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Ein Blick auf die Baumbestände in Wittingshausen


Autor: Stefan Geiger

Oerlenbach, Sonntag, 29. Juni 2014

Rund um die Waldkörperschaft Wittighausen gingen 20 Interessierte mit Ernst Hofmann und Bürgermeister Franz Kuhn. 65 Mitglieder besitzen Anteile an der Zone.
Beim Grenzgang um die Waldkörperschaft Wittighausen erklärten Bürgermeister Franz Kuhn (3.v. links) und 1. Vorsitzender Ernst Hofmann (2.v.r) den Teilnehmern Fragen zu Baumbestand, Forstbetrieb und Grenzverlauf. Foto: Stefan Geiger


Bergauf und bergab, über Stock und Stein führte der Grenzgang um die Waldkörperschaft Wittighausen. Ernst Hofmann als Vorsitzender und Bürgermeister Franz Kuhn, der in der Vereinigung als Kassier und Schriftführer fungiert, leiteten den beschwerlichen Weg und machten unterwegs auf die aktuelle Bewirtschaftung des Forstgebietes aufmerksam.

In regelmäßigen Abständen, zuletzt 2002 und 2008, bieten die Verantwortlichen ihren Mitgliedern und interessierten Bürgern diese Aktion an. Diesmal nahmen 20 Personen, unter ihnen Altbürgermeister Siegfried Erhard, teil. "Unsere Waldfläche umfasst 72 Hektar bzw. 45 Gerten als alte Maßeinheit. Anteile an der geschlossenen Zone besitzen 65 Mitglieder", informierte Ernst Hofmann zu Beginn und übergab jedem Teilnehmer eine Karte, mit der die Route um die drei Plannummern genau verfolgt werden konnte. "Unsere besten Bestände finden sich in der Abteilung Holzecke, mittelmäßige im Baderschlag und minderwertige im Steinbruch", fügte er an.
Die ausgegebene Karte gemäß dem 2012 neu erstellten Fortwirtschaftsplan verdeutlichte Art und Alter der einzelnen Bestände und welche Maßnahmen in den nächsten Jahren anstehen. Dazu zählen - wie unterwegs erklärt - Neuanpflanzungen, Naturverjüngung und Alt- und Jungdurchforstung sowie Überführung von einzelnen Nadelzonen in Mischwald. "Alle Maßnahmen sprechen wir mit unserem Förster Maik Despang ab. Einen Teil der Arbeiten wie Holzernte erledigen wir selbst, andere Vorhaben wie Neuanpflanzungen geben wir an Fachfirmen weiter", sagte Hofmann.

An der Ostgrenze bot sich ein Blick in Richtung Birkensee, wo einst das Dorf Wittighausen lag und heute im Flur- und Waldnamen fortlebt. Die Bezeichnung Wittighausen taucht urkundlich um 1150 erstmals in Besitzungen des Klosters Aura als "Wittinginhusen" auf. Weitere Zeugnisse finden sich in der Ebenhäuser Chronik, die Harald Schubert zum Jubiläumsjahr 1988 erstellte. Wann genau und vor allem warum sich das Dorf auflöste, ist unbekannt. Aus dem Salbuch 1 des Amtes Ebenhausen aus dem Jahr 1474 zitiert Schubert: "Altenfelden, Wittigshausen und Wackerhausen sind wuste."

Die Waldkörperschaft Wittighausen wird heute von Oerlenbach aus verwaltet, liegt aber auf Ebenhäuser Gemarkung. Wie es dazu kam, erklärte Dr. Andreas Werner in seiner Chronik über Oerlenbach: "Die Markung Wittighausen wurde Mitte des 17. Jahrhunderts in die von Ebenhausen eingegliedert. Im Salbuch vom Jahre 1553 findet sich folgende Entschließung des Würzburger Fürstbischofs: Für ihre treuen Dienste, welche uns die Gemeinde Ebenhausen geleistet, schenken wir derselben die Markung Wittighausen, da, wo vor undenklichen Zeiten ein Dorf gestanden haben soll, mit allen Rechten und Lasten."

"Die Körperschaft Wittighausen leitet seit vielen Jahren Ernst Hofmann, dem Reimund Reichert (Ebenhausen) und Edmund Steinmetz (Oberwerrn) als Stellvertreter zur Seite stehen. Von den Mitgliedern kommt heute etwa die Hälfte aus Oerlenbach sowie je ein Viertel aus Ebenhausen und Oberwerrn", erläuterte Bürgermeister Franz Kuhn. Protokollaufzeichnungen reichten bis 1887 zurück. Vererbungen und Verkauf führten immer wieder zu Besitzänderungen bzw. Aufteilungen.

Im "Steinbruch" schilderte Bürgermeister Franz Kuhn eine besondere Situation: "Hier baute Anfang der 60er Jahre die Firma Popp aus Poppenhausen Steine für den Bau der Autobahn A 7 ab. Es bestand ein Vertrag, dass das Unternehmen je Kubikmeter eine Entschädigung erstattet. Das Geschäft bröckelte im Laufe der Jahre ab, die wirtschaftlichen Probleme häuften sich. Zurück blieben Gruben bzw. Aufschüttungen. Die Natur eroberte die Industriebrache zurück. Aktuell wird diskutiert, die Zone als Biotop zu kartieren." Dem dreistündigen Rundgang schloss sich eine Brotzeit an, um sich vor allem Fragen zur Waldbewirtschaftung zu widmen.