Ein Amtsgebäude wird zum Zentrum
Autor: Stefan Geiger
Oerlenbach, Freitag, 03. Mai 2013
Das Rathaus in Oerlenbach ist offiziell eingeweiht. Ein behutsamer Umgang mit der Bausubstanz war laut Architekt Johannes Hahn nötig.
"Rathäuser ziehen mich immer an", sagte Bürgermeister Siegfried Erhard (CSU), "vor allem wenn sie in zentraler Lage wunderbare Architektur, würdige Atmosphäre und beeindruckende Räumlichkeiten besitzen." Rathäuser verdeutlichten das Ansehen der Städte und Gemeinden und deren Bürger. In Oerlenbach aber habe dies lange nicht zugetroffen.
Inzwischen seien die Altbauten abgerissen worden.
"In den 60er war der Gemeinderat um Bürgermeister Wilhelm Kuhn mutig, ein völlig neues Dorfzentrum mit Rathaus zu schaffen", erinnerte sich Erhard, "nicht nur ein Zweckbau, sondern modern und architektonisch gelungen mit Rathaustürmchen und kleinem Balkon an der Nordseite als zusätzlichen Pfiff." Bei der Planung hätte niemand geahnt, dass der Bau nach der Gebietsreform bald Zentrum der Gemeinde mit vier Ortsteilen werden würde. Der "Amtsschimmel", der vor dem Rathaus wiehere, zeuge nicht von Behördenmuff, sondern beweise Humor.
Mit neuen Aufgaben und vergrößertem Mitarbeiterstab sei bald Enge eingetreten. Zunächst kamen die einstigen Lehrerwohnungen zur Verwaltung. Teile des Archivs fanden in Eltingshausen und Rottershausen Platz. "Die Aufnahme in das Konjunkturpaket II mit energetischer Sanierung beflügelte die Raumdiskussion", sagte Erhard. "Nach reiflicher Überlegung entschieden wir uns für die komplette Maßnahme mit Um- und Anbau, und das bei laufendem Geschäftsbetrieb mit zeitweise unzumutbaren Arbeitsbedingungen bei Lärm, Staub, ständigem Umräumen und Ausfällen von Heizung und Computeranlage." Heute besitze der Bau den Charme eines offenen, transparenten und gläsernen Rathauses.
"Das Rathaus ist mehr als politischer Mittelpunkt. Es ist Mitte eines modernen Zentrums aus Kirche, Schule, Seniorenheim, Kindergarten, Feuerwehrhaus und Bank", resümierte Erhard. Der Bürger sei nicht Bittsteller, sondern Kunde, die Mitarbeiter seien Dienstleister. "Bei alten, anderen Rathäusern werde ich nicht neidisch; denn nicht nur alt und gediegen ist schön, sondern auch neu."
Filigrane Struktur erhalten
Und Architekt Johannes Hahn ergänzte: "Das Rathaus in Oerlenbach ist ein ganz besonderes Gebäude." Die einzigartige Gestaltung habe einen behutsamen Umgang gefordert. Der Anbau sei mit Zwischengelenken an das bestehende Haus bei gleicher Dachneigung angefügt und besitze ein durchgehendes Lichtband und rahmenlose Eckver glasung. Bei der energetischen Sanierung blieb die filigrane Struktur erhalten. "In die Sanierung haben wir alle Räume einbezogen", erläuterte Hahn, "im Obergeschoss haben wir den Sitzungssaal erweitert und Büroräume einschließlich zentraler EDV-Anlage hergerichtet. Massiv griffen wir im Erdgeschoss ein mit räumlicher Neugliederung, modernen Haustechnik, abgewogenem Farb- und Beleuchtungskonzept und hochwertiger Materialauswahl."
Das gelungene Konzept lobten Landrat Thomas Bold und der Landtagsabgeordnete Robert Kiesel (beide CSU). Mit Lied und Segensgebet rundeten die Pfarrer Balthasar Amberg und Philipp Klein den Festakt ab, ehe die Gäste bei einem Rundgang von dem gelungenen Werk überzeugen konnten. Auch die Kindergartenkinder waren bei der offiziellen Einweihung vertreten und präsentierten ein selbst getextetes Lied: "Hier im Rathaus tut man eine Menge: schreiben, lesen, diskutieren, drucken und auch telefonieren. Jeden Tag ein bisschen mehr. Die Leute kommen gern hierher."
Blick ins Rathaus
Termin Bei einem "Tag der offenen Tür" am 4. Mai, können die Bürger von 10 bis 15 Uhr alle Räume besichtigen sowie mit den Mitarbeitern ins Gespräch zu kommen.