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Ein bisschen Bonanza im Bad Bockleter Kurpark


Autor: Werner Vogel

Bad Bocklet, Montag, 11. August 2014

Amerikanischer "Volkstanz" vor dem Brunnenbau in Bad Bocklet: Die örtlicher Squaredancer hören schon 15 Jahre auf ihren "Caller" und erfreuen sich am gemeinsamen Spaß und der Freundschaft untereinander.
Die Squaredancer eroberten am Wochenende die Bad Bockleter Brunnenhalle. Fotos: Werner Vogel


Die Petticoats blitzen, die ausgestellten Röckchen wippen, in bunten Blusen, gerüscht und mit allerlei Zierrat geschmückt, ziehen die Ladies (Damen) ein. Die Gents (Männer) hingegen haben die Westernhemden mit Schmuckecken veredelt, am Hals pendelt eine Schnurkrawatte mit Metallbrosche. Der eine oder andere trägt einen Cowboyhut, lässig in den Nacken gerückt.
Nein, wir sind hier nicht in Texas, wir sind im Kurpark in Bocklet. Da hörte man am Wochenende mal andere Töne als die vom Kurorchester. Das Banjo klingt, der "Caller" ruft Kommandos und die Paare drehen sich zur Countrymusik im Kreis. Es kommt sofort Stimmung auf, alles dreht sich um den Squaredance. Ein fröhliches Völkchen hat sich da am Sonntagnachmittag zur besten Promenier-Zeit im Kurpark Bad Bocklet eingefunden. Mit drei Tanzkreisen wird die sonst eher beschauliche Promenade und die Brunnenhalle zum quirligen Tanzplatz. Die bereitstehenden Stühle sind schnell besetzt. Dutzende Kurgäste lassen sich das bunte Spektakel nicht entgehen.

Jeder kann überall mittanzen

Bernd Heinrich, "President" (die amerikanische Schreibweise gehört dazu) der Saaletal Dancers erklärt, was da "abgeht": "Europäische Einwanderer haben ihre verschiedenen Volkstänze in den Westen der USA gebracht, vermischt und daraus ist der Square Dance entstanden." Um gemeinsam tanzen zu können, bekamen einzelne Figuren Namen. Auswendig gelernte Tänze wie bei uns gibt es nicht. Der "Caller", der Ausrufer, reiht die Figuren während des Tanzes nach Belieben aneinander, so gleicht kein Tanz dem anderen. Die Figuren und ihre Ausführung sind für den Squaredance weltweit "genormt", so kann jeder Tänzer, wo immer er sich auf diesem Globus bewegt, beim Square-Tanzen mitmachen.

Geselligkeit und Freundschaft

Damit man sich ansprechen kann, trägt jeder ein Namensschild (Badges), quasi als Klubausweis. Die Geselligkeit und Freundschaft zwischen jung und alt werden großgeschrieben. Wettbewerbe sind den Squaredancern im Übrigen fremd. "Der Spaß in der Gruppe macht den Reiz aus", erklärt der Vorsitzende. Danny Turnbow ist der Bad Bockletter Caller erklärt seine Aufgabe so: "Ohne Ansage geht gar nichts. Es gibt 68 Grundfiguren, die im Rhythmus der Musik variiert werden. Für die Tänzer heißt das aufpassen und die Kommandos schnell umsetzen".
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Es macht riesigen Spaß"

Wolfgang Röder (Rannungen) kann ein Lied davon singen. Seine Frau Rosi hat ihn zum Squaredance gebracht: "Ein Jahr hab‘ ich geübt, die Figuren müssen von jedem Anfänger erlernt werden. Du musst höllisch aufpassen, die Kommandos kommen im breiten Amerikanisch, Turnbow spricht kein Oxford Englisch", lacht er. "Ich bin jede Woche nach Bocklet gefahren, damit ich die Prüfung bestehe, aber jetzt hab ich's geschafft. Und was soll ich sagen: Es macht riesigen Spaß".

Wildwestkultur in der Vorrhön

President Bernd Heinrich erzählt von der Geschichte des Clubs. Am 17. September 1998 versuchte Danny Turnbow, ein wenig Wildwest Kultur in die Vorrhön zu bringen und veranstaltete mit 16 Teilnehmern in der Schulturnhalle in Bad Bocklet den ersten Squaredance-Kurs. "Seitdem treffen wir uns jeden Donnerstag zum Clubabend und haben viel Spaß beim gemeinsamen Tanz mit anschließendem Plaudern."
Eingefleischte Squaredancer gehen fast jedes Wochenende zu Tanztreffs, die fast jeder Club einmal im Jahr veranstaltet. Stolz zeigt Heinrich ein Minibüchlein: "Auch wir haben immer ein Heftchen dabei, bei dem jeder Tanzabend vom jeweiligen Club bestätigt wird." Viele Freundschaften seien so entstanden. Auch in Bad Bocklet sind am Wochenende 50 Gäste aus 14 verschiedenen Clubs aus Franken und Hessen gekommen. "Auch über die vielen Besucher im Kurpark freuen wir uns", sagt "the President", und wird von einer hübschen Dame im Petticoat aufgefordert, sie durch die nächste Tanzrunde zu führen. "Da kann ich doch nicht nein sagen," sagt ein sichtlich zufriedener Vorsitzender.