie hat das Gebäude laut Stadtbaumeister Detlef Mohr für etwa 12.000 Euro erworben, mit "einem deutlichen Zuschuss des Staatlichen Bauamts".

Die Diebacher und die Stadt stehen nun vor der Frage: Abriss oder Sanierung? Ingeborg Pfriem hat keinen besonderen Wunsch, was mit dem Gebäude geschehen soll. Sie betrachtet es ohne Wehmut. Viel wichtiger ist wohl, dass sich überhaupt etwas tut. Ingeborg Pfriem sagt: "Die Leute fragen immer mal wieder, ob mit dem Gebäude endlich was passiert."

Aus welchem Jahr das Trips-Haus stammt, lässt sich ohne tiefere Nachforschungen nicht exakt feststellen. Jedoch ist ein Balken der Treppe mit 1835 datiert. In vielen Räumen hat sich der Fußboden gesenkt, die Wände haben Risse oder Löcher und die Türzargen sind verzogen. Noch schlimmer sieht der Zustand des benachbarten alten Schulhauses aus. Im Erdgeschoss des 1710 errichtete Gebäudes lagerten einst Waren für den Trips-Laden. Dort standen zum Beispiel Fahrräder, wie sich Ingeborg Pfriem erinnert.