Ehrungsmarathon beim Gesangverein 1883 Garitz
Autor: Thomas Ahnert
Garitz, Sonntag, 13. Oktober 2019
Vor 40 Jahren wurde in Garitz ein Frauenchor gegründet - obwohl damals viele Männer sehr skeptisch waren.
Der Gesangverein 1883 Garitz ist immer für eine Überraschung gut, und nicht nur im musikalischen, sondern auch im organisatorisch-geselligen Bereich, wie jetzt der Jubiläums- und Ehrenabend im Burkardus-Wohnpark zeigte. Der Grund zu feiern war die Gründung des Frauenchores vor 40 Jahren. Und die Gelegenheit nutzte der Vorstand natürlich, um langjährige und verdiente Mitglieder auszuzeichnen oder zu Ehrenmitgliedern zu ernennen.
Die Ankündigung von stellvertretender Vorsitzender Inge Reichert-Deurer löste ein gewisses Entsetzen aus: "Wir müssen uns ein bisschen beeilen, weil wir 91 Ehrungen haben." Das wäre bei knapp 300 Mitgliedern jedes dritte. Aber die Rechnung geht so nicht auf, denn es gab Ehrungen vom Verein, vom Fränkischen Sängerbund und vom Deutschen Chorverband, und da wurde so mancher mehrfach bedacht, musste mehrmals nach vorne kommen. Das Bild vom "ausgezeichneten Chor" bekam trotzdem eine doppelte Bedeutung. Die große Überraschung allerdings war das zügige Tempo ohne jede Hektik: Nach zwei Stunden war alles erledigt, konnte der so genannte gemütliche Teil beginnen, obwohl die drei Erwachsenenchöre des Vereins die Urkundenvergabe mit neun Liedern aufgelockert hatten.
Auch wenn der Chor inTakt mit zwei launigen Liedern ("Ich wollte nie erwachsen sein" und "Ein Jahr ist schnell vorüber") den Abend eröffnete, stand natürlich der Frauenchor im Fokus und Mittelpunkt. "Vor 40 Jahren machte sich in Garitz die Erkenntnis breit: Ein Frauenchor würde gut tun", sagte Vorsitzender Manfred Simon bei der Begrüßung. Der habe sich bis heute einen sehr guten Namen gemacht. Allerdings: Problemlos war die Gründung keineswegs: Kurt J. Einig, der damalige Chorleiter, musste heftig für seine Idee kämpfen, holte sich manche blutige Nase.
Warum das so war, erläuterte "Sangesbruder" und Pressewart Hermann Schober, der in den Chroniken geblättert hatte: In Garitz war der Liedgesang 100 Jahre lang reine Männersache gewesen. Dass auch Frauen, die eigentlich dazu da waren, zuhause auf ihre singenden Männer zu warten, gerne auch mal organisiert singen würden, lag völlig abseits der Vorstellungskraft vieler Sänger, die Freiraum- und Kontrollverlust befürchteten. "Brauchen wir überhaupt einen Frauenchor?" war damals die meistgestellte, wenn auch nicht sonderlich intelligente Frage. Die einfachste Antwort wäre gewesen: "Genauso dringend wie einen Männerchor." Aber Einig, der auch die Absicherung des Fortbestandes des Chores im Auge hatte, ging den mühsamen Weg der Überzeugung.
Und er hatte einen Mitstreiter. "Die Signale aus den Generalversammlungen zeigten zwar noch nicht eindeutig in Richtung Frauenchor. Aber im November 1978 trat Georg Riedmann als frisch gewählter Vorsitzender seinen Dienst an und trommelte seinen neuen Vorstand zusammen mit dem Ziel: Frauenchor!", berichtete Hermann Schober. Der Erfolg war sofort da: "Zölf Frauen waren es im Dezember beim ersten Treffen mit dem Chorleiter, 27 bei der ersten Probe im Januar, und bei m ersten Frauenchorauftritt im Oktober 1979 waren es 42.
Die erste Abteilungsleiterin Helga Weber und ihre Frauen wussten: Wir können Frauenchor." Bis die Männer allerdings so weit waren, auch gemeinsam mit den Frauen zu singen, dauerte es noch eine Weile.
Paul Kolb und Siegfried Gottwald hatten für die Ehrungen des Deutschen Chorverbandes und des Fränkische Sängerbundes die einschlägigen Abzeichen und Urkunden mitgebracht. Gemeinsam mit Vorsitzendem Manfred Simon, seiner Stellvertreterin Inge Reichert-Deurer und Ehrenvorsitzendem Georg Riedmann überreichten sie die Auszeichnungen an die Geehrten. Vom Verein gab es neben den Insignien auch noch einen Bocksbeutel als "Stimmöl". Natürlich hatten nicht alle Geehrten kommen können, hatten sich aus gesundheitlichen und privaten Gründen entschuldigt. Ihre Urkunden und Abzeichen werden sie trotzdem bekommen.